Sieg trotz Stimmenverlust
28. September 2008Er gilt als aalglatt, freundlich und unverbindlich - mit seinem Dauerlächeln hat Werner Faymann am Sonntag (28.09.2009) die österreichischen Parlamentswahlen gewonnen. Trotz ihres historisch schlechtesten Ergebnisses bleibt seine Sozialdemokratische Partei (SPÖ) den Hochrechnungen zufolge stärkste Kraft im Land, und als ihr Spitzenkandidat wird der 48-Jährige wohl ins Wiener Kanzleramt einziehen. Faymann war als Favorit gegen den Kandidaten der konservativen ÖVP, Wilhelm Molterer, ins Rennen gegangen und hatte die Rangliste der beliebtesten Kandidaten von Beginn an angeführt. Dabei galt der langjährige Kommunalpolitiker in der Bundespolitik lange als unbeschriebenes Blatt.
Die Zahlen
Die SPÖ kam nach Hochrechnungen auf 29,2 Prozent, das entsprach einem Verlust von 6,1 Prozentpunkten im Vergleich zur vorherigen Wahl. Die konservative ÖVP stürzte sogar um 9,4 Prozentpunkte auf 24,9 Prozent.
Deutlich hinzugewinnen konnten die Rechtsparteien: FPÖ und BZÖ legten jeweils rund sieben Prozentpunkte zu und sind gemeinsam etwa so stark wie die Sozialdemokraten. Die Freiheitliche Partei (FPÖ) kam nach Hochrechnungen der ARGE Wahlen auf 18,3 Prozent (plus 7,2 Prozentpunkte). Das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) um Jörg Haider erzielte einen ähnlichen Zugewinn und kam auf 11,5 Prozent. Die Grünen landeten mit 9,8 Prozent auf Rang fünf. Andere Hochrechnungen ergaben nach einem Bericht der Nachrichtenagentur APA ein ähnliches Bild.
Reaktionen
SPÖ-Spitzenpolitiker bekräftigten in ersten Reaktionen, dass es keine Koalition mit FPÖ und BZÖ geben werde, wie APA berichtete. Fraktionschef Josef Cap warb für die Bildung einer stabilen Regierung, was eigentlich nur noch mit der ÖVP möglich sei. Bestürzt zeigte sich Wiens Bürgermeister Michael Häupl über das Zulegen der Rechtsparteien: "Wenn sich dieser Trend verfestigt, dann heißt der nächste oder der übernächste Kanzler eh Strache."
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky sah in den ersten Wahltrends eine "de facto Verdoppelung" seiner Partei. Die Verwirklichung des "blauen Wunders" sei damit ein Stück näher gerückt. Das BZÖ, mit dem die FPÖ laut Hochrechnungen zusammengerechnet die stärkste Kraft darstellen könnte, ist für ihn als Partner dennoch ausgeschlossen, auch für eine Koalitionszusammenarbeit. Die Freiheitlichen wollen eine Zweier-Koalition mit SPÖ oder ÖVP. Beim BZÖ war Feiern angesagt, Generalsekretär Martin Strutz sprach von einem historischen Erfolg, mit dem die politische Landschaft nachhaltig verändert werde. (mas)