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Silicon Valley meets Texas

Michael Knigge21. März 2002

Das Traditionsunternehmen Hewlett-Packard steht kurz vor der Übernahme des Konkurrenten Compaq. Der Zusammenschluss wird die erste Garagenfirma der Welt grundlegend verändern.

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Gibt den Ton an bei Hewlett-Packard: Carly FiorinaBild: AP

Die Legende geht so: Nach ihrem Studienabschluss an der Stanford University im Jahr 1934 gehen die beiden Elektroingineure Bill Hewlett und Dave Packard zwei Wochen zum Campen und Angeln in die Bergwelt Colorados. Der Naturtrip wird zum Ausgangspunkt einer langjährigen Freundschaft.

Auf Rat eines Stanford-Professors beschließen beide sich selbstständig zu machen. Vier Jahre später zieht Dave mit seiner Frau in ein Appartment mit der Adresse 367 Addison Avenue in die kalifornische Kleinstadt Palo Alto. Bill mietet sich in einem Ferienhäuschen hinter Daves Appartment ein und beide beginnen in der dazugehörigen Garage mit der Entwicklungsarbeit an ihrem ersten Produkt. Ihr Startkapital beträgt 538 Dollar.

Ein Kunde namens Disney

Im selben Jahr bestellt Walt Disney bei der noch namenlosen Firma acht Oszillatoren des Typs 200B für die Musikproduktion seines Films "Fantasia". Bestärkt von diesem Anfangserfolg gründen Hewlett und Packard am 1. Januar 1939 die Firma Hewlett-Packard. Die Reihenfolge der Namen entscheiden sie durch Münzwurf.

Mehr als 60 Jahre später ist die ehemalige Garagenfirma Hewlett-Packard (HP) das zweitgrößte Computerunternehmen der Welt und die Kleinstadt Palo Alto das Herz des Silicon Valley. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen 86.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 45 Milliarden Dollar. Neben PCs, Druckern und Notebooks bietet Hewlett-Packard auch Server- und Netzwerkprodukte an.

"Keine Machtspielchen"

Auf seine Unternehmensgeschichte ist Hewlett-Packard bis heute stolz. Als Fortführung dieser Tradition versteht Vorstandschefin Carly Fiorina, die von ihr in den vergangenen Jahren entwickelten "Regeln der Garage".

Die "Garagen-Prinzipien" enthalten nicht unbedingt innovative Arbeitsanweisungen wie "Arbeite schnell, ganz egal, wann" und "Liefere jeden Tag neue Ergebnisse". Aber auch für ein Börsenschwergewicht eher ungewöhnliche Sinnsprüche wie "Teile alles mit Deinen Kollegen: Arbeitsmittel, Ideen, Probleme" und "Keine Machtspielchen. Keine Bürokratie." sind Teil der Firmenkultur. Noch. Denn das Gemeinschaftsgefühl der HP-Mitarbeiter steht vor der größten Herausforderung seit der Firmengründung 1939: Durch die geplante Übernahme des Computer-Konzerns Compaq mit seinen rund 65.000 Mitarbeitern wird sich nicht nur die Belegschaft des neuen Branchenriesen fast verdoppeln.

Auch die Bindung der ersten Garagenfirma an das Silicon Valley wird schwächer werden. Denn der Sitz der 1982 gegründeten Compaq Computer Corporation liegt nicht in Kalifornien, sondern in der texanischen Ölmetropole Houston.