Sibirien: Der Kampf um den Permafrost
Einer der kältesten Orte des Planeten liegt 130 km südlich der arktischen Küste Russlands. Hier versuchen Wissenschaftler in einem Projekt, das Auftauen der Permafrostböden aufzuhalten.
Kamele für mehr Permafrost
Sergej Zimov, 66, arbeitet als Wissenschaftler an der Northeast Science Station in einem entlegenen Teil Russlands. Dort, im Pleistozän-Park in Jakutien, setzt er sich für eine beinahe surreal anmutende Idee ein, um das Tauen des Permafrosts zu verlangsamen. Die Idee ist, das Ökosystem der Region während der letzten Eiszeit, die vor 11.700 Jahren endete, nachzuahmen. Wenigstens in kleinem Stil.
Nachahmung der Eiszeit
In diesem Projekt soll das Gebiet des Pleistozän-Parks mit großen Pflanzenfressern wie Bisons, Kamelen und Moschusochsen besiedelt werden. Die Tiere, so Zimov, zertrampeln den Schnee und machen ihn dadurch kompakter, so dass Minusgrade den Boden besser gefrieren lassen können.
Eisiger Arbeitsplatz
Im Melnikov Permafrost Institute greift der Wissenschaftler Nikolaj Bascharin einen riesigen Stierschädel, den der tauende Permafrost freigegeben hat. Das unterirdische Labor des Instituts, in dem die Auswirkungen des Klimawandels auf die hiesigen Böden erforscht werden, wurde 15 Meter unter der Erdoberfläche gebaut. Seine Durchschnittstemperatur schwankt zwischen minus 8 und minus 5 Grad Celsius.
Deformierte Landschaft
Im Dorf Tschurapscha in Jakutien, erkennt man deutlich die Folgen des schwindenden Permafrostes. Diese Hügel und Reliefs, auch Thermokarst oder Kryokarst genannt, sind typisch für Orte, an denen sich der Permafrost zersetzt hat. Das im Boden enthaltene Eis ist geschmolzen. Dadurch verringert sich das Volumen der im Boden gespeicherten Feuchtigkeit, und die Landoberfläche sinkt ein.
Zerstörte Lebensgrundlage
Nicht nur Gebäude werden durch den Rückgang des stützenden Permafrosts beschädigt. Durch das Auftauen besteht auch die Gefahr, dass riesige Mengen an Treibhausgasen freigesetzt werden. Mammutknochen und uralte Pflanzen verlieren ihre eisige Schutzschicht und werden zersetzt. Die entstehenden Methangase gelangen in die Atmosphäre.
Keine einfachen Lösungen
Nikita Zimov, der Direktor des Pleistozän-Parks hält ein Stück eines Mammut-Stoßzahns in der Hand. Ihm zufolge können nur zahlreiche weltweit vernetzte kleine Lösungen gemeinsam die Erderwärmung aufhalten. "Wir arbeiten daran, zu beweisen, dass diese Ökosysteme bei der Bekämpfung helfen", sagte er, "aber natürlich reichen unsere Bemühungen allein nicht aus."
Alte Technik - neu genutzt
In der Nähe der Stadt Tschersky befindet sich diese alte Sendestation, die jetzt von der Northeast Science Station genutzt wird. Wissenschaftler sagen, dass die Emissionen aufgrund der schieren Menge an verrottender organischer Materie, die im Inneren des Permafrosts eingeschlossen ist, irgendwann die Industrieemissionen der Europäischen Union erreichen oder sogar übertreffen könnten.
Wertvoller Bodenschatz
Sergej Zimov hält einen Eiskristall in der Hand. Er wird im unterirdischen Bereich der Northeast Science Station im Pleistozän-Park gelagert. Nach Ansicht von Zimov hat die COVID-19-Pandemie gezeigt, dass das Auftauen des Permafrosts bereits begonnen hat, erhebliche Mengen Treibhausgase freizusetzen, obwohl die Fabriken während der Pandemie ihre Tätigkeit weltweit deutlich eingeschränkt hatten.
Überprüfung der Treibhausgassensoren
Vadim Meschtscherijakow, ein Mitarbeiter des Pleistozän-Parks, überprüft Treibhausgassensoren in der Ambolikha-Station außerhalb der Stadt Tschersky. Der Anteil an Methan in der Atmosphäre habe noch nie so schnell zugenommen wie heute, und das hänge mit dem schwindenden Permafrost zusammen, sind die Wissenschaftler überzeugt. Dabei berufen sie sich auf Daten globaler Überwachungsstationen.
Gekommen, um zu bleiben
Sergej Zimov untersucht verschiedene Materialien, die unterirdisch im Permafrost gelagert waren. Der seit Jahrzehnten hier tätige Wissenschaftler ignorierte in den 1990ern den Befehl, die Arktis zu verlassen, nachdem die Sowjetunion zusammengebrochen war. Stattdessen fand er Mittel, um die Nordost-Wissenschaftsstation in der Nähe der teilweise verlassenen Stadt Tschersky in Betrieb zu halten.