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St. Pauli mit brisantem Antrag

Thomas Klein (dpa, sid)23. November 2015

Kein Geld für "Werksklubs" - und damit das Ende der Solidargemeinschaft? Zweitligist FC St. Pauli stellt einen Antrag auf eine Neuverteilung der TV-Gelder. Dem deutschen Profifußball droht eine Zerreißprobe.

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Logo des FC St. Pauli
Bild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat mit einem provokanten Antrag zur Verteilung der TV-Einnahmen für etwas Unruhe im Lager der Bundesliga gesorgt. Laut Antrag sollen sich künftig der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, 1899 Hoffenheim und ab 2017 eventuell auch Hannover 96 selbst vermarkten. An den Einnahmen aus der Fernseh- sowie der Gruppenvermarktung (adidas-Ligaball, Krombacher, Hermes-Ballbote) sollen sie demnach nicht mehr partizipieren. Der Grund: Bei den vier Vereinen greift aufgrund von Sonderbestimmungen die "50+1"-Regel nicht, nach der die Mehrheit der Anteile in Händen des Vereins bleiben muss und nicht an Investoren veräußert werden darf.

Wolfsburg und Leverkusen sind 100-prozentige Töchter des Volkswagenkonzerns und der Bayer-AG. Bei Hoffenheim hält Mäzen Dietmar Hopp die Mehrheit und in Hannover könnte die "50+1"-Regel bald kippen, weil sich Präsident Martin Kind dann seit über 20 Jahren engagiert und mehr Anteile des Vereins übernehmen könnte.

"Erfolg des Profifußballs in Gefahr"

"Sollte dieser Antrag - tatsächlich - ernst gemeint sein", heißt es in einem Schreiben der vier betroffenen Bundesligisten, das dem Fachmagazin "kicker" vorliegt, an die Deutsche Fußball Liga (DFL), "erklärt der Antragsteller die Aufkündigung der Solidargemeinschaft in der Bundesliga und 2. Liga." Weiter forderten die Klubs in einer gemeinsamen Erklärung, die am Freitag von der DFL an die Bundesligavereine geschickt wurde, den Antrag des FC St. Pauli "als unzulässig, hilfsweise als unbegründet einzuordnen." Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs geht noch einen Schritt weiter: "Für die gesamte Bundesliga wäre dies eine schädliche Entwicklung, die die Grundwerte des Erfolgs des deutschen Profifußballs in Gefahr bringen würde", sagte er.

Auch Hannover betroffen

Ähnlich sieht es Hannovers Präsident Kind: "Der Antrag ist unüberlegt und substanzlos", sagte Kind der "Bild"-Zeitung. "Wir denken, dass dieser Antrag nicht mehrheitsfähig sein wird. Sollte ihm stattgegeben werden, ist die Zentralvermarktung am Ende, dann würde es eine Einzelvermarktung geben."

Dadurch würden beispielsweise Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund profitieren, ein Klub wie der SV Sandhausen oder der FSV Frankfurt aber könnten deutlich weniger Geld einnehmen. Derzeit nämlich regelt die DFL die "satzungsgemäße Verteilung" der Einnahmen durch TV-Übertragungsrechte zentral. Von den 2,5 Milliarden Euro des im kommenden Jahr auslaufenden Vierjahresvertrags erhielten die Bundesligisten in dieser Saison 680 Millionen Euro, 170 Millionen Euro gingen an die Zweitligisten.

Über den wohl chancenlosen St. Pauli-Antrag soll auf der DFL-Mitgliederversammlung am 2. Dezember in Frankfurt beraten werden.

tk/asz (sid, dpa)