Spotify und seine Probleme
Streaming statt Downloads, lautet zunehmend die Devise von Musik-Nutzern im Internet. Spotify ist zwar Marktführer, doch der schwedische Musikstreamingdienst hat so seine Probleme. Der Börsengang soll einiges ändern.
Problem Gratis-Nutzer
Der Weltbürger hat immer und von überall aus Zugriff auf alles, was das Internet bietet - auch auf Musik. Das erste Problem von Spotify: Das Unternehmen hat zwar rund 160 Millionen Nutzer pro Monat, davon sind aber lediglich 71 Millionen zahlende Abonnenten. Die etwa 88 Millionen Gratisnutzer müssen dafür lästige Werbung in Kauf nehmen. Die Firma hofft, mehr Bezahlkunden zu gewinnen.
Seltene Form des Börsengangs
Zugleich gilt es, neue Formen der Finanzierung zu wählen. Mit dem Schritt an die Börse hat sich Daniel Ek, Mitbegründer und Chef von Spotify, allerdings für eine seltene Form des Börsengangs entschlossen. Spotify wird seine Anteile in einem direkten Listing anbieten. Neues Kapital wird auf diese Weise nicht geschaffen, sondern bereits bestehende Anteile von privaten Anlegern öffentlich gehandelt.
Hohe Verluste
Obwohl der Umsatz 2016 und 2017 jeweils fast um die Hälfte gestiegen ist, hat sich in diesen beiden Jahren der Verlust mehr als verdoppelt. 1,2 Milliarden Miese stehen zu Buche. Weil zu viele User ihre Musik über diese Plattform hören, stiegen die Zahlungen an die Musikrechteinhaber. Abos und Werbeeinnahmen können die gestiegenen Finanzierungskosten nicht ausgleichen.
"Streikende" Künstler
Die Plattenfirmen bekommen für jedes gespielte Stück einen winzigen Betrag. Der Anteil für Komponisten, Texter und Interpreten ist noch geringer, liegt im Bereich eines Cent-Bruchteils. Außerdem verkaufen sich etwa die Alben prominenter Künstler wegen des Streamings schlechter. Deshalb kehrte die US-Sängerin Taylor Swift Spotify 2014 medienwirksam den Rücken. Seit 2017 ist sie jedoch wieder dabei.
The Beatles widerstanden lange
Metallica, Led Zeppelin oder AC/DC - sie alle verfielen dem Sog des Streamings. Nur die Fab Four, beziehungsweise ihre Rechteinhaber, hielten stand und gaben keine Note ihres Repertoires preis - bis 2015. Seitdem sind auch ihre Songs online verfügbar. In den ersten 100 Tagen wurden laut Spotify weltweit 2793 Jahre Beatles-Musik gespielt.
Erste Hilfe für die Musikindustrie
Der Anteil von Spotify am Erhalt der Vielfalt des Kulturguts Musik ist nicht gering. Seit dem neuen Jahrtausend verkaufte die Musikindustrie ihre Produkte immer schlechter. In den USA brach der Gesamtumsatz um rund 50 Prozent ein. Als Spotify ab 2008 seine Geschäftsidee dank einer neuen Handy-Generation realisierte, half das auch der kränkelnden Musikindustrie wieder halbwegs auf die Beine.
Die Konkurrenz schläft nicht
Die mächtigen Gegenspieler der Schweden sind vor allem die US-Riesen Apple und Amazon. Beide bieten jedoch nur kostenpflichtige Streamingdienste in der Musiksparte an. Im Gegensatz zu Marktführer Spotify (ca. 40 Prozent) ist das Streaming nur ein Teilbereich dieser Konzerne. Verluste sind da leichter zu verschmerzen.
Hardware als Stütze
Die großen US-Konkurrenten von Spotify bieten zudem gleich die passende Hardware an. Mit der darauf installierten App wird versucht, den Nutzer beim eigenen Angebot zu halten. Ob die Schweden jemals intelligente Heimlautsprecher oder andere Geräte auf den Markt bringen werden? Einstweilen bleiben sie darauf angewiesen, dass die Konkurrenten eine Nutzung von Spotify auf ihren Geräten zulassen.