Selbstbewusstsein und Zuversicht in der IT-Branche
10. März 2005
"Das Schiff hat wieder Fahrt", sagt der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, Willi Berchtold. Viele Unternehmen geben inzwischen wieder mehr Geld für neue Informations- und Kommunikationssysteme aus. "Sie ersetzen Tischcomputer durch leichte Notebooks, versorgen ihre Mitarbeiter über mobile Internetanschlüsse mit einem elektronischen Zugang zum Büro und optimieren ihre Software, um Geschäftsprozesse effizienter zu machen."
Zuwachsraten mit Begehrlichkeiten
Von zweistelligen Zuwachsraten wie Ende der 1990er Jahre ist die Branche allerdings immer noch weit entfernt. Nach einem Zuwachs von 2,5 Prozent 2004 erwartet BITKOM im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 3,4 Prozent auf 136 Milliarden Euro. Das Wachstum könnte noch höher ausfallen, wenn es nicht Begehrlichkeiten wecken würde - bei den Verwertungsgesellschaften für Wort, Musik und Film, bei den Überwachungsbehörden, bei der Politik.
100 Millionen Euro wendet die Branche demnächst für die Entsorgung von Elektronikschrott auf. 180 Millionen Euro wird der Beschluss der Bundesländer kosten, Computer und Handys mit Internetanschluss mit Rundfunkgebühren zu belegen. 500 Millionen Euro Abgaben drohen durch das neue Urheberrecht für digitale Medien. Internetprovider sollen Daten speichern, die von den Strafverfolgungsbehörden überhaupt nicht gebraucht werden - auch das kostet Geld. Und die Finanzämter schließlich wollen die Abschreibungfristen für betrieblich genutzte Software von drei auf zehn Jahre verlängern. "Daraus ergeben sich drohende Belastungen von über einer Milliarde Euro pro Jahr", rechnet Berchthold vor.
Jobmaschine IT-Branche?
Erstmals seit dem Boomjahr 2000 sollen im laufenden Jahr wieder 10.000 Jobs geschaffen werden. "Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend mittelfristig festigen wird", sagt Davide Villa, der Europa- Vorstandsvorsitzende der Online-Jobbörse Monster. Innerhalb der Branche sind besonders Softwareentwicklung und -einführung und IT-Consulting gefragt. "Danach folgen SAP-Beratung, Programmierung, Datenbanken, Netzbetreuung und Systemprogrammierung."
Dabei verteilen sich die Stellen auf Informationstechnologen, die ein Hochschuldiplom haben und auf solche, die eine Ausbildung in den IT-Berufen abgeschlossen haben. "Wir beobachten einen Trend zu Hoch-Qualifizierten", sagt Pfisterer. Promovierte Informatiker seien damit aber nicht unbedingt gemeint. Gute Möglichkeiten räumt er all jenen ein, die nach sechs Semestern mit einem Bachelor abschließen. Praxisorientierung heißt das Zauberwort.
Konsolidierung und Weiterentwicklung
Die Hersteller von Unterhaltungselektronik zeigen auf der CeBIT unter anderem die zunehmende Vernetzung von Geräten sowie Flachbildschirme. Die Unterhaltungselektronik ist inzwischen fester Bestandteil der CeBIT. "Die Menschen sind wieder begeistert von modernen Technologien", sagt der BITKOM-Chef. "Hochwertige Kamera-Handys mit farbigen Bildschirmen, digitale Musikspieler für unterwegs oder DVD-Rekorder für das Heimkino sind gefragt."
Aber längst nicht alle Firmen aber haben ihre Konsolidierung hinter sich - Beispiel: das Handy-Geschäft von Siemens. Zwar boomt weltweit der Verkauf von Handys, doch die Mobilfunk-Sparte des Münchner Elektrokonzerns verkauft weniger Geräte und schreibt aktuell rote Zahlen. Siemens habe bei neuen Trends öfters den Anschluss an die Konkurrenz verloren, etwa bei Kamerahandys, heißt es in der Branche. Nun wird gerätselt, was der neue Siemens-Chef Klaus Kleinfeld mit der Sparte vor hat: Sanierung, Partnersuche oder Verkauf.