Siemens-Chef Kaeser baut Konzern um
7. Mai 2014Nach einem durchwachsenen zweiten Geschäftsquartal startet Siemens-Chef Joe Kaeser den größten Konzernumbau seit Jahren. Zwischen Januar und März konnte der Elektrokonzern den Gewinn zwar um zwölf Prozent auf 1,15 Milliarden Euro steigern und damit das operative Ergebnis deutlich erhöhen, die Währungseinflüsse drückten dagegen auf den Auftragseingang, der um 13 Prozent auf 18,43 Milliarden Euro schrumpfte. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 17,45 Milliarden Euro. "Das zweite Quartal hat gezeigt, dass wir in der Verbesserung der operativen Performance noch viel zu tun haben", erklärte Kaeser in Berlin. "Dennoch sind wir auf Kurs, um unsere Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen."
Am Vorabend hatte der Siemens-Aufsichtsrat den Weg für eine tiefgreifende Neuordnung freigemacht. Die von Kaesers Vorgänger Peter Löscher eingeführte Sektoren-Einteilung wird aufgelöst und die Zahl der Divisionen von 16 auf 9 reduziert. Damit soll die Verwaltung schlanker und die Kosten bis zum Herbst 2016 um eine Milliarde Euro gedrückt werden. Wie viele Stellen dem Umbau zum Opfer fallen, teilte Siemens nicht mit. Über weitere Details werde das Unternehmen nach Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern informieren, erklärte Kaeser lediglich.
Nach dem Plan von Joe Kaeser soll das Energiegeschäft, der umsatzstärkste Bereich, künftig von den USA aus geführt werden, und zwar von der US-Managerin Lisa Davis, wie Siemens am Dienstagabend mitteilte. Beobachter gehen davon aus, dass Siemens mit der Personalie dem US-Rivalen General Electric stärker Paroli bieten will. Derzeit befinden sich die beiden Unternehmen in einem Bieterkampf um die Energiesparte des französischen Industriekonzerns Alstom.
Im Bieterkampf nichts Neues
Im Zuge des Übernahmepokers hat sich Joe Kaeser mit Kanzlerin Angela Merkel abgestimmt. "Wir sprechen regelmäßig miteinander und sie wollte wissen, um was es geht", sagte der Manager auf Bloomberg TV. "Wir haben die Chancen und Risiken diskutiert." Er sei aber im Ringen mit GE um die Franzosen auch seinen Aktionären verantwortlich, betonte Kaeser. Siemens hatte auf Bitten der französischen Regierung ein Angebot für die Alstom-Energietechnik angekündigt, um die Amerikaner fernzuhalten. Die Münchner wollen sich aber noch für eine ausführliche Buchprüfung Zeit lassen.
Mitten im Übernahmekampf muss Alstom einen Gewinneinbruch melden. Das Nettoergebnis im Geschäftsjahr 2013/14 (31. März) sank im Vorjahresvergleich um 28 Prozent auf 556 Millionen Euro. Alstom-Chef Patrick Kron begründete den Rückgang in Paris mit höheren Kosten für Restrukturierung und Finanzierung. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 20,3 Milliarden Euro.
zdh/sti (dpa, rtr, afp)