Slowenischer Roma-Verband sieht sich durch Wahl von Roma
8. April 2003Maribor, 7.4.2003, VECER, slowen.
Laut Schätzungen des Regierungsamtes für Nationalitätenfragen gibt es bis zu 8000 Roma in Slowenien. In einer Volkszählung vor 12 Jahren bezeichneten sich jedoch lediglich 2293 Bürger als Roma. Lediglich 13 Prozent von ihnen sollen einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen, ein Viertel von ihnen haben befristete- oder Saisonarbeit. 74 Prozent erhalten Sozialhilfe. Viele beenden nur die Grundschule, und eine erhebliche Zahl lebt noch in Siedlungen ohne Strom und fließendes Wasser.
Das sind ganz und gar keine ermutigen Tatsachen, aber Jozek Horvat-Muc, der Vorsitzende des Verbandes der slowenischen Roma (ZRS), ist dennoch optimistisch. Im vergangenen Jahr wurde er zusätzlich ermutigt durch die Wahl von Roma-Mitgliedern in die Gemeindeparlamente. So sind sie in der Lage, die Themen, die den Roma Sorgen bereiten, direkt anzusprechen und auf den Sitzungen der Gemeindevertretungen auch konkrete Lösungen vorzuschlagen.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bürokrat mit höherer Schulbildung, der niemals mit einem Roma gesprochen, geschweige denn, eine Roma-Siedlung besucht hat, weiß, was für die Roma das Beste ist und unsere Interessen vertritt". Das entgegnet Horvat auf die Kritik einiger Mitglieder in Gemeindeparlamenten, die im vergangenen Jahr das erzwungene Recht von Roma auf einen Sitz in den Parlamenten von 20 slowenischen Gemeinden mit dem "Argument" abgelehnt hatten, viele Roma könnten nicht lesen. Gegenwärtig sind bereits 15 Roma-Gemeinderäte gewählt. In vier Gemeinden müssen die Wahlen bis zum 1. Juni stattfinden, während in der Gemeinde Grosuplje immer noch das Gesetz ignoriert wird.
In den letzten Monaten haben die bereits gewählten Gemeinderäte damit begonnen, sich in dem neu gegründeten Forum der Roma-Gemeinderäte zusammenzuschließen. In Novo Mesto und Murska Sobota setzen sie ihre Ausbildung fort (...)
"Natürlich ist es unser Ziel, die Roma-Gemeinderäte auf die gleiche Stufe mit anderen Mitgliedern der Gemeindevertretungen zu stellen", so seine Antwort auf Bedenken, dass Roma-Gemeideräte nur eine Stimme haben und es ihnen daher schwer fallen dürfte, Unterstützung für Projekte zu finden, besonders dort, wo Roma-Ratsmitglieder auf besonders starke Ablehnung stoßen.
Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir auch eine Menge selbst tun müssen, um unsere Lebensqualität zu verbessern, aber einigen Gemeinden ist das schlicht egal, trotz der Tatsache, dass die Roma eine Menge für sich selbst tun. So haben die Roma in Kerinov Grm in Krsko und in Brezje in der Gemeinde Novo Mesto ihre Häuser selbst gebaut, aber weil sie keine Grundbesitzurkunden oder Planungsgenehmigung besitzen, sind sie ohne Strom und Wasser. Das ist der Grund, warum die Gemeinden jetzt zeigen müssen, in wie weit sie wirklich bereit sind, bei der Lösung der Probleme der Roma zu kooperieren, denn eine fehlende Infrastruktur in den Roma-Siedlungen ist nicht nur für die Roma selbst peinlich, sondern auch für die Gemeinde und den Staat."
Außer von Arbeitslosigkeit sind die Roma in Slowenien auch von Armut betroffen. Daher vertritt Horvat die Auffassung, dass in Zukunft großes Gewicht auf die Bildung und eine Verbesserung der Lebensumstände gelegt werden müsse. Und was denkt er über all die Programme, die bislang auf staatlicher Ebene zur Verbesserung des Lebens der Roma geschaffen wurden? Schließlich steht das Arbeitsministerium kurz davor, ein neues Aktionsprogramm über drei Jahre für die Beschäftigung von Roma aufzulegen. "Diese Programme sind positiv, denn ohne ein Programm gäbe es auch kein Ziel. Aber bei der Umsetzung kommt es zu Komplikationen, denn Arbeitgeber wollen keine Roma beschäftigen, deshalb sollten sie irgendwie auf staatlicher Ebene motiviert werden. Nur wenn die zukünftigen Generationen von Roma sehen, dass sie eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben, dann werden sie zur Bildung motiviert sein".
Darüber hinaus wird Horvat als Vertreter der ZRS weiterhin die führenden Politiker auffordern, in Übereinstimmung mit Artikel 65 der Verfassung ein Rahmengesetz für die Roma zu entwerfen. "Gleichzeitig werden wir danach streben, einen Minderheitenstatus zu erhalten, und auf der Grundlage davon auch für das Recht auf einen Roma-Abgeordneten im Parlament. Die Gemeinderäte waren nur ein Vorspiel für diese Bemühungen". (MK)