Schweröl: Gefahr für die Gesundheit
30. Januar 2012Feinstaub aus Motoren und Kraftwerken ist für uns Menschen gefährlich. Wissenschaftler machen die feinen Partikel für Krebs, Herzkreislauferkrankungen und Asthma mitverantwortlich. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) war der Feinstaub vor zehn Jahren für rund 310.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr in Europa verantwortlich. Die durchschnittliche Lebenserwartung jedes Europäers sank nach WHO-Angaben durch Feinstaub um etwa neun Monate.
Diese Zahlen alarmierten viele Politiker in der EU, Gesetze zur Feinstaubreduktion wurden in den letzten Jahren erlassen, Kraftstoffe wurden sauberer und Abgasfilter bei Motoren zur Feinstaubreduktion in Europa eingeführt.
Schweröl ist Sondermüll
Während die Abgase im Autoverkehr dank strengerer Gesetze immer sauberer werden, sieht die Entwicklung in der Schifffahrt nicht so gut aus. Noch immer pusten die Ozeanriesen jede Menge giftigen Ruß ungefiltert aus. Nach einer Untersuchung der EU-Kommission sind Schiffsemissionen für 20 bis 30 Prozent aller Feinstäube an den Küstengebieten verantwortlich.
Das Schweröl für die Schifffahrt ist ein hochgiftiges Rückstandsöl aus den Erdölraffinerien. Würde das Restprodukt nicht in den Schiffen verbrannt, wäre die Entsorgung ein teurer Sondermüll.
Der Schwefelgehalt von Schweröl ist im Vergleich zum LKW-Diesel rund 3.500 Mal höher. Anders ausgedrückt: Die 20 größten Schiffe der Welt blasen so viel Schwefeldioxid in die Atmosphäre, wie alle Autos auf der Erde zusammen. Bei weltweit rund 50.000 Handelsschiffen tragen die ungefilterten Emissionen erheblich zum Versauern der Meere bei.
Klimaschädliche Russpartikel
Auch für die Erderwärmung sind die Russpartikel mit verantwortlich. Durch die vorherrschenden Winde werden sie auch in die Arktis geweht. Weil sich der dunkle Ruß auf der Oberfläche des Eises ablagert, werden die Sonnenstrahlen besser absorbiert und das Eis wärmt sich schneller auf. Wissenschaftler schätzen, dass insbesondere das Abschmelzen der Gletscher auf Grönland durch die Verschmutzung deutlich beschleunigt wird.
Umweltschützer und Gesundheitsexperten fordern rasche Veränderungen in der Schifffahrt. Die Reederein sollten auf das Schweröl verzichten und in die Schiffe Abgas- und Russfilter einbauen, fordert Dietmar Oelinger, Verkehrsexperte vom Naturschutzbund Deutschland im Interview mit der Deutschen Welle. Nach Einschätzung von Oelinger sind Abgasreinigungssysteme auch auf den Schiffen kein Problem. "An Land ist das längst üblich und auch auf hoher See möglich."
Das Schweröl der Schiffe ist billig, umweltfreundlicherer Schiffsdiesel kostet über 40 Prozent mehr. Die Reederein sträuben sich, diese Mehrkosten freiwillig zu zahlen. Die gesundheitlichen Folgen, die der Schiffsruß verursacht, tragen die Menschen allein. Auch die Kosten für Medikamente und Ärzte übernehmen die Verursacher nicht. Rechnet man alle Kosten zusammen, so Oelinger, der sich auf eine EU-Untersuchung beruft, "wäre ein sauberer Kraftstoff letztendlich drei- bis viermal günstiger."
Langwieriger Prozess
Zuständig für internationale Vorgaben in der Schifffahrt ist die IMO, die Internationale Maritime Organisation, eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Erst 2020 will die IMO das Schweröl auf See verbieten. Einige Hafenstädte nehmen inzwischen den Gesundheitsschutz ihrer Bürger selbst in die Hand und verbieten das Verbrennen von Schweröl in ihren Häfen. Umweltschutzorganisationen fordern zudem von der EU, dass sie sich auch im Mittelmeer für ein Schwerölverbot einsetzt. In der Nord- und Ostsee gibt es ein solches Verbot schon jetzt.
Nach Ansicht von Umweltschützern sollte die Schifffahrt aber auch grundsätzlich mehr in die Pflicht genommen werden. Derzeit ist die Schifffahrt für vier bis fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das ist mehr als der gesamte Luftverkehr. Und mit der Zunahme der globalen Arbeitsteilung nimmt auch der Schiffsverkehr weiter stark zu.
Autor: Gero Rueter
Redaktion: Judith Hartl