Schwesterduell im Finale von Melbourne
26. Januar 2017Schon jetzt steht fest: Die Siegerin der diesjährigen Australian Open heißt Williams. Nur der Vorname ist noch offen. Sowohl die 35 Jahre alte Serena Williams (l.) als auch ihre ein Jahr ältere Schwester Venus (r.) erreichten das Endspiel der Australian Open. Serena Williams hatte im Halbfinale keine Probleme mit der 34-jährigen Kroatin Mirjana Lucic-Baroni und siegte nach nur 50 Minuten glatt in zwei Sätzen. 6:2, 6:1. Mit einem siebten Titel würde die US-Amerikanerin die im Achtelfinale ausgeschiedene Titelverteidigerin Angelique Kerber wieder als Weltranglisten-Erste ablösen. Zudem fehlt ihr nur noch ein Sieg zum 23. Grand-Slam-Einzeltitel - einer mehr als der bisherige Profirekord, den sie sich mit Steffi Graf teilt.
Venus Williams: "Mehr, als ich erträumt habe"
Venus Williams zog in einem US-Duell mit 6:7 (3:7), 6:2, 6:3 gegen Kerber-Bezwingerin Coco Vandeweghe nach der Rekord-Wartezeit von 14 Jahren in ihr zweites Melbourne-Endspiel ein und ist nun die älteste Australien-Finalistin der Profi-Ära. Die 36-Jährige musste sich für den Sieg gegen Vandeweghe mächtig abmühen. "Das bedeutet mir so viel - vor allem, weil sie so unglaublich gespielt hat. Ich musste die ganze Zeit verteidigen", sagte die Gewinnerin von sieben Grand-Slam-Titeln nach dem Einzug in ihr 15. Grand-Slam-Finale. "Das ist mehr, als ich mir erträumt habe."
Nach einer überstandenen Krankheit, die zu chronischer Erschöpfung führte, hat Venus Williams noch einmal zu alter Form gefunden. Nach dem ausgeglichenen ersten Satz agierte die Nummer 17 der Welt viel effektiver als Vandeweghe, die in dem 2:26 Stunden langen Match nur eine von 13 Breakchancen nutzte. Venus Williams verwandelte dagegen fünf von neun Breakbällen gegen die Nummer 35 der Welt.
Serena Williams: "Meine härteste Gegnerin"
"Ich habe das Match nicht gesehen. Ich bin sehr stolz auf Venus. Sie ist eine große Inspiration, meine große Schwester. Sie ist meine Welt, mein Leben, sie bedeutet mir alles. Das Finale ist der größte Traum, der für uns wahr wird", sagte Serena Williams nach dem Erfolg über die müde wirkende 34-jährige Lucic-Baroni, die auch ihr zweites Grand-Slam-Halbfinale nach Wimbledon 1999 gegen Steffi Graf verlor. Serena Williams tritt zum 28. Mal bei einem Turnier gegen ihre Schwester an. Im direkten Vergleich führt sie mit 16:11. Im Jahr 2003 hatte sie in Melbourne das Endspiel gewonnen, auch im bislang letzten Grand-Slam-Finale gegeneinander 2009 in Wimbledon holte Serena den Titel. "Sie ist meine härteste Gegnerin, niemand hat mich so oft geschlagen", sagte Serena Williams. "Egal, was passiert, wir haben gewonnen. Wir haben so viel durchgemacht. Eine Williams gewinnt dieses Turnier."
Überraschungsgast im Herrenfinale
Der erste Finalist für das Herrenfinale stand nach drei Stunden und fünf Minuten fest: Der Schweizer Roger Federer bezwang seinen Landsmann Stan Wawrinka in einem dramatischen Spiel mit 7:5, 6:3, 1:6, 4:6 und 6:3. Der viermalige Australian-Open-Sieger und ehemalige Tennis-Weltranglisten-Erste trifft am Sonntag entweder auf seinen langjährigen Rivalen Rafael Nadal aus Spanien oder den Bulgaren Grigor Dimitrow.
Federer steht erstmals seit sieben Jahren wieder im Endspiel von Melbourne. Dort greift der Rekordsieger bei Grand-Slam-Turnieren dann nach seiner 18. Trophäe. "Ich habe nie in meinen wildesten Träumen gedacht, dass ich hier so weit kommen könnte", sagte Federer nach dem Spiel. Der nur an Position 17 gesetzte Superstar wartet seit seinem Triumph in Wimbledon im Juli 2012 auf einen weiteren Major-Coup. Seitdem hat der "Maestro" drei Grand-Slam-Finals verloren: zwei in Wimbledon (2014, 2015) und eines bei den US Open (2015).
Einbruch im dritten Satz
Zwei Tage nach seinem deutlichen Dreisatz-Erfolg gegen den Deutschen Mischa Zverev startete Federer hochkonzentriert in sein 99. Match bei den Australian Open. Seinen vierten Breakball nutzte er nach 50 Minuten zum Gewinn des ersten Satzes. Auch in der Folge blieb Federer am Drücker. Nachdem Wawrinka das Break zum 2:4 kassiert hatte, brach der 31-Jährige sein Racket entzwei, erhielt eine Verwarnung und musste wenig später auch den zweiten Durchgang abgeben.
Doch Federer bekam nun Probleme mit seinem Service und fabrizierte eine Menge unerzwungener Fehler. Bezeichnend, dass er gleich dreimal in Folge sein Aufschlagspiel verlor. Nach dem vierten Satz nahm Federer eine medizinische Auszeit in den Katakomben. Die Vorentscheidung im fünften Satz fiel, als Federer nach einem Doppelfehler seines Davis-Cup-Kollegen das Break zum 4:2 gelang. In der Box zeigte Ehefrau Mirka schon voller Zuversicht die Siegerfaust. Wenig später machte der viermalige Melbourne-Champion seinen sechsten Endspieleinzug perfekt.
Federer ist mit 35 Jahren und 176 Tagen der älteste Spieler seit dem Australier Ken Rosewall 1974 in Flushing Meadows (39), der wieder im Finale eines der vier weltweit größten Tennisturniere steht.
sn/og (sid, dpa)