Störfall Corona
2. Februar 2021Ist die Corona-Krise der Anfang vom Ende der Globalisierung?
Als Anfang 2020 in Asien die Produktion vieler Güter heruntergefahren wurde, zeigte sich das prompt in den Lieferketten. Der endlose Strom von Rohstoffen, Bauteilen und anderen Erzeugnissen, der den Welthandel antreibt, ebbte ab. Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA berichtet von bis zu 40-prozentigen Einbußen in der Schiffsfracht: Lieferausfälle aus China und Europa bringen die Produktion in deutschen Fabriken zeitweise zum Stillstand. Und wegen des Corona-bedingten Lockdowns in Europa verlieren Näherinnen in Bangladesch ihr Einkommen.
Die Dokumentation zeigt globale Abhängigkeiten und wie damit in Zeiten der Pandemie umgegangen wird. Ist es an der Zeit, die Produktion nach Europa zurückzuholen, um die Versorgung der Bevölkerung auch in Krisenzeiten sicherzustellen?
Die Recherchen des Reporterteams zeigen, dass tatsächlich ein Umdenken in diese Richtung stattfindet. Unternehmen diversifizieren ihre Lieferketten und/oder beschleunigen die Digitalisierung. Die Herstellung von Schutzkleidung in Deutschland wird mit staatlichen Geldern gefördert, um in Zukunft Liefersicherheit in sensiblen Bereichen zu gewährleisten.
Doch was in Einzelfällen sinnvoll und notwendig ist, ergibt für die Mehrzahl der deutschen Unternehmen wenig Sinn, denn es würde die Produktion drastisch verteuern. Denn die Globalisierung ist zwar in vielerlei Hinsicht Ursache für Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit, doch ohne sie sähe es noch schlimmer aus.
Fallen massenweise Aufträge für Schwellenländer weg, ohne dass es einen Ausgleich gibt, drohen Armut und sogar Hunger. "Es werden viel mehr Menschen an Hunger sterben als an der Pandemie", befürchtet Globalisierungsexperte Ian Goldin von der Universität Oxford. Aber könnte die Corona-Krise auch Positives bewirken? Eine gerechtere Arbeitsteilung, bewussteren Konsum, weniger Luftverschmutzung, mehr soziale Verantwortung?
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