Singer-Songwriterinnen, die man nicht vergisst
Joni Mitchell wird am 7. November 75 Jahre alt. Sie ist das Vorbild vieler Frauen, die sich selbstbewusst mit ihrer Gitarre auf die Bühne stellen und ihre selbst komponierten Lieder vortragen.
Joni Mitchell
Vom Folk zum Jazz zum Pop - und das mit einer anfangs vier Oktaven umfassenden Singstimme. Joni Mitchells Musikkarriere ist so vielseitig wie kaum eine andere. Und niemand spielt so Gitarre wie sie: Nach einer Kinderlähmung konnte sie ihre linke Hand nicht mehr vollständig bewegen. Damit sie die Akkorde besser greifen konnte, stimmte sie ihre Gitarre einfach um.
Joan Baez
Die Mutter aller Singer-Songwriterinnen ist seit fast 60 Jahren auf der Bühne. Sie ist eine der Ikonen der US-amerikanischen Anti-Kriegs- und Bürgerrechtsbewegung. Niemand konnte mit so einer schönen und klaren Stimme Protestsongs singen. "We Shall Overcome" ist ihr bekanntestes Lied. Funfact: Sie nahm erst 1991 Gesangsunterricht!
Shawn Colvin
"Sunny came home": Eine Hausfrau und Mutter kommt nach Hause, hat eine Riesenliste abzuarbeiten, verspürt im Innern nur eine endlose Leere und will weg. Der Song brachte Shawn 1998 zwei Grammys. Sie war Ende der 80er Backgroundsängerin von Suzanne Vega, nebenbei tourte sie schon mit eigenem Programm. Kritiker verehrten sie, die breite Masse konnte sie bis zu ihrem Erfolgssong nicht erreichen.
k.d. lang
"Constant Craving": Ein Popsong über das Tapfersein selbst in der dunkelsten Stunde. Das ist 1992 ihr einziger Hit in Deutschland, aber in den USA und in ihrer Heimat Kanada sind ihre Platten preisgekrönt. Ihre Kompositionen klingen zwar gefällig, bergen aber stets harmonische Überraschungen. Dazu hat sie eine weiche Altstimme. Sie lebt offen lesbisch.
Melissa Etheridge
"Like the Way I do": Liebt sie dich genau so wie ich es tue? Kann sie dich genau so fesseln, berühren und reizen? Melissa beschreibt deutlich, dass lesbische Liebe nicht anders läuft als eine heterosexuelle Beziehung, auch wenn sie zerbricht. Melissa Etheridge nimmt kein Blatt vor den Mund und ist auch Galionsfigur der Homosexuellen-Bewegung. Ihre Offenheit kommt selbst im prüden Amerika gut an.
Tracy Chapman
"Don't you know - they're talkin' about a revolution" - Merkst du es nicht? Sie reden über Revolution! Tracy Chapman verzaubert die Popwelt 1988 mit ihrem Debütalbum und Songs, die das allgegenwärtige Unrecht zwischen Arm und Reich leise in die Welt hinausschreien. Zusammen mit Tanita Tikaram und Suzanne Vega bereitete sie den Boden für die Singer-Songwriterinnen der 90er.
Alanis Morissette
"Ironic": Wenn du 10.000 Löffel findest, aber unbedingt ein Messer brauchst... Der Song über Dinge, die nerven und grundsätzlich schiefgehen, erschien 1995 auf dem Erfolgsalbum "Jagged little Pill". Auf der selben Platte: "You Oughta Know". Eine verlassene Frau, eifersüchtig, wütend, verletzt, weggeworfen. Ihre ganze Verzweiflung packt Alanis in diesen Song. Intensiver geht's kaum.
Kate Bush
Pink-Floyd-Gitarrist Dave Gilmour erkannte ihr Talent, als sie noch ein Teenie war. Er verschaffte ihr den ersten Plattendeal und griff ihr bei den Aufnahmen zu ihrem Debütalbum unter die Arme. Und dann ging alles fast von selbst: Ihre erste selbstgeschriebene Single "Wuthering Heights" (1978) war sofort ein Hit. Sowas hatte vor ihr noch keine britische Künstlerin geschafft. Trotz Piepsstimme.
Tori Amos
"Me And A Gun": Es waren ich, eine Pistole und ein Mann hinter mir. Ich sang "holy, holy" als er seine Hose aufknöpfte. In diesem Lied versucht Tori, mit ihrer Vergewaltigung fertig zu werden. Die tanzende Elfe am Klavier erregt mit ihrem Debüt "Little Earthquakes" 1992 großes Aufsehen. Den bekanntesten Song aber lieferte sie später mit "Cornflake Girl". Thema: Genitalverstümmelung bei Mädchen.
Lianne la Havas
Oft steht sie einfach nur alleine mit ihrer E-Gitarre da. Die jamaikanisch-griechisch-britische Sängerin hat eine weiche, leicht heisere Stimme und schreibt federleichte Soul-Popsongs. Ihr Debüt "Is Your Love Big Enough" war 2013 das Album des Jahres auf iTunes. Fans fragen sich, warum sie nicht berühmter ist. Eine Antwort auf YouTube: weil sie nicht ihren Körper zeigt und echtes Talent hat.
Regina Spektor
"Ich treffe manche Entscheidungen bewusst, weil ich kein Pop-Star sein will, sondern mich als arbeitende Singer-Songwriterin sehe, die ihre Möglichkeiten ausloten und musikalisch wachsen will." Regina steht für "Anti-Folk" und stellt gängige Song-Strukturen gerne mal auf den Kopf. Bekannt von ihr ist "You've Got Time", der Grammy-nominierte Titelsong zur TV-Serie "Orange Is The New Black".