"Marsch der Würde" endet mit Gewalt
23. März 2014Bei schweren Ausschreitungen in der spanischen Hauptstadt wurden mehr als 100 Menschen verletzt, die allermeisten von ihnen sind Polizeibeamte. 24 mutmaßliche Gewalttäter seien festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher.
Die Randalierer hatten Barrikaden aus Absperrgittern errichtet, Mülltonnen angezündet und die Fensterscheiben einer Bank eingeschlagen. Auf anrückende Polizisten wurden Wurfgeschosse geschleudert, die Beamten reagierten mit Gummigeschossen. Einige der jungen Demonstranten bauten auf einer Hauptstraße im Zentrum Zelte auf und kündigten an, bleiben zu wollen.
Größter Massenprotest seit Monaten
Zuvor hatten Zehntausende friedlich gegen Sozialkürzungen, Massenarbeitslosigkeit und Armut in ihrem Land demonstriert. Acht Protestzüge strömten aus verschiedenen Richtungen zum Bahnhof Atocha, wo sie sich zu einem großen Marsch durch die Innenstadt zusammenschlossen. Viele der Demonstranten waren bereits seit Wochen zu Fuß nach Madrid unterwegs gewesen, um den "sozialen Notstand" im Land anzuprangern.
Grund für den größten Massenprotest seit Monaten ist die anhaltend prekäre wirtschaftliche Lage im Land, in dem mehr als jeder Vierte arbeitslos ist. Rund 300 Gewerkschaften und Organisationen hatten zu den "Märschen der Würde" aufgerufen. Teilnehmer kamen aus den Regionen Andalusien im Süden, Katalonien im Osten, Asturien im Nordosten und der Extremadura im Westen. Sie hielten die Flaggen ihrer Regionen hoch. Der Staat stellte 1700 Polizisten ab.
Armut und Verelendung
Auf Plakaten forderten die Kundgebungsteilnehmer unter anderem "Die Krise sollen die Banker zahlen" und "Keine Kürzungen". Die Proteste standen unter dem Slogan "Brot, Arbeit und Wohnung für alle". Aus dem Meer der Protestierenden ragte ein gewaltiger Mittelfinger heraus, der an die Adresse des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy gerichtet war. Entweder reagiere die Regierung auf die Forderungen der Menschen oder sie könne "ihre Koffer packen", sagte Diego Cañamero, Sprecher der Arbeitergewerkschaft in Andalusien.
Spanien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Das Land leidet noch immer unter den Folgen der 2008 geplatzten Immobilienblase und steckte zwei Jahre in der Rezession. Das von der Regierung Rajoy auf den Weg gebrachte Sparprogramm, mit dem die Schuldenlast verringert und das Vertrauen in den Bankensektor wiederhergestellt werden sollte, verschlimmerte den Alltag für zahllose Menschen.
rb/gri (afp, dpa)