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Schwerer Neuanfang auch für den Hafen

Daniel Scheschkewitz, zurzeit New Orleans27. Februar 2006

30 Prozent des Hafens von New Orleans wurde vom Hurrikan Katrina zerstört. Inzwischen ist er wieder im Betrieb. Doch Umweltsünden der Vergangenheit und der Mangel an Arbeitskräften machen den Neuanfang schwierig.

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Noch immer sind die Folgen von Katrina überall sichtbarBild: dpa

Der Hafen von New Orleans liegt am Unterlauf des Mississippi, der sich südlich der Stadt in den Golf von Mexiko ergießt. Über den mächtigen Strom wird eine millionenschwere Fracht durch weite Teile der USA bis hinauf nach Kanada transportiert. Vor Katrina war der Hafen von New Orleans der größte Importhafen Amerikas für Stahl, Gummi und Sperrholz, und der zweitgrößte für Kaffee aus den Ländern Lateinamerikas. 380.000 Arbeitsplätze in ganz Amerika hingen am Hafen von New Orleans. Der Hurrikan brachte den Hafenbetrieb zunächst ganz zum Erliegen.

Garry La Grange, Chef des Hafens, erinnert sich an den Tag nach der Katastrophe. "Ich sprach mit Leuten aus der Schifffahrtindustrie und sie prophezeiten mir, dass in unserem Hafen im nächsten halben Jahr kein Schiff mehr anlegen würde. Ich aber sagte, in sechs Monate wären wir wieder bei 70 Prozent. Inzwischen sind fünfeinhalb Monate vergangen und ich bin froh sagen zu können, dass wir bei 80 Prozent angelangt sind, sagt La Grange.

Bild der Verwüstung

Der Hafen von New Orleans ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die New Orleans sechs Monate nach der verheerenden Flut vorzuweisen hat. Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus. 30 Prozent der Hafenanlagen wurden durch Katrina zerstört. "Einen Tag nach dem Sturm sind wir mit dem Boot rausgefahren, um den Schaden vom Wasser aus zu betrachten. Die Zerstörungen waren größer als wir zunächst vermutet hatten", erzählt La Grange. Dockanlagen waren aus ihrer Verankerung gerissen, Stahlmasten wie Streichhölzer in der Mitte auseinander gebrochen. Ganze Schiffe hatten sich aufeinander getürmt.

Soweit die auf den ersten Blick sichtbaren Schäden. Doch eines der größten Probleme des Hafens trat erst später zu Tage. Neben der natürlichen Verbindung zum Meer, dem Mississippi, hatte man 1963 mit dem Mississippi River-Gulf-Outlet einen zusätzlichen Kanal geschaffen, eine Art Abkürzung für den schnelleren Transport von Waren und Gütern. Doch mit dem Kanal kam auch zusätzliches Salzwasser ins Delta. Bäume starben ab und die natürlichen Marschlandschaften der Gegend wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Vermehrte Küstenerosion war die Folge.

Arbeitskräfte fehlen

Noch ist nicht entschieden, ob der Kanal für die Tiefseeschiffart wieder freigegeben werden kann. Neun Firmen, die von diesem Teil des Hafens aus operieren, müssen kompensiert und verlegt werden. "Wir bemühen uns sehr darum, das gesamte Frachtgeschäft, das wir vor Katrina hatten, vor Ort zu behalten. Deswegen verhandeln wir über die Verlegung einiger Firmen vom Mississippi River Outlet zum Mississippi selbst." Eine solche Verlagerung könnte zwei bis drei Jahre dauern. "Dockanlagen und Werften müssen neu aufgebaut werden. Bürogebäude, Lagerhallen, und Kühlhäuser. In der Zwischenzeit bedarf es eines Plans, um diese Firmen am Leben zu erhalten", sagt La Grange.

Das andere große Problem sind die Arbeitskräfte. Viele der Dockarbeiter wurden vorübergehend auf Booten der staatlichen Seefahrtagentur untergebracht. Aber ohne die Arbeitskräfte kann ein Hafen nicht funktionieren, und solange in New Orleans weiterhin Wohnungen fehlen und Schulen geschlossen bleiben, ist auch die Zukunft des Hafens bedroht.