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Sorge vor Mutationen aus New York und Kalifornien

2. März 2021

Die in den USA entstandenen Mutationen verbreiten sich schnell. Unklar ist, ob sie wirklich ansteckender sind und ob die Impfstoffe noch wirksam genug sind.

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USA | 500.000 Covid-19-Todesopfer | Stay-Home-Schriftzug in Brooklyn, NY
Bild: Bryan A. Smith/AFP/Getty Images

Seit die Corona-Tests sorgfältiger sequenziert, also gentechnisch untersucht werden, treten auch immer häufiger Mutationen vom ursprünglichen SARS-CoV-2-Wildtyp in Erscheinung.

Die meisten Mutationen sind nicht wirklich bedeutsam. Aber es gibt ein paar Varianten, die Forschenden und Verantwortlichen Sorgen bereiten, weil sie teilweise ansteckender sind und sich so regional stark ausbreiten, und weil die bereits vorhandenen Impfstoffe weniger effektiv vor ihnen schützen.

Grenzkontrolle zwischen Tschechien und Deutschland
Reisefreiheit adé: Aus Angst vor den Mutationen haben viele Länder wieder Grenzkontrollen eingeführtBild: Odd Andersen/AFP

Nach der britischen, der südafrikanischen und der brasilianischen Variante bereiten in den USA zwei Varianten Sorgen, die offenkundig nicht eingeschleppt wurden, sondern die sich in den USA entwickelt haben.

Schnelle Verbreitung

Im vergangenen November ist Forschenden zum ersten Mal ein Mutation in New York aufgefallen, die sie B.1.526 bezeichnet haben. Seitdem hat sich diese Variante in der Metropole und auch im nördlichen Umland rasch verbreitet. Bis Mitte Februar wurde sie bereits bei 12 Prozent aller sequenzierten Proben in New York nachgewiesen. Auch in anderen Ländern wie Dänemark ist diese New Yorker Variante bereits aufgetaucht. 

Auch die bereits im Juli 2020 erstmals nachgewiesene Kalifornische Variante hat sich bereits rapide verbreitet: Mittlerweile sind die beiden ähnlichen Typen B.1.427 und B.1.429 der kalifornischen Variante in etwa einem Viertel der gensequenzierten Proben in Kalifornien zu finden.

Was weiß man über die beiden amerikanischen Varianten?

Wirklich verlässliche Daten über diese beiden amerikanischen Varianten gibt es noch nicht. Die kalifornische Variante CAL.20C soll ansteckender sein als der Urtyp, bei Abstrichen von Infizierten fand sich eine etwa verdoppelte Virenlast in den Proben. Allerdings sei sie weniger ansteckend als die britische Mutante B.1.1.7, die mittlerweile in sehr vielen Ländern nachgewiesen wurde, darunter auch in Deutschland. Für die "kalifornische" Virusvariante wird eine verringerte, aber immer noch ausreichende Wirkung der vorhandenen Impfstoffe vermutet.

USA Corona-Pandemie | San Francisco
Die kalifornische Variante CAL.20C soll ansteckender sein als der Urtyp, aber nicht so anstechend wie die Britische VarianteBild: Jeff Chiu/AP Photo/picture alliance

Die New Yorker Virusvariante B.1.526 ähnelt der südafrikanischen Variante B.1.351, die bereits in mehr als 40 Ländern nachgewiesen wurde, und der Brasilianischen Variante P.1 und P.2, die weltweit in mehr als 20 Ländern und jüngst auch in Großbritannien nachgewiesen wurde. Unklar ist noch, ob die New Yorker Variante tatsächlich ansteckender bzw. gefährlicher ist und ob die Impfstoffe bei dieser Variante ebenfalls noch eine ausreichende Wirkung haben.

Neue Software hilft bei der Suche

Die jeweiligen Varianten zu finden gelingt nur, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Zwar kennen wir inzwischen das Erbgut von SARS-CoV-2, aber es ist mit seinen 29.903 Basen einfach viel zu lang, um schnell jene Varianten identifizieren zu können, die das Virus möglicherweise ansteckender machen.

Gefunden wurden die neuen Mutationen mit einer neuen Software namens VDB ("Variant Database"), die ein Team um Pamela Bjorkman vom California Institute of Tech­nology in Pasadena entwickelt hat. Sie konzentriert sich auf Veränderungen im Bereich des Spike-Proteins.

Südafrika Corona-Pandemie Johannesburg
Mutation E484K ist sowohl bei der südafrikanischen Variante als auch bei der brasilianischen Variante vorhandenBild: Luca Sola/Getty Images/AFP

Die mutmaßlich gefährliche Mutation E484K, die sowohl bei der südafrikanischen Variante B.1.351 als auch bei der brasilianischen Variante P.1 vorhanden ist, verändert die rezeptorbindende Domäne des Spike-Proteins, und hier greifen die Antikörper mit der stärksten neutralisierenden Wirkung an.

Grund zur Sorge, aber nicht zur Panik

Die Spitze des Spike-Proteins ist auch bei der New Yorker Variante 1.526 verändert. Und eine solche Veränderung mache grundsätzlich erst einmal alle nervös, so dieEpidemiologin Wafaa El-Sadr von der Columbia Universität gegenüber der ARD: "Diese Veränderungen können zur Folge haben, dass sich das Spike-Protein besser festsetzen kann. Oder, dass sich das Virus schneller vermehren kann. Oder, dass es sich nicht von den Antikörpern durch unsere Impfstoffe bekämpfen lässt."

Bis detaillierte Daten zu den amerikanischen Varianten vorliegen, bleibe vieles Spekulation und es bestehe zwar Grund zur Sorge, nicht aber zur Panik, so Dr. Dave A. Chokshi, Commissioner beim New York City Department of Health and Mental Hygiene: "Ob es sich schneller verbreitet. Ob es schlimmer krank macht. Oder ob es die Wirksamkeit des Impfstoffs reduziert - wir haben darauf noch keine Hinweise."

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund