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Siemens-Chef Löscher abgelöst

28. Juli 2013

Nach dem Wirbel um die neuerliche Gewinnwarnung muss Konzernchef Löscher seinen Stuhl räumen. Das teilte Siemens nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Der Nachfolger scheint schon festzustehen.

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Siemens-Logo vor Zentrale in München (Foto: AP)
Bild: AP

Der Aufsichtsrat werde am Mittwoch, den 31. Juli 2013, über das vorzeitige Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden entscheiden, erklärte Siemens. Zudem werde er die Ernennung eines Vorstandsmitglieds zum neuen Vorstandsvorsitzenden beschließen. Die Tagesordnung für die Sitzung des Aufsichtsrats sei am Samstag entsprechend erweitert worden. Als mögliche Nachfolger werden vor allem Finanzvorstand Joe Kaeser aber auch Industrievorstand Siegfried Russworm gehandelt.

Siemens-Chef Löscher muss gehen

Löscher hatte am Donnerstag überraschend seine Rendite-Prognose für 2014 gekippt und sich damit den Zorn des Kapitalmarkts zugezogen. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung in noch nicht einmal drei Monaten. Bereits Anfang Mai hatte er die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr kappen müssen.

Der Aus-Löscher

Löscher gab sich dennoch kampfeslustig und erklärte, er werde seinen Posten nicht ohne Gegenwehr aufgeben. Es sei nicht seine Art, schnell aufzugeben oder die Segel zu streichen, sagte der Manager der "Süddeutschen Zeitung". "Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je."

Die Initiative für die Absetzung Löschers kam nach Medienberichten von den Vertretern des Kapitals im Aufsichtsrat. Aber auch unter den Arbeitnehmern gab es demnach Unmut, nachdem Löscher die Belegschaft mit seinem Sparprogramm "Siemens 2014" und dem Abbau von voraussichtlich 10.000 Stellen weltweit gegen sich aufgebracht habe. Dies brechte ihm den Spitznamen "Aus-Löscher" ein.

"Nie im Konzern angekommen"

Löscher hatte 2007 das Amt des Konzernchefs übernommen. Aufsichtsratchef Gerhard Cromme hatte ihn aus den USA nach München geholt. Als unbelasteter Außenstehender sollte er mit der Korruption aufräumen. Und dies gelang ihm auch: Zügig legte der heute 55-Jährige zusammen mit dem neuen Vorstand Peter Solmssen den Schmiergeldsumpf trocken.          

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher während einer Pressekonferenz in München
Nach vielen Pannen abgelöst: Siemens-Chef Peter LöscherBild: picture-alliance/dpa

Doch viele Mitarbeiter und Manager berichten, Löscher sei in dem weit verzweigten Konzern nie wirklich angekommen, kenne sich bis heute zu wenig aus. Als eigentlicher Siemens-Chef galt ohnehin vielen Finanzvorstand Kaeser, der mit Detailwissen glänzt, während Löscher sich meist auf wenige strategische Aussagen beschränkte.

Dazu kamen eine ganze Reihe von Misserfolgen in seiner Amtszeit. Das reicht von Fehleinkäufen und überhasteten Verkäufen bis hin zu technischen Pannen, wie der abermals verschobene Liefertermin für ICE-Züge an die Deutsche Bahn oder Anschlüsse von Windparks in der Nordsee, die die Münchener nicht hinbekamen.

gmf/haz (afp, dpa, rtr)