... sieh, das Gute liegt so nah
23. März 2003Wer auf Reisen in unsichere Weltregionen verzichtet, der braucht keinen Reiseführer mehr. "Nach dem 11. September 2001 haben wir zirka 30 Prozent weniger USA-Titel verkauft. Die größte Gefahr im Moment ist, dass wir keine Orientierung haben, wie sich die Sachlage im Irak entwickelt", erklärt Ludek Pawlik, Sprecher des Arbeitskreises Tourismusverlage.
Mehr als 100 Fachverlage haben sich dennoch zum Themenschwerpunkt Reisen auf diesjährigen Leipziger Buchmesse angemeldet. Das Spektrum reicht von Reise- und Sprachführern über Reisehörbücher bis zu Bildbänden. "Ob ein Kurztrip in Deutschland oder Literatur über eine Fernreise: Für jeden, der sich für das Reisen interessiert, ist mit Sicherheit etwas dabei", berichtet Projektleiter Oliver Zille.
Für jeden etwas
Urlaubsregionen "vor der Haustür" sind derzeit stark gefragt: Reiseführer über Regionen und Kultur in Deutschland verkaufen sich ebensogut wie Bücher über das Mutterland deutschen Fernwehs: Italien. Hoch im Kurs steht auch Osteuropa - ein gutes Zeichen für die wachsende Neugier auf die Nachbarn weiter östlich.
Außerdem gibt es zahlreiche Spezialangebote. "Von Wanderführern über Restaurant-Guides für Gourmets, Individualreiseführern für Abenteuerlustige bis zu Reiseliteratur für Kunstliebhaber halten die Verlage Informationen und praktische Hinweise für die verschiedenen Zielgruppen bereit", sagt Gudrun Knapp vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Reisen im Kopf
Warum nicht fremde Kulturen kennenlernen, ohne die Luft mit Kerosin zu verpesten und sich auf gefährliche Pfade zu begeben? Eine Brücke zwischen dem Themenschwerpunkt Reisen und dem Angebotsschwerpunkt Hörbücher wird in Halle 3 geschlagen: Von akustischen Städtereisen bis hin zu Reiseimpressionen von Charles Darwin oder der literarischen Reise - etwa in der Hörbuchfassung von Heinrich Bölls "Irischem Tagebuch" - wird einiges geboten.
Ludek Pavlik, der im Dumont Reiseverlag arbeitet, weiß, dass auch im Krieg das Interesse an den Kulturschätzen des Iraks nicht erlahmt. "Das Spektakulärste haben wir im Verlag erlebt mit einem Kunstreiseführer zum Irak", erinnert er sich. "Der wird jetzt schon längere Zeit als Sachbuch gekauft. Das Interesse ist weiter da, auch wenn es jetzt natürlich keine Studienreisen mehr in den Irak gibt." (arn)