Sex macht ältere Männer krank
7. September 2016Das Schöne vorweg: Die meisten Menschen haben offenbar bis ins hohe Alter Lust auf Sex. Und hohes Alter bedeutet: auch jenseits der 75.
So sagt eine Studie, dass unter den 75-Jährigen noch 61 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer regelmäßig sexuelles Verlangen haben. Immerhin knapp 40 Prozent jenseits der 60 erfreuen sich an einem erfüllten Sexualleben. Sex ist gesund, sagen Mediziner, er hält uns jung und gelenkig, stimuliert unser Hormonsystem und macht uns glücklich.
Nun gibt es aber zumindest für die betagteren Männer schlechte Nachrichten: Bei einer neuen Studie aus den USA - durchgeführt von Wissenschaftlern der Universität Michigan - kam heraus, dass Sex für reifere Männer gewisse Gesundheitsgefahren birgt.
Vor allem leiden sie häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagt Hui Liu, die Hauptautorin der Studie. Auf ältere Frauen wirke sich Sex dagegen positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Die Soziologin untersuchte insgesamt 2204 Männer und Frauen, die zwischen 57 und 85 Jahre alt waren. Ein Teil der Senioren war sexuell aktiv, ein Teil enthaltsam. Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift "Journal of Health and Social Behavior" veröffentlicht wurden, überraschten die Wissenschaftler. Sie "stellen die verbreitete These infrage, wonach sexuelle Beziehungen für alle gleichermaßen gesund sind", so Hui Liu.
Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
Befriedigender Sex und regelmäßige Orgasmen können bei älteren Frauen das Risiko von Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern. Ursache dafür könnte das Sexualhormon Ocytocin sein, das beim weiblichen Orgasmus freigesetzt wird.
Bei Männern im gleichen Alter wächst dagegen die Gefahr, an Bluthochdruck und beschleunigtem Herzrhythmus zu erkranken. Hatten sie mindestens einmal pro Woche Sex, stieg das Risiko eines Herzinfarkts in einem Zeitraum von fünf Jahren etwa doppelt so hoch an wie bei den sexuell enthaltsamen Studienteilnehmern.
Stress beim Sex
Woran das liegt? Hui Lui vermutet, dass der Stress schuld sein könnte. Zwar kann der Mann - anders als die Frau - bis ins hohe Alter fruchtbar bleiben. Trotzdem verändern sich eine Menge Dinge im Laufe seines Lebens.
Beispielsweise nehmen Knochen- und Muskelmasse mit der Zeit ab, der Körper produziert weniger Testosteron, also weniger männliche Hormone. Die Blutgefäße verlieren ihre Elastizität, die Arterien werden enger, manchmal verkalken sie.
All das führt dazu, dass Männer im Alter oft länger brauchen, bis ihr bestes Stück einsatzbereit ist. Der schon etwas in die Jahre gekommene Penis rafft sich nicht mehr gern von allein auf und wird nicht mehr so steif wie früher. Samenerguss und Orgasmus bleiben manchmal ganz aus.
Auch die Einnahme von Medikamenten gegen Erektionsstörungen führt zum erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei älteren Männern bei.
Aber was ist nun das Fazit, was die Konsequenz aus der Studie? Dass ältere Männer vorsichtig sein sollen und besser auf Sex verzichten sollten? Bitte nicht! Denn Spaß an Erotik und Sexualität hält jung, schön, neugierig und fit. Dazu haben wir jetzt keine empirische Studie, das behaupten wir einfach einmal so.