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Stahlriesen beraten über Zusammenarbeit

13. April 2016

Billigeinfuhren aus China verstärken den Druck auf die europäische Stahlbranche. Als Antwort werden neue Kooperationen angedacht. Auch die größten deutschen Stahlhersteller mischen mit.

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Logo Tata und Thyssenkrupp
Bild: picture-alliance/dpa/M. Mura/R. Weihrauch

Die Gespräche über einen Zusammenschluss des Stahlgeschäfts von ThyssenKrupp mit Teilen des indischen Konzerns Tata Steel nehmen einem Zeitungsbericht zufolge konkretere Formen an. Nach Informationen der "Rheinischen Post" spielen die Konzerne auf höchster Ebene verschiedene Szenarien für eine Kombination durch. Auch am verlustreichen Thyssenkrupp-Stahlwerk in Brasilien haben die Inder demnach großes Interesse. Eine Einigung stehe aber nicht unmittelbar bevor.

Offiziell lehnen beide Seiten konkrete Kommentare ab. "Wir haben diese Berichte gegenüber den Medien nicht kommentiert, weil dazu aus unserer Sicht kein Anlass besteht", erklärte ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger in einem Schreiben an die Mitarbeiter, das der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt.

Der Manager betonte, dass angesichts der weiter schwierigen Lage der Branche eine Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie "ein möglicher Schritt nach vorne" sein könne. "Ob, wann und unter Beteiligung welcher Unternehmen es aber zu einer solchen Konsolidierung kommt, ist völlig unklar", betonte Hiesinger. "Wenn es dazu kommt, dann wollen wir bei Thyssenkrupp in der Lage sein, uns aktiv und aus einer Position der Stärke heraus daran zu beteiligen."

Varianten möglicher Zusammenarbeit

Eine Variante für einen Zusammenschluss sieht der "Rheinischen Post" zufolge vor, die europäischen Stahlgeschäfte von Thyssenkrupp und Tata an einem Gemeinschaftsunternehmen zu beteiligen und dieses an die Börse zu bringen. Gewerkschaften und Politik seien in die Gespräche eingebunden. Denkbar sei auch eine Dreier-Allianz mit Salzgitter.

Angesichts des andauernden Preisdrucks stehen die Stahlunternehmen in Europa stark unter Druck. Zuletzt hatte sich die Situation durch einen deutlichen Anstieg der Einfuhren aus China noch verschärft. Vor diesem Hintergrund laufen in der Branche dem Vernehmen nach diverse Gespräche über mögliche Allianzen, etwa um Kosten zu sparen.

Immer wieder tauchen dabei auch Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden größten deutschen Stahlhersteller ThyssenKrupp und Salzgitter auf. Top-Manager gerade von Salzgitter weisen solche Gerüchte aber stets zurück. Am Mittwoch bestätigte ein Sprecher erneut die ablehnende Haltung. Er könne sich derzeit keine Konstellation vorstellen, in der ein Zusammengehen mit ThyssenKrupp für Salzgitter Vorteile bringe.

Töchter von Mischkonzernen

Wegen der Branchenkrise trennt sich Tata derzeit von seinem kompletten Großbritannien-Geschäft mit 15.000 Beschäftigten. Tata Steel Europe gehört zu einem weit größeren Konzern, dem Tata-Mischkonzern, der unter anderem Indiens größten Autohersteller umfasst und zu den größten Stahlkonzernen der Welt zählt. Tata Steel Europe bezeichnet sich mit rund 30 000 Mitarbeitern und 18 Millionen Tonnen Kapazität als zweitgrößten Stahlkonzern Europas und hat 2014 umgerechnet rund 11 Milliarden Euro umgesetzt. Die Europa-Zentrale ist derzeit noch in London angesiedelt.

Thyssenkrupp Steel ist eine von sechs Sparten des Thyssenkrupp-Technologiekonzerns. In der Stahlsparte arbeiten europaweit rund 27 000 Menschen, die zuletzt rund 8,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet haben. Das ist rund ein Fünftel des Konzernumsatzes. Duisburg ist Sitz der Steel-Hauptverwaltung und zugleich mit einer jährlichen Kapazität von rund 15 Millionen Tonnen der größte Stahlstandort Europas.

Bundeswirtschaftsminister schaltet sich ein

Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) steht einem möglichen Zusammenschluss skeptisch gegenüber. "Ich gebe offen zu: Ich bin kein großer Freund der Idee einer Deutschen Stahl AG, weil die Konsequenz vermutlich wäre, dass Arbeitsplätze in unserer Industrie wegfallen, obwohl die ineffizienten Stahlwerke im Ausland Stehen", sagte er der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

Zum Schutz gegen Billigimporte etwa aus China schlug der SPD-Chef einen "Klima-Tüv" vor. "Nur derjenige darf auf den europäischen Markt, der die Standards einhält, die wir auch in der EU erfüllen", sagte er der "WAZ". Die Welthandelsorganisation habe Möglichkeiten, Zertifizierungen einzuführen, wenn Umwelt, Natur oder Gesundheit gefährdet seien.

ul/hb (dpa)