Schweizer stimmen für "Ehe für alle"
26. September 2021Bei dem Volksentscheid sprachen sich 64,1 Prozent der Wahlberechtigten für die "Ehe für alle" aus, wie die Behörden des Landes mitteilten. Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, kündigte eine rasche Umsetzung der neuen Bestimmungen an.
Von den Verfechtern der gleichgeschlechtlichen Ehe wurde das Ergebnis vielerorts als "historisch" bejubelt."Das ist ein Tag des Feierns, des Sieges nach achtjähriger Kampagne", sagte Deborah Haenni von der Vereinigung Libero, die das "Ja" propagiert hatte. Indem die Schweiz nun gleichgeschlechtliche Ehen erlaube, gleiche sie sich anderen Ländern hinsichtlich Offenheit und Fortschritt an, sagte Haenni.
Justizministerin Karin Keller-Sutter sagte, das neue Gesetz werde voraussichtlich zum 1. Juli 2022 in Kraft treten. Das Ja zur Ehe für alle sei "eine "Form der Anerkennung durch die Gesellschaft", sagte die Ministerin. Der Staat solle Menschen nicht vorschreiben, wie sie ihr Privatleben zu gestalten haben. "Wer sich liebt und heiraten will, soll dies künftig tun dürfen - egal in welcher Konstellation."
Das Parlament in Bern hatte, unterstützt von der Regierung, im vergangenen Jahr die Möglichkeit der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen. Homosexuelle Paare sollen demnach zivil heiraten oder ihre bereits eingetragenen Partnerschaften in eine Ehe umwandeln können. Der Gesetzestext sieht auch vor, dass gleichgeschlechtliche Paare gemeinsam Kinder adoptieren können. Lesbische Frauen können sich in einer homosexuellen Partnerschaft auch künstlich befruchten lassen.
Emotional aufgeladene Debatte
Die Schweizerische Volkspartei und konservative Gruppen wollten das verhindern. Sie hatten nach der Entscheidung aus Bern Unterschriften eingereicht und damit eine Volksabstimmung über die "Ehe für alle" durchgesetzt. Sie wollen die Ehe nur als Verbindung zwischen Mann und Frau akzeptieren. Den Initiatoren sind vor allem Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare oder Samenspenden für lesbische Paare ein Dorn im Auge. Das gefährde das Kindeswohl und bedeute "den Tod des Vaters", argumentieren sie.
Sieben Jahre lang wurde im Berner Parlament über die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare diskutiert. Im Dezember wurde die Änderung des Zivilgesetzbuches zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare schließlich angenommen. Erlaubt ist bisher nur eine eingetragene Partnerschaft, die jedoch rechtlich nicht der Ehe gleichgestellt ist.
qu/rb/kle (afp, dpa, epd, kna)