FIFA-Chef Blatter vor der Wiederwahl
29. Mai 2015Es waren turbulente Stunden für Sepp Blatter, doch das schlimmste Szenario für den FIFA-Chef bleibt nun doch aus. Lange hatten die Delegierten des europäischen Fußballverbands UEFA hin und her überlegt, ob sie der Wahl an diesem Freitag fernbleiben sollen, aber dann verkündete UEFA-Boss Michel Platini, dass seine Mitglieder nun doch mit abstimmen wollen - allerdings größtenteils für den Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien.
Mit der Strategie, dem chancenlosen Prinzen möglichst viele Stimmen zu verschaffen, möchten die europäischen Länder Sepp Blatter zumindest symbolisch schwächen. Doch das dürfte den 79-Jährigen nicht allzu sehr belasten, kann er sich doch auf die treuen Verbände aus Afrika (CAS) und Nord- und Mittelamerika (CONCACAF) verlassen, die gemeinsam auf 89 Stimmen kommen. Die europäische UEFA hat dagegen nur 53 Stimmen.
Platinis erfolgloser Versuch
UEFA-Chef Michel Platini hatte am Donnerstag offenbar noch mit Blatter gesprochen und diesen aufgefordert, zurückzutreten. Damit blieb er allerdings erfolglos. "Er hat zugehört, aber gesagt, es wäre zu spät", berichtete Platini in einer Pressekonferenz von dem Treffen und hatte bei dieser Aussage eigenem Bekunden zufolge Tränen in den Augen.
Es sieht also alles danach aus, als würde der krisenerprobte Schweizer seine fünfte Amtszeit antreten können, doch zumindest werden die kommenden Monate für die FIFA nicht ohne weitreichende Folgen sein. Nach den neuerlichen Festnahmen von Spitzenfunktionären wollen nicht nur zahlreiche Sponsoren ihre Zusammenarbeit mit dem Weltverband überdenken - auch bei den Vereinten Nationen will man die Beziehungen zur FIFA überprüfen. "Wir schauen uns die bestehenden Partnerschaften sehr genau an und beobachten, wie sich die Situation entwickelt", sagte ein UN-Sprecher am Donnerstag in New York.
G7 soll FIFA thematisieren
Und auch beim anstehenden G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern soll der jüngste Korruptionsskandal thematisiert werden. "Die extreme Selbstbedienung einiger FIFA-Funktionäre ist derartig schädlich für alle internationalen Bemühungen um die Bekämpfung der Korruption, dass die G7 hier ein deutliches Wort finden sollten", erklärte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann.
Sein Parteikollege Heiko Maas forderte im Fall einer nachgewiesenen Korruption eine Neuvergabe der Fußball-WM 2018 und 2022. "Wenn sich herausstellt, dass Stimmen gekauft worden sind, ist eine darauf basierende Entscheidung wohl kaum zu halten. Maßgeblich für die Vergabe einer WM darf doch nicht sein, wer die höchsten Schmiergelder zahlt", sagte der Bundesjustizminister in einem Zeitungsinterview.
Am Mittwoch waren in einem Züricher Hotel sieben hohe Funktionäre der FIFA verhaftet worden. Die Festnahmen gehen auf Ermittlungen in den USA zurück, insgesamt stehen 14 Personen unter Korruptionsverdacht. Gleichzeitig beschlagnahmte die Schweizer Bundesanwaltschaft in der FIFA-Zentrale wichtige Dokumente zur Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar. Auch hier geht es um mögliche Korruption und Bestechlichkeit.
djo/gmf (afp, dpa, rtr)