Spanien: Massen-Fischsterben im Mar Menor
Tonnenweise verenden Fische und Krebstiere in Europas größter Salzwasserlagune im Südosten Spaniens. Hitze und zu viele überdüngte Abwässer machen das einstige Naturparadies für viele Meeresbewohner zur Todesfalle.
Verendete Fische
Es ist eine Umweltkatastrophe ungeheuren Ausmaßes. In Europas größter Salzwasser-Lagune, dem Mar Menor in Südostspanien, sind innerhalb einer Woche mehr als 4,5 Tonnen Fische, Krebse und andere Meerestiere verendet. Insgesamt sollen nach Angaben des WWF in diesem Sommer bereits 20 Tonnen toter Meerestiere an die Küste angespült worden sein.
Käscher gegen Kadaver
Mit Käschern, Eimern oder auch mit bloßen Händen säubern städtische und freiwillige Helfer die Strände des Mar Menor von tausenden von Fischkadavern. Grund für das Massensterben ist wahrscheinlich ein akuter Sauerstoffmangel - verursacht durch hohe Temperaturen und eine jahrelange Verschmutzung der Lagune durch zu intensive Landwirtschaft in der unmittelbaren Umgebung.
Verhängnisvolle Überdüngung
Tomaten, Auberginen, Orangen, Salat - zahlreiche Obst- und Gemüsesorten für den Export nach ganz Europa werden in intensiver Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe der Lagune angebaut. Doch auch in dieser Region sorgt der Klimawandel für immer längere Dürren und intensivere Niederschläge. Vor allem bei heftigen Regenfällen gelangen so immer wieder große Mengen überdüngten Schlamms in die Lagune.
Tödlicher Cocktail
In Verbindung mit einer anhaltenden Rekordhitze über Südspanien - seit Wochen kommt es hier zu Temperaturen über 40 Grad - reicherten sich in der Lagune so immer mehr Nährstoffe an. Dadurch kam es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Algen und Bakterien, während gleichzeitig der Sauerstoffgehalt des Wassers immer weiter abnahm - für Fische und andere Meeresbewohner ein tödlicher Cocktail.
Triste Kloake statt Touristenmagnet
Touristen beobachten die Aufräumaktionen der Helfer am Strand. Lange Zeit galt Europas größte Salzwasserlagune bei Murcia als Natur- und Touristenparadies. Heute wird sie dagegen oft von einem übelriechenden grünen Algenteppich bedeckt. Die Lagune ist fast vollständig von Land umschlossen und besitzt nur einen schmalen Ausgang zum offenen Meer, was den Frischwasseraustausch zusätzlich erschwert.
Katastrophe ohne Konsequenzen
Schon 2019 waren bei einem Massensterben rund drei Tonnen toter Fische und Krebse an die Lagunenstrände angespült worden. Seitdem wurde jedoch kaum etwas unternommen, um die Situation in der Lagune zu verbessern. Der Regierungschef von Murcia forderte nun ein Krisentreffen mit der Regierung in Madrid. Das Mar Menor müsse umgehend zum Katastrophengebiet erklärt werden, so Regionalpräsident Miras.
Erfolglose Proteste
Die Einsicht komme reichlich spät, kritisieren Anwohner und Umweltschutzverbände. Ihnen zufolge trage die Regionalregierung selbst einen Großteil der Schuld an der jetzigen Situation. Jahrzehntelang habe die Politik nichts unternommen, um die Wasserqualität in der Lagune zu verbessern. Immer wieder kam es deshalb in der Vergangenheit zu Demonstrationen, wie hier in La Manga - bislang ohne Erfolg.