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Schwere Aufgaben für Österreichs Kanzler

Alexander Kudascheff, Brüssel4. Januar 2006

Österreich führt die europäischen Geschäfte und verteilt - nonchalant und charmant - Mozartkugeln. Was auch sonst - im Mozartjahr.

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Immerhin: der Kanzler Schüssel heißt immer noch Wolfgang Schüssel und nicht wie boshaft kolportiert wird: Wolfgang Amadeus Schüssel. Und der erste Konflikt des Jahres - zwischen der Ukraine und Russland - er wurde beigelegt - ehe die viel gerühmte, die geschmeidige österreichische Kongressdiplomatie überhaupt eingreifen musste. Niemand musste nach Wien, um dort zu tanzen - geschweige denn sich einen österreichischen Schmäh anzuhören, der normalerweise so unverständlich ist, dass die Diplomaten des Alpenlandes schon vor ihrer Ratspräsidentschaft sich selbst ermahnt haben, darauf zu verzichten. Zu missverständlich könnte sein, was die Österreicher charmant-boshaft in Worte verpacken. Damit ist die Tendenz klar: die Österreicher zeigen sich charmant, wendig, entschlossen, tatkräftig, aber nicht unbedingt von ihrer ganz typischen Seite - nämlich ironisch, skeptisch, auch mal zynisch.

Gegen den Trend

Dabei ist es vor allem der Kanzler aller Mozartösterreicher, dem in diesem Jahr besonders viel abverlangt wird: Er muss Europa führen, er muss es aus der Krise führen, er muss ihm Zuversicht verleihen ( auch, aber das nur als Nebensatz: weil je glanzvoller ihm das gelingt, desto eher werden ihn die Österreicher im Herbst wiederwählen, aber selbst das ist ungewiss) - und das gegen den Trend. Den Trend in Europa, der euroskeptisch und euromüde ist. Aber auch den Trend zuhause. Gerade einmal 32 Prozent in Österreich finden die EU gut - das ist noch weniger als in Großbritannien, man glaubt es kaum. Werbekampagnen auf dem Fiaker werden da wohl nicht reichen, um die Österreicher aus ihrer gemurmelten und empfundenen Skepsis herauszureißen - gerade auch weil die FPÖ (ohne Haider allerdings) ein Volksbegehren im Frühling plant: gegen die EU. Das wäre natürlich hochnotpeinlich für Schüssel und seine Koalition, übrigens auch für die oppositionellen Sozialdemokraten, die natürlich gegen Schüssel aber für die EU sind. Da wären Ratspräsidentschaft und Mozartjahr zusammen verhagelt. Und in der Alpenrepublik herrschte tristesse. Aber, wie man so schön und gepflegt sagt: "soweit san ma noch net. Wir lassens auf uns zukommen".

Wie soll es weitergehen?

Und außerdem sind die Erwartungen auch nicht zu hoch. Nachdem man sich die EU beim Geld geeinigt hat, wird 2006 ein Jahr zum Durchschnaufen und zum Durchatmen, zum Nachdenken darüber, wie es weitergehen soll in der Union. Mit der Erweiterung? Mit der Verfassung? Mit der neuen/alten Nachbarschaftspolitik? Also eher mit dem Grundsätzlichen. Und für diese grundsätzliche Nachdenklichkeit bietet sich wiederum Österreich durchaus an: Denn nirgendwo wird beim Heurigen so grundsätzlich gegrantelt wie in der republica austria, während einem das Wiener Schnitzel oder der Kaiserschmarrn zum Veltliner schmeckt. Also: die Zeichen sind gut, dass Europa von den Österreichern gut geführt wird. Man muss sie nur lassen wollen.