Sorge um chinesischen Künstler Ai Weiwei
4. April 2011Außenminister Guido Westerwelle sagte am Montag (04.04.2011) in Berlin: "Ich appelliere an die chinesische Regierung, dringend für Aufklärung zu sorgen, und erwarte, dass Ai Weiwei umgehend wieder frei kommt." Westerwelle hatte erst in den vergangenen Tagen bei einem dreitägigen Besuch in China für die Bürgerrechte und mehr Meinungsfreiheit geworben.
"Strikt abzulehnen"
Die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Jürgen Trittin schlossen sich der Forderung an und wandten sich in einem Brief an den chinesischen Botschafter in Deutschland, Wu Hongbo. Von dem Künstler fehle jede Spur, schrieben sie und verlangten Aufklärung über den derzeitigen Verbleib Ais und die Gründe für dessen Verhaftung. Eine grundlose Festnahme und die Beschneidung seines Rechtes auf freie Meinungsäußerung, so Künast und Trittin weiter, seien strikt abzulehnen.
Einen Tag nach der Festnahme Ais auf dem Pekinger Flughafen gibt es weiterhin kein Lebenszeichen von ihm. Sein Mobiltelefon blieb abgeschaltet, die staatlichen Medien in China berichteten mit keinem Wort über den Fall. Über den Kurzmitteilungsdienst Twitter riefen Freunde des regimekritischen Künstlers zu seiner Freilassung auf.
Scharfer Kritiker der Kommunistischen Partei
Chinesische Sicherheitskräfte hatten Ai am Sonntag auf dem Internationalen Flughafen von Peking an einem Flug nach Hongkong gehindert. Bekannte berichteten, sein Studio sei von der Polizei gesperrt und etwa 30 Computer beschlagnahmt worden. Der 53-Jährige gilt als der scharfer Kritiker der Kommunistischen Partei in China und hatte zuletzt mit Repressionen der Regierung zu kämpfen. Erst kürzlich ließ er wissen, er plane deswegen einen Teilumzug nach Berlin und wolle dort ein Atelier eröffnen. Ai genießt wegen seiner Kunstwerke und Installationen international hohes Ansehen. Als künstlerischer Berater war er auch an der Gestaltung des Olympiastadions in Peking beteiligt.
Protest kommt auch aus der deutschen Kunstszene: "Ein stärkeres Kontrastprogramm zwischen Kunst und Leben hätte die chinesische Regierung kaum inszenieren können", kritisierte der Präsident der Akademie der Künste in Berlin, Klaus Staeck, und erinnerte an die gerade erst in Peking eröffnete Ausstellung deutscher Museen "Die Kunst der Aufklärung". Einem der Mit-Organisatoren, dem Autor Tilman Spengler, hatten die chinesischen Behörden die Einreise verweigert.
"Meinungsfreiheit grausam verletzt"
Der Vize-Chef der Schriftstellervereinigung P.E.N.-Zentrum, Dirk Sager, stellte fest: Die Festnahme Ais belege ebenso wie die des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobos und weiterer Intellektueller, wie die chinesische Regierung das Recht auf Meinungsfreiheit grausam verletze.
Autor: Gerd Winkelmann
Redaktion: Michael Wehling