Shortlist Booker Prize: Satire und Historie
7. September 2022Die sechs für den Booker Prize nominierten Bücher spielen "zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten und handeln alle von Ereignissen, die in gewisser Weise überall passieren und uns alle betreffen". So die Worte von Neil MacGregor - Juryvorsitzender und ehemaliger Direktor des British Museum - anlässlich der Vorstellung der Shortlist.
Die jeweils drei nominierten Frauen und Männer vereinen fünf Nationalitäten auf vier Kontinenten. Der größte Teil der Shortlist ist von realen Ereignissen inspiriert, denen sie sich teils satirisch annähern. Die Schriftstellerin NoViolet Bulawayo etwa erzählt in "Glory" vom Sturz des Diktators Robert Mugabe und wählt dazu die Perspektive von sprechenden Tieren. "Eine der größten Stärken der Sprache ist es, uns selbst inmitten schrecklicher Ereignisse zum Lachen zu bringen", sagte MacGregor.
Mit dem 87-jährigen Alan Garner ist der bislang älteste Schriftsteller in der Geschichte dieses Literaturpreises nominiert. Am Tag der Preisverleihung am 17. Oktober feiert der Fantasy-Autor seinen 88. Geburtstag. Garner beschreibt in "Treacle Walker" einen Jungen, der magische Visionen hat.
Mit Claire Keegans "Small Things Like These" steht auch das bis dato kürzeste Buch in der Booker-Historie auf der Shortlist. Es umfasst 116 Seiten. Keegan erzählt von unverheirateten Frauen und ihren Kindern in Irland, die im Magdalenenheim, einer Besserungsanstalt, leben und leiden müssen. Das Buch wurde bereits in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
Die Hälfte der nominierten Bücher sind bei kleinen Verlagen veröffentlicht worden. "The Trees" des US-Amerikaners Percival Everett über Rassismus und "The Seven Moons of Maali Almeida" des sri-lankischen Schriftstellers Shehan Karunatilaka sind sogar die ersten Veröffentlichungen der Verlage Influx Press und Sort of Books. Außerdem nominiert ist die US-amerikanische Beststeller-Autorin Elizabeth Strout, die in "Oh William" ihre aus früheren Romanen bekannte Protagonistin Lucy Barton durch das schmerzvolle Ende ihrer Ehe führt.
Der Booker Prize gilt als wichtigste Literaturauszeichnung Großbritanniens. Er ist mit 50.000 Pfund (rund 58.000 Euro) dotiert. Ausgezeichnet werden Autoren, die auf Englisch schreiben und deren Werke in Großbritannien erscheinen. Bis 2019 firmierte die Auszeichnung unter "Man Booker Prize".
Der Preis wird seit 1969 vergeben und war bis 2013 Autorinnen und Autoren aus dem britischen Commonwealth und Irland vorbehalten, deren Romane in Großbritannien veröffentlicht wurden. Seit 2014 sind auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus anderen englischsprachigen Ländern zugelassen. Neben dem Booker Prize gibt es noch den Booker International Prize. Ausgezeichnet werden damit Romane aus der ganzen Welt, die ins Englische übersetzt wurden.