Sperre für Platini!
8. September 2014Franck Ribery will künftig nicht mehr für die französische Nationalmannschaft spielen, das hat er vor rund zwei Wochen angekündigt. Während viele Franzosen darüber jubeln, etwa genauso viele Franzosen Ribery für seine Entscheidung kritisieren und wieder andere dazu nicht mehr als ein lapidares "Je m'en contrefiche!" übrig haben, ist einem der wichtigsten Franzosen nun ob des Rückzugs Riberys der Kragen geplatzt. UEFA-Präsident Michel Platini droht dem FC-Bayern-Star mit einer Sperre von drei Spielen, sollte er trotz weiterer Nominierungen nicht zu den nächsten Partien der Nationalmannschaft anreisen. Platini beruft sich dabei auf die FIFA-Statuten, in denen niedergeschrieben steht: "Jeder Spieler, der bei einem Verein registriert ist, ist grundsätzlich verpflichtet, einem Aufgebot für eine Auswahlmannschaft des Verbands des Landes Folge zu leisten, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt."
Auf irgendeinen Firlefanz, wie die persönliche Entscheidung eines Spielers, künftig nicht mehr in der Nationalelf spielen zu wollen, kann dabei natürlich keine Rücksicht genommen werden - schon gar nicht, wenn es sich um einen Franzosen handelt und noch viel weniger, wenn sein Entschluss persönlichen Interessen eines französischen UEFA-Präsidenten im Wege steht.
Denn mal ehrlich: Sacredieu Franck! Wie kannst du bloß? Siehst du denn nicht, wie sehr du Michel Platini mit deiner Entscheidung ins Mark triffst? Schließlich hat die Equipe Tricolore nur mit dir der EM 2016 eine Chance auf den Titel. Nur du kannst "Les Bleus" beim Heimturnier in Frankreich zum Europameister machen und damit dem UEFA-Präsidenten das Vergnügen bereiten, dem französischen Mannschaftskapitän nach dem Finale den EM-Pokal zu überreichen. Weil du nicht dabei sein wirst, muss er das Ding wohl notgedrungen Bastian Schweinsteiger oder irgendeinem anderen Kartoffelkopf, der gerade die Binde der DFB-Elf trägt, in die Hand drücken. Und dabei muss er dann vor der versammelten Weltöffentlichkeit auch noch lächeln und so tun, als freue er sich. Welche Schmach! Quelle honte!
Kein Ende der Knechtschaft
Aber mit persönlichen Entscheidungen ist das eben so eine Sache: Sie selbst, Monsieur Platini, haben ja erst vor wenigen Tagen ebenfalls eine ganz persönliche Entscheidung öffentlich gemacht. In den vergangenen Jahren sind Sie in schöner Regelmäßigkeit als Widerpart des unbeliebten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter aufgetreten. Sie haben sich gegen ihn in Position gebracht und so Hoffnungen genährt, dass es bald zu einem Wechsel an der Spitze des Fußball-Weltverbandes kommen könnte. Und dann verkünden Sie dem völlig unvorbereiteten Wahlvolk einfach so, dass Sie gar nicht antreten werden? Sie ziehen den Schwanz ein und ihre Kandidatur zurück und machen den Weg frei für eine fünfte Amtszeit von Blatter!
Sacrebleu, Monsieur le President! Wie können Sie bloß? Wissen Sie denn nicht, dass eine ganze Nation auf Sie zählt? Ja, was sage ich: ein ganzer Kontinent, wenn nicht am Ende sogar die gesamte Fußballwelt? Sie sollten doch derjenige sein, der die Fußball-Familie bei der nächsten FIFA-Präsidentschaftswahl endlich von der jahrzehntelangen Knechtschaft unter der Knute des beratungsresistenten Schweizers befreit. Und jetzt sollen alle, die mit Ihrer Kandidatur Hoffnungen auf mehr Transparenz und weniger Vetternwirtschaft und Korruption verbunden hatten, dabei zusehen, wie Sie Blatter nach seiner Wiederwahl die Hand schütteln und ihm alles Gute wünschen?
Auch hierfür sollte es einen Paragraphen geben: "Jeder Fußball-Funktionär, der einem Kontinentalverband vorsteht, ist grundsätzlich verpflichtet, die Hoffnungen seiner Wählerschaft nicht zu enttäuschen und bei der Wahl des FIFA-Präsidenten gegen den umstrittenen Amtsinhaber anzutreten." Sollte er das nicht tun, wäre wohl auch hier eine Sperre angemessen - ich würde sagen für die nächsten drei FIFA-Präsidentschaftswahlen.