Afghanistan: Sorge um Bundeswehr-Mitarbeiter
14. Mai 2021Rund 80 frühere Diplomaten, Bundeswehr-Führungskräfte, Politiker und Wissenschaftler haben einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge von der Bundesregierung einen besseren Schutz von afghanischen Ortskräften verlangt. Afghanen, die als Dolmetscher, Wachleute oder Helfer unter anderem für die Bundeswehr tätig waren, fürchteten angesichts des Truppenabzugs um ihre Sicherheit und ihr Leben, heißt es in einem offenen Brief an die Regierung, der dem "Spiegel" vorliegt.
"Zu befürchten ist ..."
Diese Menschen und ihre Familien müssten nun "zügig und unbürokratisch" in Deutschland aufgenommen werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe zwar versprochen, die afghanischen Ortskräfte nicht schutzlos zurückzulassen. "Zu befürchten ist aber: Genau das geschieht", schrieben die Autoren, zu denen der frühere Grünen-Abgeordnete Winfried Nachtwei zählt.
Zu den Unterzeichnern gehören auch der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan, die frühere Staatsministerin im Auswärtigen Amt Kerstin Müller - und Rainer Glatz, der von 2009 bis 2013 das Einsatzführungskommando der Bundeswehr leitete. Außerdem schlossen sich dem Appell die beiden Ex-Diplomaten Rainald Steck und Hans-Ulrich Seidt an, die als Botschafter die deutsche Vertretung in Kabul leiteten.
Seit 2013 seien nach Angaben des Verteidigungsministeriums knapp 800 Ortskräfte in Deutschland aufgenommen worden, heißt es in dem Brief - fast alle jedoch in einem kurzen Zeitraum, nachdem das Programm aufgelegt wurde. Zwischen 2014 und 2021 seien lediglich 15 neue Aufnahmen hinzugekommen.
Es geht nun schnell
Der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan - im Rahmen des NATO-Beschlusses, die Truppen nach Hause zu holen - hat offiziell am 1. Mai begonnen und soll bis spätestens 11. September beendet sein. Bis dahin sollen alle internationalen Truppen das Land am Hindukusch verlassen haben. Möglicherweise schließt die Bundeswehr ihren Abzug bereits Anfang Juli ab.
Ressortchefin Kramp-Karrenbauer hatte bereits über die Notwendigkeit gesprochen, die einheimischen Bundeswehr-Mitarbeiter zu schützen. Von einem Verbindungsbüro vor Ort war die Rede und auch von der vereinfachten Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. Möglicherweise müssen solche Optionen angesichts des Tempos, mit dem der NATO-Abzug vollzogen wird, schneller geschaffen werden. Wer die ausländischen Soldaten in Afghanistan - in welcher Form auch immer - unterstützt hat, der hat sich dort nicht beliebt gemacht.
ml/jj (afp, dpa)