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Stahlkocher leiden unter schwacher Nachfrage

10. Juli 2012

Weniger Aufträge, sinkende Produktion und eine gefährdete Jahresprognose: Die Stahlhersteller spüren die Folgen der Euro-Krise. Kommt es bald zu Kurzarbeit?

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Ein Stahlarbeiter entnimmt während eines Abstichs eine Materialprobe aus dem Roheisen (Foto: dapd)
Bild: dapd

Die Stahlindustrie in Deutschland mit Branchengrößen wie Thyssen Krupp und Salzgitter muss sich wegen der Flaute bei den Auftragseingängen wohl von ihren Jahreszielen verabschieden.

Thyssen Krupp erwägt Kurzarbeit

Die Produktionsprognose sei gefährdet und könne nach der Sommerpause gesenkt werden, teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl am Dienstag in Düsseldorf mit. Die konjunkturellen Unsicherheiten und die Folgen der Euro-Krise machten der Schwerindustrie immer mehr zu schaffen. Im Juni sei die Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat um vier Prozent gefallen. Einige Hersteller haben bereits Hochöfen heruntergefahren. ThyssenKrupp prüft Kurzarbeit.

Vor wenigen Wochen hatte sich der Stahlverband noch in Optimismus geübt. Die Lage stabilisiere sich. Viele Kunden hätten nach dem starken Abbau im vierten Quartal 2011 ihre Lager wieder aufgefüllt, erklärte Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff Ende April auf der Hannover Messe. Die Auftragseingänge entwickelten sich verhalten, hieß es nun. Im ersten Halbjahr sei die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp sechs Prozent auf rund 22 Millionen Tonnen gefallen. Die Jahresprognose von 44 Millionen Tonnen müsse womöglich nach der Sommerpause gekürzt werden. Nach zwei Wachstumsjahren in Folge hatte sich der Verband bereits auf eine Stagnation eingestellt. 2011 hatten die Hersteller in Deutschland 44,3 Millionen Tonnen produziert.

Einbruch der Nachfrage

Die Stahlbranche um Weltmarktführer Arcelor Mittal kämpft seit der zweiten Jahreshälfte 2011 mit einer eingetrübten Nachfrage. Kunden hatten wegen der unsicheren Konjunkturentwicklung weniger bestellt und auf ihre Lager zurückgegriffen. In den schuldengeplagten Staaten Südeuropas ist die Nachfrage teilweise regelrecht eingebrochen. In Spanien liege der Stahlverbrauch um mehr als 50 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, hatte etwa der Chef des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co, Gisbert Rühl, kürzlich berichtet. In Deutschland sei die Nachfrage durch Kunden wie die Autoindustrie und den Maschinenbau besser, sagen Branchenvertreter.

Die europäischen Stahlkocher haben bereits mehrere Öfen heruntergefahren. ThyssenKrupp will den Anfang des Jahres zur technischen Überholung stillgelegten Hochofen 9 in Duisburg - einer von vier an dem Standort - in diesem Jahr nicht wieder anfahren. Der Konzern prüft zudem, an seinen Standorten in Deutschland Kurzarbeit einzuführen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagte ein Sprecher am Dienstag. Die Gespräche mit dem Betriebsrat würden fortgesetzt. Aus Unternehmenskreisen verlautete, ein Beschluss könnte noch im Juli fallen.

ul/wen (rtr, dpa, dapd)