Schöne Ostern: Der Hase in der Kunst
Meister Langohr ist nicht nur österlicher Eierlieferant. Der Hase ist auch ein beliebtes Modell von Künstlerinnen und Künstlern.
Tina Oelker: 1000 Hasen
Die Hamburger Künstlerin malt hauptberuflich Hasen: 1000 sind es bis 2021 geworden, alle in anderem Stil, nur das Motiv ist dasselbe geblieben. Das gebe ihr die Freiheit, stilistisch zu experimentieren. Hasen spielen in allen Kulturen eine Rolle, sagt Oelke. Ihr Wissen als Hasenexpertin hat sie im Buch "Von Hasen + Göttern 2001-2021" zusammengefasst.
Griechische Vasenmalerei
Schon in der Antike war der Hase als Jagdobjekt sehr beliebt. Doch das Tier war fruchtbar, die Art überlebte. Daher galt der Hase als Symbol für Lebenskraft und sexuelle Begierde - Attribute, die man im 5. Jahrhundert v. Chr. gern symbolisch darstellte. Unser Bild zeigt einen "Symposiasten": einen Mann, der an einem Symposium teilnimmt und dabei träumerisch seinen Hasen streichelt.
Albrecht Dürer: Junger Feldhase
Dürers Aquarell von 1502 ist weltberühmt. Und hing früher in vielen Wohnzimmern in Deutschland. Das Original ist inzwischen so empfindlich und kostbar, dass es im Wiener Albertinum nur alle fünf Jahre ausgestellt wird. Bemerkenswert: In der über 500 Jahre alten Naturstudie steht der Hase als Tier für sich und nicht als religiöses oder mythisches Symbol.
Antonius: Hase im Nest
Ob Hase oder Kaninchen, darauf kommt es nicht an: Von der griechischen Antike bis heute schmückt das Langohr Gemälde und Skulpturen. Der deutsch-amerikanische Fotokünstler Antonius führt die Tradition fort - mit einer an Dürer angelehnten fotografischen Inszenierung eines Feldhasen. Extrem naturalistisch: Man hört förmlich das Heu knistern und den Hasen schnüffeln...
Sigmar Polke: Dürer-Hase
Auch ohne den Titel wäre er leicht zu erkennen: Dürers naturgetreue Studie hat unzählige Nachfolger gefunden. Sigmar Polke schuf seinen Dürer-Hasen 1970 nur als Silhouette aus Gummiband und Nägeln. Auf den Umriss und das in unserem Foto nur angeschnittene AD-Monogramm Dürers reduziert, ist Polkes Arbeit auch Kommentar zu den zahlreichen Fälschungen und Kopien des Werks.
Weintrauben fressender Hase
Das Motiv des Weintrauben fressenden Hasen war bei den Römern beliebt. Es gibt ihn beispielsweise als Wandmalerei schon aus dem 1. und als Mosaik aus dem 3. Jahrhundert. Dieser koptische Webteppich entstand im 6. Jahrhundert in Ägypten. Der Früchte naschende Hase war selbst zum Verzehr bestimmt. Offensichtlich fand man diese Vorstellung reizvoll.
Drei-Hasen-Fenster
Im Kreuzgang des Paderborner Doms findet sich das berühmte Drei-Hasen-Fenster, das ein Steinmetz Anfang des 16. Jahrhunderts meißelte. Das Motiv der drei Hasen gab es schon in römischer Zeit, zum Beispiel in der Form von Öllampen. In der christlichen Ikonografie stehen die über die Ohren verbundenen "Dreiohrhasen" als Symbol für die Dreifaltigkeit.
Jeff Koons und sein Rabbit
Diese Stahlskulptur hat Jeff Koons nach einem aufblasbaren Kunststoffhäschen gearbeitet. Sie gehört zu den Ikonen der Postmoderne. Der US-amerikanische Künstler schuf sie 1986 innerhalb der Serie "Statuary", die banale Alltagsgegenstände als Vorlage benutzte. 2007 blähte er das Motiv zu einem überdimensionalen Helium-Ballon auf, der publikumswirksam durch die Straßen New Yorks gezogen wurde.
Florentijn Hofman: Weißer Riesenhase
Und noch ein gigantisch vergrößerter Hase. Hofman postiert seine Riesentiere in der ganzen Welt. Diesen Hasen ließ er 2014 im Kreis Taoyuan auf Taiwan sonnenbaden. Der niederländische Künstler versteht seine nach banalen Massenprodukten gestalteten Skulpturen nicht als Tiere, sondern als "Abstraktionen von Spielzeugen". Der fruchtbare Hase - am Ende ein Symbol für billige Reproduzierbarkeit.
Der Hase mit den Bernsteinaugen
Auch wenn das Foto dieser japanischen Elfenbeinschnitzerei ein bisschen an ein Kamel erinnert - es ist tatsächlich der berühmte "Hase mit den Bernsteinaugen", der dem Bestseller von Edmund de Waal seinen Titel gab. Das daumengroße Netsuke, ein Gürtelanhänger, ist einer von vielen Belegen dafür, dass der Hase auch in der ostasiatischen Kunst präsent ist.
Bunny Statue
Der Hase gehört zu den beliebten Motiven der klassischen chinesischen Tuschemalerei. Aber auch viele moderne Künstler haben sich mit dem Hasen beschäftigt. Im Pekinger Kunstquartier 798 begegnet man ihm sozusagen in freier Szene-Wildbahn und überlebensgroß.
Ai Weiwei: Zodiac-Hase
Der Hase ist eines der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und 2023 das Jahr des Hasen. Ai Weiweis Bronzeskulptur bezieht sich auf die Geschichte des europäisch-chinesischen Austauschs. Sie bildet einen kleineren Schädel nach, den zwei Jesuiten im 18. Jahrhundert für den chinesischen Kaiser geschaffen hatten. Hundert Jahre später hatten britische Soldaten ihn und elf weitere Tierköpfe gestohlen.