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Der Minister und das Kino

Jochen Kürten7. Juni 2013

Film ist das emotionalste Medium. Das sagt Bernd Neumann. Der Kulturstaatsminister ist ein Freund und Förderer des deutschen Kinos. Doch wie kann sich der heimische Film gegen die Übermacht aus Hollywood behaupten?

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Bernd Neumann im Interview. (c) Susanne Lenz-Gleißner
Bernd Neumann DW Interveiw 04.06.2013 NEUBild: DW/S. Lenz-Gleißner

Das deutsche Kino kann sich glücklich schätzen. Wie keiner seiner Vorgänger hat Bernd Neumann sich für den deutschen Film eingesetzt. Der Staatsminister für Kultur und Medien ist bekennender Kinofan. Und so engagiert er sich seit seinem Amtsantritt 2005 für die Belange des heimischen Films. Den deutschen Filmpreis, die höchst dotierte Kultur-Auszeichnung hierzulande, übergibt der Kulturstaatsminister stets persönlich.

Für ihn sei der Film "das emotionalste Medium", erzählt er in einem Gespräch mit der Deutschen Welle. Mehr noch als Literatur und Theater spreche das Kino die Menschen direkt an. "In der Regel sind ja Filme auch Ausdruck des Lebensgefühls in einem Land", sagt Neumann und verweist auf Werke wie "Good Bye, Lenin!", "Das Leben der Anderen" und "Barbara". Dies seien Filme, die über die deutsche Vergangenheit erzählen, über Teilung und Wiedervereinigung. Wenn nun die Deutsche Welle darüber berichtet, sei dies "ganz wichtig". Bernd Neumann: "Auf diese Weise lernen Andere mehr über uns, erfahren mehr über uns. Daran sind wir natürlich interessiert." Auf das kulturelle Niveau des deutschen Kinos könne man stolz sein - auch wenn diese Filme nicht alle Kassenknüller sind.

Daniel Brühl in dem Film "Good Bye Lenin!" (Foto X Film)
Deutsche Geschichte im Kino: "Good Bye, Lenin!"Bild: picture-alliance/dpa

Vorbild Frankreich

Interview mit Bernd Neumann

Bei den Filmfestspielen in Cannes ist Neumann Stammgast. Dort hält er die Fahne des heimischen Kinos hoch. Auf die Frage, woran es denn liege, dass deutsche Regisseure so selten zum Wettbewerb beim wichtigsten Festival der Welt eingeladen werden, erwidert Neumann "Die Tatsache, dass deutsche Filme selten im Wettbewerb in Cannes sind, hat nichts damit zu tun, dass es keine guten deutschen Filme gibt." Da sehe er eher das Problem aufseiten des Festivals.

Vor zehn Jahren noch hätten sich deutsche Filme schlechter im Ausland verkauft: "Ein Exportproblem haben wir nicht", davon ist Neumann überzeugt. Und wie sieht es mit dem Erfolg deutscher Filme im eigenen Land aus? Da bewege man sich zwischen klassischen Filmnationen wie Frankreich und Italien: "Frankreich ist für mich ein Vorbild im Hinblick auf die Quote", sagt Neumann. In Frankreich schauen sich die Zuschauer gern einheimische Filme an. Die Quote französischer Werke am Gesamteinspiel der Filmtheater liegt dort bei 40 Prozent. Deutschland kommt im Schnitt auf rund 20 Prozent.

"Die Zukunft liegt im Bereich Co-Produktion"

Ganz wichtig ist dem Kulturstaatsminister in diesem Zusammenhang die europäische Perspektive. Gerade weil Hollywood den weltweiten Kinomarkt dominiert, plädiert Neumann für eine Art Gegengewicht: "Wir müssen uns ein Stück von der Vorstellung verabschieden, dass die Zukunft in national-geförderten Filmen besteht, wenn wir gegen die nach wie vor bestehende Übermacht des amerikanischen Films, bevorzugt durch die Sprache, einigermaßen Schritt halten wollen."

In Cannes liefen in diesem Jahr allein drei Filme im Wettbewerb, in denen deutsches Geld steckt. In Europa müsse enger zusammengearbeitet werden, meint Neumann: "Für gute, große Filme brauchen Sie in der Regel ein größeres Kapital. Da sind die Produzenten häufig nicht in der Lage, es in einem Land aufzubringen." Es biete sich also an, in Koproduktionen zu investieren. Deutschland sei mittlerweile ein anerkannter, wettbewerbsfähiger Produktionsstandort, insbesondere für internationale Filme: "Es ist ja kein Zufall, dass George Clooney jetzt seinen großen Film in Babelsberg macht."

US-Schauspieler und -Regisseur George Clooney (M) bespricht bei Dreharbeiten seines Filmes "The Monuments Men" in Berlin eine Szene. (Foto: Paul Zinken dpa)
George Clooney dreht "The Monuments Men" in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa

Petzold, Tykwer und Wenders

Und welche Filme haben den Kinofan Bernd Neumann in den vergangenen zehn Jahren, seit es das Fernsehmagazin KINO der Deutschen Welle gibt, ganz besonders berührt? Neumann nennt zunächst "Das Leben der Anderen", aber auch Filme von Christian Petzold, "Barbara“ und "Jericho", Tom Tykwer und dessen Produktionen für den verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger. Auch von Wim Wenders Tanzfilm "Pina" war der Kulturstaatsminister beeindruckt.

Neumann setzt sich an vielen Fronten für das deutsche Kino ein. Nicht nur beim Deutschen Filmpreis und in Cannes. Als die Filmwirtschaft vor kurzem ein größeres Engagement deutscher Fernsehsender für das Medium Kino forderte, fand sie beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien starke Unterstützung: Der Kinofilm gehöre zur Kultur, die in die Grundversorgungspflicht der Sender falle, sagte Neumann: "Und zwar nicht als Sahnehäubchen für die Nachtstunden, sondern als Hefe im Teig."

Florian Henckel mit Oscar (Foto: AP Photo/Amy Sancetta)
Erfolg mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen": Florian Henckel von DonnersmarckBild: AP

Das Interview mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann wurde für die Jubiläumsausgabe der seit 10 Jahren produzierten DW-Sendung KINO geführt. Die Fragen stellte Ute Soldierer. Außerdem in der Geburtstags-Sendung vom 7. Juni: Ein Porträt der Regisseurin Katrin Gebbe, die ihr Debüt "Tore tanzt" in der Cannes-Reihe "Un Certain Regard" vorstellte, ein Rückblick auf 10 Jahre KINO, eine Erinnerung an den Erfolgsfilm "Good Bye Lenin" sowie ein Porträt des Schauspielers David Kross. Sehen Sie die Jubiläums-Sendung hier.