So war das Jahr 2021 in Afrika
Tigray, Sahel, Cabo Delgado: An Krisen hat es 2021 in Afrika nicht gefehlt. Doch es gab auch viele Lichtblicke. Eine Präsidentin vollzog die Kehrtwende in der Corona-Politik und es gab bedeutende Rückkehrer.
Tansanische Kehrtwende
"Corona? Gibt's hier nicht!" So ließe sich die Haltung von Tansanias Präsident John Pombe Magufuli in der Pandemie zusammenfassen. Bis, ja, bis Magufuli im März überraschend verstarb. An Herzversagen, wie offiziell vermeldet wurde. Auf ihn folgte - als erste Frau in diesem Amt - Samia Suluhu Hassan. Sie erkannte die Gefahr durch COVID-19 nicht nur an, sondern ging auch mit gutem Beispiel voran.
An der Spitze des Welthandels
Mit Ngozi Okonjo-Iweala führt seit März eine afrikanische Wirtschaftsexpertin die Welthandelsorganisation. Zu den Schwerpunkten der ehemaligen nigerianischen Finanz- und Außenministerin und einstigen Vorstandsvorsitzenden der globalen Impfallianz GAVI gehört Impfgerechtigkeit und eine bessere Teilhabe der sogenannten Entwicklungsländer.
Gewonnen - verstorben - beerbt
Binnen 30 Jahren machte Idriss Déby Itno den Tschad zum militärischen Zentrum des Sahel und wichtigen Partner Europas. Die Demokratie beschränkte sich auf Ritualhandlungen. Stunden nach seiner Wiederwahl vermeldete die Armeeführung im April Débys Tod bei einem Truppenbesuch im Kampfeinsatz gegen Rebellen. Die Machtübergabe an Sohn Mahamat Idriss verlief geräuschlos, manche werteten es als Putsch.
Es wird wieder geputscht
Auch andere Staaten erlebten gewalttätige Führungswechsel: Im Mai putschte das Militär in Mali zum zweiten Mal binnen neun Monaten, im September beendete Mamady Doumbouya (Foto) das Regime von Alpha Condé in Guinea und im Oktober wurde die Übergangsregierung im Sudan abgesetzt. Seit Wochen demonstriert die Bevölkerung im Sudan dagegen auf den Straßen.
Mal wieder kalt erwischt
Eigentlich soll in Goma ein Frühwarnsystem vor Vulkanausbrüchen warnen. Doch dem Observatorium war wegen des Verdachts auf Scheinbeschäftigung und Korruption der Geldhahn abgedreht worden. Folgerichtig traf der Ausbruch des Nyiragongo im Mai die Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo wie schon 2002 völlig unvorbereitet. Hunderttausende mussten fliehen, Dutzende kamen ums Leben.
Gemeinsam Stärke zeigen
Von einer "beispielhaften Zusammenarbeit" spricht Mosambiks Präsident Filipe Nyusi: Seit Juli beteiligt sich Ruanda mit rund Tausend Soldaten am Kampf gegen Islamisten in der Provinz Cabo Delgado. Ruandas Präsident Paul Kagame (Mitte links) kam zur Stippvisite. Weniger medienwirksam unterstützen auch Truppen des südafrikanischen Staatenbunds SADC.
Äthiopiens Bürgerkrieg trifft die Schutzlosen
Alles Hoffen, Äthiopiens Premierminister und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed könne sich im Tigray-Konflikt gesprächsbereit zeigen, blieb 2021 vergebens. Auch die Gegenseite setzt auf Waffen. Oft trifft die Gewalt Zivillisten wie diese 17-Jährige. Ein Kämpfer sei in ihr Haus gekommen und habe geschossen. Die menschenverachtende Rhetorik lässt Beobachter einen bevorstehenden Genozid fürchten.
Alleingelassen
Südafrika hat seit 2020 sehr unter der Corona-Pandemie gelitten: Mehr als 3,3 Millionen bestätigte Infektionen, 90.000 Menschen sind am Virus gestorben. Im November entdeckten Forschende die Omikron-Variante. Der Dank dafür war eine internationale Isolation, viele Reisen wurden untersagt. Präsident Cyril Ramaphosa warf dem globalen Norden bei der Verteilung der Vakzine "Impfstoffapartheid" vor.
Gefeierte Rückkehr
Im jahrzehntelangen Streit um afrikanisches kulturelles Erbe markiert 2021 einen Wendepunkt. Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien haben erkannt: Objekte, die aus den einstigen Kolonien gestohlen wurden, gehören zurück nach Afrika - und zwar besser heute als morgen. In Benin gab es im November militärische Ehren für den Thron des Dahomey-Königs Guézo, der bisher in Paris zu sehen war.
Frankreich tritt ab, Mali will führen
Nach fast neun Jahren zog sich Frankreichs - geliebtes und gehasstes - Militär im Dezember aus Timbuktu im Norden Malis zurück. Dort begann 2013 die Offensive gegen den islamistischen Vormarsch. Im Süden bleibt Frankreich präsent. Malis Außenminister unterstreicht im DW-Gespräch den Wunsch, den Dialog "konstruktiv und offen" fortzuführen. Aber Mali müsse für die Führung ausgestattet werden.
Afrika kann Weltliteratur
Traditionell bestimmt der Westen den Kanon internationaler Literaturpreise. Das war 2021 anders: Der auf Sansibar geborene Abdulrazak Gurnah erhielt den Literaturnobelpreis, der Booker Prize ging an den Südafrikaner Damon Galgut, der Friedenspreis des deutschen Buchhandels an die Simbabwerin Tsitsi Dangarembga (Bild) und der Prix Goncourt an den Senegalesen Mohamed Mbougar Sarr.
Es darf getanzt werden
Ganz Afrika tanzt zur kongolesischen Rumba. Besonders in den beiden Kongo-Republiken ist sie nicht nur Musik, sondern Lebensgefühl. "Ohne die Rumba ist Chaos", sagt ein DW-Hörer. Dass sie jetzt - fünf Jahre nach dem Tod ihrer ikonischen Figur Papa Wemba - zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe zählt, erfüllt Präsident Félix Tshisekedi mit "Freude und Stolz".