Schweizer Ingenieure verurteilt
26. September 2012Das Bundesstrafgericht in Bellinzona sprach die Angeklagten der "Förderung der Herstellung von Kernwaffen" schuldig. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Ingenieursfamilie bis 2003 Libyen bei der Entwicklung eines Atomwaffenprogramms geholfen hat, indem sie Technologie weitergegeben und spezielle Trainings organisiert habe.
Weil die Brüder Marco und Urs Tinner bereits lange in der Untersuchungshaft saßen, müssen sie ihre Haftstrafen in Höhe von 50 und 41 Monaten nicht antreten. Ihr Vater Friedrich wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Rädchen im Khan-Netzwerk
Die drei Männer hatten sich in dem Verfahren schuldig bekannt, Teile von Zentrifugen geliefert zu haben und im Netzwerk des pakistanischen Wissenschaftlers Abdul Qadeer Khan mitgewirkt hatten. Khan wird auch als "Vater der islamischen Atombombe" bezeichnet. 2004 wurde er auf Druck der USA in Pakistan unter Hausarrest gestellt. Zuvor hatte Khan zugegeben, seine Kenntnisse an Nordkorea, den Iran und Libyen auf eigene Faust weitergegeben zu haben. In den 1980er Jahren soll Khan zudem einen schwunghaften Handel mit Nuklearmaterial betrieben haben.
Anders als zunächst angenommen hielt das Gericht den Angeklagen nicht zugute, dass sie verdeckt auch mit dem Westen zusammengearbeitet und damit zur Zerschlagung des Netzwerkes um Khan beigetragen hatten. Die Zusammenarbeit mit amerikanischen Behörden sei keineswegs strafmildernd, sondern eine unerlaubte Maßnahme, stellte das Gericht fest.
Im Jahr 2009 hatte Urs Tinner erklärt, er habe dem US-Geheimdienst CIA geholfen, das Atomwaffenprogramm Libyens aufzudecken, indem er enthüllte, dass Libyen die erforderliche Ausrüstung zur Herstellung von Nuklearwaffen bekommen sollte.
kle/qu (dpa, rtr)