Sorgs Mission: Zwei Siege für Löw
7. Juni 2019Bloß nicht den Chef vergraulen. "Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir es zur maximalen Zufriedenheit des Bundestrainers hinkriegen", sagt Markus Sorg, der wegen einer Sportverletzung von Joachim Löw vom Assistenzcoach zum Nationaltrainer für zwei EM-Qualifikationsspiele befördert wurde: am Samstag in Minsk gegen Weißrussland und am Dienstag in Mainz gegen Estland (Anstoß jeweils um 20.45 Uhr MESZ, ab 20.30 Uhr im DW-Liveticker). Zufrieden sein wird Löw nur, das weiß auch Sorg, wenn am Ende sechs Punkte mehr auf dem Konto stehen: "Wir wollen die Gruppe vor uns hertreiben. Dazu gehören die sechs Punkte."
Löw: "Team noch nicht gefestigt"
Während des mehrtägigen Trainingslagers in Venlo in den Niederlanden stand Sorg ständig in telefonischem Kontakt mit Löw. So ganz loslassen kann der Bundestrainer dann doch nicht, dem beim Krafttraining eine Hantel auf die Brust gefallen war und eine Arterie gequetscht hatte.
Vom Krankenbett aus warnte er seine Spieler davor, die Gegner Weißrussland und Estland zu unterschätzen: "Gerade in unserer Situation nach dem Umbruch von Sparringspartnern zu reden, möchte ich tunlichst vermeiden", sagte Löw dem Fachmagazin "Kicker". Sein Team mit den vielen jungen Spielern sei noch nicht gefestigt: "Früher, als wir eine eingespielte Mannschaft hatten, sind wir zu solchen Spielen in der Überzeugung angetreten, dass wir uns den Gegner im Laufe des Spiels zurechtlegen und dann zuschlagen können. Da waren wir in der Lage, solche Spiele mit drei, vier Toren Unterschied zu gewinnen."
Nummer 81 der Weltrangliste
Die Favoritenrolle des deutschen Teams, das mit einem 3:2-Sieg in den Niederlanden in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 gestartet war, lässt sich jedoch ebenso wenig wegdiskutieren wie die Gefahr, sich zu blamieren. Weißrussland steht in der Weltrangliste lediglich auf Platz 81. Allerdings haben die Weißrussen die letzten vier Heimspiele nicht verloren. Auch wenn das Stadion in Borissow nur gut 13.000 Zuschauer fasst, dürfte das DFB-Team eine hitzige Atmosphäre erwarten. Nicht nur Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan ist gewarnt: "Wir alle wissen leider zu genau von der WM 2018, was passieren kann, wenn man auf dem Papier schon so gut wie sicher gewonnen hat."
"Nicht angespannt, aber hochmotiviert"
Auch Marcus Sorg war beim WM-Debakel in Russland mit dabei, seit drei Jahren unterstützt er Bundestrainer Joachim Löw, ist also alles andere als ein Neuling. Der 53-Jährige habe sich in den Tagen in Venlo nicht als Chef aufgespielt, berichtete Abwehrspieler Thilo Kehrer: "Ich habe ihn erlebt wie immer. Ich merke keine größere Anspannung bei ihm. Aber ich merke, dass er hochmotiviert ist, die zwei Spiele mit uns erfolgreich zu bestreiten." Damit Sorg seinem Boss erhobenen Hauptes unter die Augen treten kann, wenn der sich von seinem Hantel-Malheur erholt hat.