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Schweres Nachbeben erschüttert Haiti

20. Januar 2010

Acht Tage nach dem vernichtenden Erdbeben in Haiti ist der Karibikstaat wieder von einem schweren Nachbeben erschüttert worden. Über neue Schäden und Opfer gibt es noch keine Informationen.

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Zerstörte Häuser in Port-au-Prince (Foto: AP)
Schweres Nachbeben in HaitiBild: AP

Neue schwere Erdstöße haben am Mittwoch (20.01.2010) die Menschen im Katastrophengebiet in Angst und Schrecken versetzt. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte erreichte das Beben diesmal eine Stärke von 6,1. Das Zentrum lag 60 Kilometer westsüdwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince in knapp zehn Kilometern Tiefe. Das Beben vom vergangenen Dienstag hatte eine Stärke von 7,0. In der Hauptstadt Port-au-Prince rannten zahllose Menschen aus noch nicht zerstörten Häusern in Panik auf die Straßen. Im Katastrophengebiet halten sich mittlerweile auch Tausende internationale Helfer und Soldaten auf, darunter zahlreiche Rettungsmannschaften aus Deutschland. Täglich treffen weitere Helfer und Journalisten in Haiti ein.

Trauer bei den Vereinten Nationen

Ban und Mitarbeiter mit Kerzen (Foto: AP)
Schweigeminute: UN-Generalsekretär Ban und MitarbeiterBild: AP

Die Regierung befürchtet, dass bei der Katastrophe vergangene Woche bis zu 200.000 Menschen ums Leben kamen. Auch für die Arbeit der Vereinten Nationen ist das verheerende Beben ein Schlag von bisher nicht gekanntem Ausmaß. Nach dem Einsturz des Gebäudes der UN-Mission in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince am vergangenen Dienstag sind etwa 50 Mitarbeiter tot aus den Trümmern geborgen worden. Weitere 500 werden noch vermisst. In einer bewegenden Trauerfeier hat die Belegschaft der Vereinten Nationen in New York ihrer gedacht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verbeugte sich symbolisch vor den Opfern und Vermissten. Unter den Toten ist auch der Leiter der UN-Mission in Haiti (MINUSTAH), Hédi Annabi. Ban legte einen Kranz mit weißen Blumen in der Lobby der UN-Generalversammlung nieder. Hunderte Angestellte, darunter viele Haitianer, Diplomaten und Journalisten, versammelten sich zu einer Schweigeminute. Der UN-Chor sang ein Trauerlied. Anschließend wurden vor dem Gebäude zahlreiche Kerzen angezündet.

Weiter furchtbare Zustände

In der verwüsteten Hauptstadt Port-au-Prince und Umgebung herrschen derweil weiter furchtbare Zustände. Trotz der immer stärker wirksamen Hilfsmaßnahmen haben viele Menschen - wie an den Tagen zuvor - weder ausreichend Nahrung noch Trinkwasser. Auch viele Verletzte warten immer noch auf erste medizinische Hilfe. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation konnten aber schon 13 provisorische Krankenhäuser in der Region von Port-au-Prince ihre Arbeit aufnehmen.

Eine 69-jährige Frau überlebte eine Woche in den Trümmern (Foto: AP)
Retter, Gerettete: Eine 69-jährige Frau überlebte eine Woche in den TrümmernBild: AP

Deutschen und mexikanischen Rettungskräften gelang es, eine 69-jährige Frau lebend aus den Trümmern der zerstörten Kathedrale von Port-au-Prince zu ziehen. Die Einsatzkräfte hoffen, dort noch mehr Überlebende retten zu können. An anderer Stelle wurde eine 25-Jährige aus den Trümmern eines Supermarktes gerettet. Unklar ist, wie die Menschen eine Woche lang überleben konnten. Nach UN-Angaben konnten rund 90 Menschen lebend aus den Trümmern geholt werden. Im Einsatz sind 52 Rettungsteams mit über 1800 Helfern und 175 Hunden.

Nadelöhr Flughafen

Das Nadelöhr für die Versorgung der Menschen ist der internationale Flughafen von Haiti, der auf Wunsch der Regierung des Landes von US-Truppen kontrolliert wird. Immer wieder beschweren sich Hilfsorganisationen über nur schleppend erteilte Landerechte und Bevorzugung der Flüge des US-Militärs. Mit Hochdruck wird daran gearbeitet, einen weiteren Flughafen und einen Seehafen für Hilfslieferungen zugänglich zu machen.

Vereinzelt wurde wieder von Plünderungen und Schießereien berichtet. Um gewalttätige Ausschreitungen zu stoppen, werden weitere Sicherheitskräfte nach Haiti geholt. Die Vereinten Nationen stocken ihr Kontingent in dem Karibikstaat um 3500 Blauhelmsoldaten und Polizisten auf insgesamt mehr als 12.500 auf. Auch die USA wollen ihre Militärpräsenz auf 12.500 Soldaten erhöhen.

Die internationale Hilfsbereitschaft für die Menschen in Haiti ist ungebrochen. So stockt etwa die Bundesregierung ihre Hilfe für die Opfer des Erdbebens um 2,5 Millionen Euro auf. Auch soll es den Bürgern erleichtert werden, Spenden an anerkennte Hilfsorganisationen steuerlich abzusetzen. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Spendengala von ZDF und "Bild"-Zeitung an. Allein bei dieser Veranstaltung wurden 17,9 Millionen Euro gesammelt.

Autor: Herbert Peckmann

Redaktion: Frank Wörner