Sonnige Zukunft für die Solar-Industrie
10. September 2002Der eigene Strom und die Heizung direkt vom Dach - das ist der Traum von immer mehr Deutschen. Der Trend hin zur Nutzung von Sonnenenergie hält daher ungebrochen an. Die Solarwirtschaft ist derweil mit Investitionen in Milliardenhöhe dabei, sich in Deutschland zu einem neuem Industriezweig mit großen Wachstumschancen zu entwickeln.
Die Experten unterscheiden zwei Verfahren, die Kraft der Sonne zu nutzen: Die Umwandlung der Sonnenstrahlung in Wärme und die Gewinnung von Strom aus Sonnenlicht. Beide Verfahren werden in Deutschland immer stärker genutzt, wie Zahlen der Verbände der Solarindustrie zeigen. Im Solarwärmebereich ist der Markt von 1998 bis 2001 nach Angaben des Geschäftsführers der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft Carsten König um 157 Prozent gewachsen. "Im Solarstrombereich ist das Geschäft fast explodiert. Wir haben 574 Prozent Wachstum in diesem Bereich in den drei Jahren gesehen", so Körnig weiter. Der Umsatz betrug allein im Jahr 2001 1,15 Milliarden Euro. Neben Wasser- und Windkraft gilt damit auch die Solartechnik als vielversprechende Energiebranche der Zukunft.
Abhängigkeit von der Politik
Nach Körnigs Angaben verkauften die Unternehmen voriges Jahr 100.000 Anlagen im Solarwärmebereich und 20.000 Anlagen für Solarstrom. Die gesamte Fläche der abgesetzten Sonnenkollektoren betrug etwa 900.000 Quadratmeter. Die Solaranlagen haben eine Leistung von 80,9 Megawatt.
Für die Spitzenverbände der Branche ist der Boom der Solarwirtschaft auch ein Verdienst rot-grüner Energiepolitik. Denn die Bundesregierung fördert die Nutzung der Sonnenergie energisch: Maßnahmen wie das "Erneuerbare Energien Gesetz", das "100.000 Dächerprogramm" und das "Energieeinspeisegesetz" haben es in den letzten Jahren gerade auch für Privatpersonen attraktiver gemacht, in die Sonnenergie zu investieren. Die Folge: 460.000 Familien in Deutschland duschen, baden und heizen inzwischen mit Solarenergie, und rund 60.000 private Dächer sind mit Solarzellen zur Stromgewinnung ausgestattet.
Chancen für den Export
Die Solarbranche sieht darin ein ermutigendes Ergebnis. Es ist bei allem Optimismus freilich nicht mehr als der erste, kleine Schritt ins Solarzeitalter. Denn mit einem Anteil von gerade einmal 0,03 Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland ist beispielsweise der aus dem Sonnenlicht gewonnene Strom bisher noch ein Zwerg auf dem Energiemarkt. Und auch der Export deutscher Solartechnik ins Ausland stecke noch in den Kinderschuhen, beklagt Körnig. "Hier muss die Bundesregierung auch in Zukunft mehr tun, damit wir dieses Potenzial, das derzeit aufgebaut wird, in Zukunft auch nutzen." Deshalb begrüße die Solarindustrie ausdrücklich die Gründung der Exportinitiative "Erneuerbare Energien" der Bundesregierung, die diesen Sommer erfolgte. Sie soll die Exportchancen für die Unternehmen in den nächsten Jahren steigern helfen.
Das kann nach Ansicht von Verbandsvertretern aber nur gelingen, wenn die Parteien die umweltschonende Energietechnik nach der Bundestagswahl weiterhin unterstützten. Schließlich beschäftige die Solarwirtschaft schon heute 18.000 Arbeitskräfte, hebt auch der Geschäftsführer des Deutschen Fachverbandes Solarenergie Gerhard Stryi-Hipp hervor. Er glaubt daran, dass der Solarboom anhalten wird. "Wir werden im Jahre 2010 im Bereich der Solarwärme bereits die Wettbewerbsfähigkeit zu konventionellen Energieträgern erreicht haben. Davon gehen alle Experten aus." Der Jahresumsatz dieser Branche werde dann voraussichtlich rund acht Milliarden Euro betragen. Die Zahl der Arbeitsplätze soll sich gleichzeitig mehr als verfünffachen auf dann etwa 100.000. Das wäre wahrlich eine sonnige Zukunft für die Solar-Industrie.