Tennis und Rassismus: Sloane Stephens bei den French Open
30. Mai 2023Wie groß das Problem wirklich ist, das war bereits unmittelbar vor dem Pariser Tennis-Grand-Slam-Turnier erkennbar. Die Verantwortlichen von Roland Garros bieten in diesem Jahr erstmals allen Spielerinnen und Spielern eine Software an, die mit künstlicher Intelligenz Schutz vor Cybermobbing in Echtzeit bieten soll. Diese müssen die Aktiven nur herunterladen. Damit sollen ihre Social-Media-Kanäle bestmöglich geschützt werden. Ziel ist es, mit Hilfe der künstlichen Intelligenz die psychische Gesundheit der Spieler zu schützen und erhalten sowie gleichzeitig Cybermobbing zu verhindern.
Eine internationale Top-Spielerin, die schon sehr lange besonders von rassistischen Beleidigungen in ihren Social-Media-Kanälen betroffen ist, ist die US-Amerikanerin Sloane Stephens. "Ja, das war offensichtlich ein Problem während meiner gesamten Laufbahn. Es hat nie aufgehört. Wenn überhaupt, ist es nur schlimmer geworden", sagte sie gegenüber der DW nach ihrem Erstrundensieg in Paris gegen die Tschechin Karolina Pliskova (6:0, 6:4).
Instagram-Story über Hass-Nachrichten
Ein Thema, dass die mittlerweile 30-Jährige sichtlich aufwühlt. Denn schließlich ist sie ein gebranntes Kind. Im Jahr 2021 veröffentlichte sie in einer Mischung aus Wut, Entsetzen und Empörung in einer Instagram-Story Screenshots von Hass-Nachrichten, die sie über ihre Social-Media-Kanäle erhalten hatte. Es seien mehr als 2000 Nachrichten mit Beschimpfungen und Wut gewesen, schrieb Stephens damals. "Diese Art von Hass ist so ermüdend und endet niemals. Es wird nicht genug darüber gesprochen", merkte sie damals zu diesen Verunglimpfungen an.
Welche Ausmaße diese Anfeindungen immer noch haben, machte Stephens dann noch einmal deutlich. "Ja, ich meine, wenn FBI-Untersuchungen darüber laufen, was Leute online zu Ihnen sagen, ist das sehr ernst", führte sie aus.
Technische Hilfen gegen Cybermobbing reichen kaum aus
Mittlerweile scheint die Aufmerksamkeit in Bezug auf dieses Thema zwar weiter gestiegen zu sein - zumindest was das Turnier in Paris angeht. Doch Stephens will diesen Kampf wohl erst einmal weiter alleine ausfechten.
Sie hätte zwar von der Möglichkeit gehört, würde aber die Software (noch) nicht nutzen. Die US-Open-Siegerin von 2017 versucht weiterhin, auf konventionellem Weg zu agieren. "Ich habe natürlich viele Schlüsselwörter auf Instagram und all diese Dinge verboten. Aber das hindert niemanden daran, einfach ein Sternchen einzugeben oder das Wort anders zu schreiben, was die Software natürlich meistens nicht bemerkt", erklärte sie im Gespräch mit der DW in einer Mischung aus Bedrückung und Enttäuschung.
Eine wirksame Lösung gegen rassistisches Cybermobbing scheint weit entfernt zu sein. Stephens gibt sich - trotz aller möglichen Hilfen - auch keinen Illusionen hin. "Das ist etwas, womit ich mich in meiner ganzen Karriere auseinandersetzen musste. Und ich werde auch weiterhin damit zu tun haben, da bin ich mir sicher. Das war's dann", sagte Stephens achselzuckend.