Slowakische Minderheit in Tschechien immer kleiner?
20. Dezember 2001Bratislava, 19.12.2001, RADIO SLOWAKEI, deutsch
Die Diskussionen bezüglich der letzten Angaben über die Anzahl der in Tschechien lebenden Slowaken gehen auch fünf Monate nach der Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse der tschechischen Volkszählung weiter. In Tschechien wurden nämlich 131.000 Slowaken, also um 41 Prozent weniger, gezählt als vor zehn Jahren. Es handele sich um eine so beachtliche Senkung, dass eine renommierte Agentur mit einer fachlichen Expertise beauftragt wurde, sagte Andrej Sulitka, Direktor des Sekretariats des Rates für Minderheiten der tschechischen Regierung, der zufälligerweise ein Slowake ist. Er stammt sogar aus der Region Hohe Tatra. Seiner Meinung nach sei es schon heute klar, dass diese Slowaken nicht verschwanden. Obwohl viele von ihnen in Tschechien blieben, spiegelte es sich auf den Ergebnissen der Volkszählung doch nicht wider.
Laut der letzten Volkszählung in Tschechien sank die Anzahl derer, die sich zur slowakischen Nationalität bekennen. Von 315.000 sank die Zahl der Slowaken auf die heurigen 184.000. Die Analyse soll bis Ende Januar 2002 eine qualifizierte Erklärung nicht nur im Zusammenhang mit den Slowaken, sondern auch mit den "absurden" Angaben über die Roma-Anzahl in Tschechien klären. 1991 bekannten sich zur Roma-Nationalität nur 33.000 Personen, zuletzt nicht einmal mehr 12.000, was um 64 Prozent weniger war.
Aufgrund ähnlicher Angaben wird die Tschechische Republik von europäischen Institutionen gefragt, was sie mit der Politik gegenüber den Minderheiten vorhat. Laut Olga Srajerova von der Schlesischen Anstalt in (Opava) Tropau sei dies ein Ergebnis der fortschreitenden natürlichen Assimilation, die in entscheidendem Maße der großen sprachlichen und kulturellen Verwandtschaft sowie der gemeinsamen historischen Vergangenheit beider Nationen zuzuschreiben ist. Laut Statistik kulminierte die Anzahl der Slowaken im Jahre 1980, als sie fast 360.000 ereicht hatte. Interessant ist allerdings die Tatsache, dass für junge Leute die Nationalität nicht mehr von großer Bedeutung ist.
Laut Srajerova seien die "fehlenden" Slowaken nicht verschwunden, sie leben auch weiterhin in Tschechien und fühlen sich als Slowaken, bei der Volkszählung führten viele von ihnen jedoch höchstwahrscheinlich die Doppelidentität an - sowohl die slowakische als auch die tschechische - manche verwechselten irrtümlich die Nationalität mit der Staatsangehörigkeit, oder wählten die tschechische Nationalität aus praktischen Gründen. (ykk)