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Jahresbilanz Windenergiebranche 2013

Richard Fuchs, Berlin 3. Februar 2014

Deutschlands Windenergiebranche an Land hat 2013 gute Geschäfte gemacht. Der Weltmarkt verspricht sattes Wachstum. Mit Sorge wird aber die Reform der Ökostromförderung beobachtet. Ein Umsatzknick droht.

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Deutschland - Greifvogel in der Nähe eines Windrades Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Bild: picture-alliance/Frank Rumpenhorst

Deutschlands Windenergiebranche hat auch im vergangenen Jahr glänzende Geschäfte gemacht. Zum Jahresbeginn produzierten insgesamt 23.600 Windräder in Deutschland im Binnenland Strom. Das sind rund 600 neue Anlagen mehr als noch ein Jahr zuvor. Damit hat sich zwar das Tempo des Ausbaus von Neuanlagen verlangsamt. Aber nur auf den ersten Blick, denn bei der neu installierten Gesamtleistung gab einen deutlichen Sprung nach oben. Der Grund: alle neuen Windräder bringen um ein Vielfaches mehr an Leistung die älteren Modelle. "Gegenüber dem Vorjahr konnten wir eine Steigerung von 29 Prozent bei der installierten Leistung verzeichnen", berichtet Knud Rehfeldt von der Deutschen Windguard mit Stolz.

2013 war ein gutes Onshore-Wind Jahr

Das sind in Zahlen ausgedrückt 3.000 Megawatt neu installierter Leistung, die an Standorten zwischen Küste und Bodensee in Deutschland im vergangenen Jahr dazugekommen sind. Insgesamt brachten es die angeschlossenen On-Shore-Windanlagen damit auf 33.700 Megawatt, was in etwa der Leistung von 42 großen Steinkohle-Kraftwerken entspricht. Spitzenreiter beim Neubau von Windrädern sind die Bundesländer Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, Schlusslicht ist die Bundeshauptstadt Berlin.

Am meisten Windräder drehen sich inzwischen im Bundesland Niedersachsen, gefolgt von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das heißt: Norddeutschland setzt massiv auf Windkraft, nicht zuletzt weil hier die hohen Windgeschwindigkeiten und damit die hohen Erträge zu erwirtschaften sind. Aber auch im Süden der Republik tut sich was: Hier gab es bislang deutlich weniger Windräder als im Norden. Einmal weil die wind hier schwächer sind, aber auch, weil die Regionalpolitik dies lange aus Landschaftsschutz-Gründen verhinderte. Gerade im letzten Jahr hat hier der Ausbau aber an Fahrt aufgenommen. Ein Viertel der neuen Windräder aus dem letzten Jahr wurde in Süddeutschland aufgestellt.

Das USA-Geschäft wächst: Thorsten Herdan Foto:VDMA
Das USA-Geschäft wächst: Thorsten HerdanBild: VDMA Power Systems

Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA Power Systems, blickt bei den Geschäftsaussichten im Jahr 2014 für die deutschen Anlagenhersteller und ihre Zulieferer vor allem in eine Richtung: den Weltmarkt. Denn nachdem die weltweite Windbranche 2013 einen massiven Einbruch verkraften musste, soll es jetzt wieder rasant nach oben gehen. Waren Turbulenzen im US-Geschäft der Grund für den Sinkflug der Branche, so soll es vor allem hier jetzt wieder aufwärts gehen. Allein in den USA sollen in diesem Jahr 12.000 Megawatt dazu kommen, was in etwa einem Drittel der in Deutschland bisher verfügbaren Leistung entspricht, sagt Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA: "Davon profitierenwir natürlich als deutsche Industrie ganz massiv". Schlechter sieht es da in Asien aus. Windkraft "Made in Germany" bekommt vor allem in China keinen Fuß in die Türe, berichtet Herdan. "Wir profitieren nicht vom chinesischen Markt, der kann sich schon fast entwickeln wie er will."

Feldarbeit im Morgengrauen Foto: Patrick Pleul/ZB
Mehr Windenergie gab es 2013 in Schleswig-Holstein, aber auch in Rheinland-PfalzBild: picture-alliance/ZB

Heimatmarkt droht durch Ökostromreform wegzubrechen

Noch 2012 galt der deutsche Markt für die heimischen Anlagenbauer als sicherer Hafen, als garantierte Einnahmequelle. Mit ihren Windenergieprojekten konnten sie darauf zählen, dass ihre Erlöse stabil bleiben, weil sie über das Erneuerbare-Energien-Gesetz hierzulande feste Vergütungssätze bekommen. Eine Ökostromförderung, die staatlich organisiert ist, aber von den privaten Stromkunden mit ihrer Stromrechnung bezahlt wird.

Weil die Strompreise in Deutschland zuletzt rasant stiegen, will die Politik jetzt umsteuern – die Ökostromförderung reformieren. Erste Pläne sehen vor, den weiteren Ausbau der Windkraft zu begrenzen. Das bedeutet, dass zukünftig pro Jahr nicht mehr als 2.500 Megawatt Leistung von neuen Windrädern an Land dazukommen sollen. Kritiker wie Gegner nennen das einen Ausbau-Deckel. Das soll den Strompreisanstieg dämpfen, sagt die Politik. Das bewirkt genau das Gegenteil, sagt dagegen Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE): "Windenergie an Land ist die billigste erneuerbare Energieform". Wer also Energiewende auch in Zukunft wolle", so Pilarsky-Grosch, "für den sei es kontraproduktiv Windenergie an Land irgendwie zu deckeln oder zu minimieren."

Deutsche Politik gefährdet Windgeschäft: Sylvia Pilarsky-Grosch Foto: Andreas Birresborn
Deutsche Politik gefährdet windgeschäft: Sylvia Pilarsky-GroschBild: WWEA / Birresborn

2014 ist ein Übergangsjahr, vor dem Absturz?

Pilarsky-Grosch fordert von der Politik, die aktuelle Verunsicherung der Branche schnell zu beenden. Geschieht das nicht, prophezeit die Branchensprecherin der Branche einen Absturz in den kommenden Jahren. Der Grund: Planungssicherheit. Denn gerade dem Bau von Windrädern geht eine Planungsphase von drei bis fünf Jahren voraus. Würden Investoren jetzt verschreckt, könnte auch in den kommenden Jahren kein Neubau stattfinden. Trotz schwieriger Bedingungen geht sie aber zumindest 2014 noch von stabilen Perspektiven aus. "Wir sehen für 2014 trotz aller Umstände den Ausbau von neuen Anlagen in einem Korridor zwischen 2.500 und 3.000 Megawatt". Das läge in etwa dort, wo die deutsche Politik in Zukunft die Förderung durch das Ökostromgesetz stoppen will.