Sieben Festnahmen bei Anti-Terror-Einsatz
18. November 2015Die Jagd auf die Verantwortlichen der Anschläge von Paris hat einen neuen dramatischen Höhepunkt erlebt: Bei der Erstürmung einer Wohnung in der Pariser Vorstadt Saint-Denis (weitere Einzelheiten finden Sie hier) sprengte sich eine Frau in die Luft, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein zweiter "Terrorist" starb durch "Projektile und Granaten".
Wo ist Abdelhamid Abaaoud?
Der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte nach dem Ende des Einsatzes, die Ermittler hätten den mutmaßlichen Drahtzieher der Terrorserie vom Freitag, Abdelhamid Abaaoud, in der "konspirativen Wohnung" in Saint-Denis vermutet. Es habe insgesamt sieben Festnahmen gegeben.
Laut Molins wurde die Identität der Verdächtigen in der Wohnung bisher nicht geklärt - und damit auch nicht, ob sich der 28-jährige Abaaoud dort befand. Der Belgier gilt als wichtige Figur der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und als möglicher Kopf hinter den Anschlägen von Freitagabend, bei denen 129 Menschen getötet und 352 Menschen verletzt worden waren. Abaaoud, der auch mehrere weitere Anschlagsprojekte in Belgien und Frankreich koordiniert haben soll, war bisher in Syrien vermutet worden.
Heftige Schusswechsel
Der Einsatz begann um 4.20 Uhr morgens in Saint-Denis. Die Verdächtigen hatten sich in einer Wohnung verschanzt. Bei heftigen Schusswechseln wurden sechs Polizisten leicht verletzt, ein Polizeihund wurde erschossen. Die Polizei riegelte das Gebiet weiträumig ab, ein Hubschrauber überflog die Gegend. Auch rund 50 Soldaten waren zur Sicherung des Gebiets im Einsatz. Die Anwohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. 15.000 bis 20.000 Anwohner saßen in ihren Wohnungen fest, wie der Beigeordnete Bürgermeister Stéphane Peu der Zeitung "Le Parisien" sagte. Er berichtete von einem fast ununterbrochenen Schusswechsel, der eineinviertel Stunde gedauert habe. Etwa 15 Menschen, darunter Kinder, seien aus dem gestürmten Gebäude in Sicherheit gebrachtworden. "Es gibt keine Verletzten unter den Bewohnern", sagte Peu. Die Schulen im Stadtzentrum von Saint-Denis blieben geschlossen, der Nahverkehr in der Gegend wurde eingestellt.
Mindestens ein Attentäter weiter auf der Flucht
Bei dem tödlichsten Anschlag in der Geschichte Frankreichs am Freitag hatten drei Gruppen schwerbewaffneter Attentäter die Konzerthalle Bataclan, eine Reihe von Cafés und Restaurants und das Stade de France attackiert. Zu den Anschlägen bekannte sich der IS, sieben Angreifer kamen ums Leben. Mindestens ein weiterer Attentäter ist vermutlich auf der Flucht.
Die Polizei sucht dringend nach dem 26-jährigen Salah Abdeslam, dessen Bruder unter den Attentätern war. Ein Video deutet zudem darauf hin, dass ein dritter Attentäter in dem schwarzen Seat war, der bei den Angriffen auf die Cafés und Restaurants benutzt wurde. Bisher wurden vier der sieben getöteten Attentäter identifiziert, bei einem fünften wurde ein syrischer Pass gefunden, der aber womöglich gefälscht ist.
118 Razzien in einer Nacht
Unterdessen teilte die Regierung mit, dass alle 129 Opfer der Anschläge identifiziert wurden. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die Polizei habe in der Nacht zu Mittwoch 118 Hausdurchsuchungen vorgenommen und 29 Personen inhaftiert. 34 Waffen seien dabei beschlagnahmt worden.
cr/wl (afp, dpa, rtr)