"Solo - A Star Wars Story": Nettes Popcorn-Kino
17. Mai 2018Der junge Han will unbedingt Pilot werden, macht eine militärische Ausbildung bei den imperialen Truppen, fliegt dort raus und gerät schließlich in ein turbulentes Abenteuer, das ihn und seine Gefährten durch die Galaxis führt. Im Film wird erzählt, wie Han Solo an seinen Namen kommt, wie er seinen Wookie und treuen Freund Chewbacca kennenlernt und wie er an sein Raumschiff, den Millenium Falken, gerät. Die Geschichte spielt sich einige Jahre vor dem Zeitpunkt ab, an dem er Luke Skywalker und dessen Schwester, Prinzessin Leia, kennenlernt.
Also genau zwischen Episode III und Episode IV. Außerdem befinden wir uns im Zeitstrang noch vor der Geschichte des ersten Spin-offs "Rogue One" (2016). Im Grunde ist es aber egal, wann der Film verortet ist. Er spielt nämlich in der kompletten "Star Wars"-Geschichte überhaupt keine Rolle. Während in "Rogue One" noch eine Art Lücke geschlossen wurde (für Insider: Dort wird erklärt, wie die Rebellen an die Baupläne des Todessterns gekommen sind), steht "Solo - A Star Wars Story" tatsächlich ganz solo da - und ist nicht wirklich nötig.
Popcorn-Kino mit Weltraumgeballer
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist natürlich bestens gelungenes Popcorn-Kino, mit allem, was man braucht: Spektakuläre Manöver, Weltraumgeballer, monströse Wesen, rasante Fahrten. Mit dabei ist eine gute Portion Humor, viele hübsche Reminiszenzen an die "Star Wars"-Filme, die gelungen sind, genau wie der eine oder andere Gag. Es wird sogar geknutscht. Außerdem hat Regisseur Ron Howard mit viel Liebe zu den Lucas'schen Originalen die herrlichsten Geschöpfe erfunden, die Han Solo begegnen - egal, ob auf einem Schmuggler-Stützpunkt oder in einer Pokerrunde.
Alden Ehrenreich spielt die Hauptrolle mit Genuss und Spaß; das Einzige, was er nicht drauf hat, ist das schiefe Grinsen von Harrison Ford - so wird es einem auch nicht leichtgemacht, in dem jungen Han Solo den Draufgänger zu sehen, den Harrison Ford in den "Star Wars"-Filmen gespielt hatte. Sympathisch ist er, grinst auch viel und macht Witze - ganz der smarte Abenteurer. Er hätte aber auch einen anderen Namen tragen können. "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke spielt Han Solos Freundin Qi'ra. Weitere Schauspieler sind Woody Harrelson als zwielichtiger Weltraumgangster Beckett, Paul Bettany als Erz-Bösewicht Dryden, Donald Glover als Zocker und Gangster Lando Calrissian und der 2,11 Meter große Joonas Suotamo als Chewbacca.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Jonathan und Lawrence Kasdan. Es ist nach "Das Imperium schlägt zurück", "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und "Das Erwachen der Macht" Lawrence Kasdans viertes "Star Wars"-Drehbuch, in dem die Figur Han Solo eine Hauptrolle spielt. Also im Grunde sind erfahrene Leute am Werk. Und dennoch kann sich "Solo - A Star Wars Story" nicht wirklich an den anderen "Star Wars"-Filmen messen. Es reicht einfach nicht, wenn der erste Anblick des Millenium Falken ein kleines Kribbeln im Bauch erzeugt, wenn man glaubt, da rollt gleich der kleine Droide R2D2 durch das Bild. Oder wenn Filmkomponist John Powell mit viel Respekt und Musikalität das Hauptthema von "Star Wars"-Komponist John Williams umspielt. Es riecht eher nach Geldmacherei, nach dem Auspressen einer Idee, die vor vier Jahrzehnten Furore gemacht, Filmgeschichte geschrieben hat und auch heute noch funktioniert - wenn man beim Wesentlichen bleibt und im besten Fall Antworten auf Fragen gibt, die die "Star Wars"-Fans schon immer beschäftigt haben.
Das Universum wächst und wächst
Unendlich ist der Weltraum - und ebenso unendlich scheint der Reichtum an Ideen zu sein, der in den Schubladen der "Star Wars"-Macher verborgen ist. Kurz nach der Premiere in Cannes wurde kolportiert, dass Han Solos Kumpel Lando ein eigenes Spin-off bekommen solle. Da war eine Reporterin allerdings zu schnell. Stattdessen heißt es nun, dass es mit der Geschichte von Han und Chewbacca weitergehe - wenn die Einspielergebnisse stimmen. Doch das könnte schwierig werden, denn der Film konkurriert zur Zeit mit Blockbustern wie "Avengers - Infinity War" und "Deadpool 2". Ein anderes Gerücht besagt, es gäbe Pläne, eine eigene Story zum Jedi-Ritter Obi Wan Kenobi zu erzählen. Vielleicht wird auch Geschichte von Han Solos Freundin Qi'ra weitererzählt, die in der Tat Potential haben könnte, weil sie nämlich... Stopp, das führt zu weit.
Bis nun wirklich klar ist, wessen Geschichte wann und in welchem Spin-off weiter- oder neu erzählt wird, können sich die "Star Wars"-Fans erstmal auf die Episode IX freuen - das ist die Fortführung der eigentlichen Weltraumsaga, in der es erneut um den Kampf zwischen den Guten und der dunklen Seite der Macht gehen wird. Die Fans erwartet ein Wiedersehen mit der Heldin Rey, die Jedi-Blut in ihren Adern zu haben scheint, und ihrem Widersacher Kylo Ren. Die Wahrheit über Reys Eltern könnte gelüftet werden - und höchstwahrscheinlich taucht auch Luke Skywalker wieder auf. Ob dann Schluss sein wird, das ist schwer zu sagen.