Starke Textilarbeiterinnen
Die Foto-Ausstellung "Ich mache Deine Kleidung! Die starken Frauen aus Südost-Asien" von FEMNET e.V. porträtiert neun Frauen aus Textilfabriken in Kambodscha und Bangladesch in Wort und Bild.
Kat Mea (30) aus Kambodscha
Kat bringt den ganzen Tag Knöpfe an Hosen an. "Wenn ich den Besitzer einer deutschen Kleidermarke treffen könnte, dann würde ich ihm sagen, dass er dem Fabrikbetreiber hier einen ehrlichen Preis zahlen muss. Dann kann der uns gerecht entlohnen."
Daliya Shikdur (20) aus Bangladesch
Daliya näht die Innennähte von ungefähr 130 Jeanshosen pro Stunde. Wenn sie viele Überstunden macht, bekommt sie einen Bonus - theoretisch. Als der zum wiederholten Male nicht bezahlt wurde, gründete sie ihre eigene Gewerkschaft. "Wir wollen eine jährliche Lohnerhöhung, sonntags frei, eine Begrenzung der Überstundenzahl und eine Kinderbetreuung."
Chung Srey Sros (37) aus Kambodscha
Sechs Tage die Woche, ungefähr zehn Stunden am Tag näht Chung unzählige Bündchen an Hosen fest. "Meine Arbeit - die finde ich schrecklich! Aber sie bringt Essen und deshalb muss ich sie tun." Nach dem Fotoshooting sagt sie: "Demnächst werden sich Menschen mein Gesicht anschauen - aufregend. Auch wenn ich nicht selbst da sein kann, bin ich doch irgendwie bei der Ausstellung anwesend.“
Mim Salma Akter (23) aus Bangladesch
"Wenn ich wählen könnte, würde ich gerne anderen Menschen helfen, z. B. als Ärztin", erzählt Salma. "Ich würde lieber was anderes machen. Irgendwas, wo ich Tageslicht sehe." Sie näht Reißverschlüsse in Kleidung. "Wenn der Druck hoch ist und eine Lieferung fertig werden muss, arbeite ich manchmal zehn oder elf Stunden am Tag."
Kun Hon (23) aus Kambodscha
"Ich werde wütend, wenn ich an die Besitzer der Unternehmen denke, für die ich Kleidung mache. Sie sitzen in ihrem Büro und zählen das Geld. Aber wir müssen uns abrackern für einen Hungerlohn. Am liebsten würde ich mich organisieren, damit wir alle in der Fabrik einen gerechten Lohn bekommen. Aber ich traue mich nicht, Gewerkschaftsmitglied zu werden."
Shahnaz Akter (23) aus Bangladesch
Shahnaz arbeitet sechs Tage die Woche von acht Uhr morgens bis neun Uhr abends in einer Bekleidungsfabrik. Pro Stunde näht sie hundert Kragen an Hemden an. "Ich finde es gut zu arbeiten. Ich sorge für mich selbst und ich kann alles. Ich finde es aber schlimm, dass mir vorgeschrieben wird, wann und wie lange ich auf die Toilette gehen darf. Du rennst auf die Toilette und schaust dabei auf die Uhr."
Thy Phalla (25) aus Kambodscha
"Ich muss mir immer wieder Geld leihen. Und ich muss mich oft entscheiden: Kaufe ich etwas zu essen oder schicke ich das Geld meiner Familie?" Thy lässt sich gerne fotografieren und berichtet selbstbewusst: "Bevor ihr eure Kleidung anzieht, müsst ihr zuerst auf das Etikett schauen: Wenn dort 'Made in Cambodia' steht, denkt daran, wie hart wir für dieses Kleidungsstück gearbeitet haben."
Tania Akter (23) aus Bangladesch
"Ich mache alles, was mit Jacken zu tun hat", erzählt Tania. "Ich nähe mit einer Maschine Knöpfe und Reißverschlüsse in die Kleidung ein." Tania ist Gewerkschafterin und Ansprechpartnerin für 850 Gewerkschaftsmitglieder. "Je mehr Menschen wissen, wie es hier zugeht, desto mehr Menschen können uns unterstützen. Und das brauchen wir. Zusammen werden wir ernst genommen!"
Nurun Nahar (40) aus Bangladesch
"Ich begann als Gehilfin in einer Fabrik, in der für die Europäer Kleidung hergestellt wurde. Es war die niedrigste Arbeit mit dem niedrigsten Gehalt! Heute arbeite ich an der Nähmaschine." Nurun ist in einer der größten Gewerkschaften in Bangladesch aktiv. "Auch wenn sich nicht alle Frauen trauen gegen das Fabrikmanagement vorzugehen – ich säe immerhin Saat in ihren Köpfen.“
Die Ausstellung "Ich mache Deine Kleidung! Die starken Frauen aus Süd Ost Asien" porträtiert neun Frauen aus Textilfabriken in Kambodscha und Bangladesch. Die Aufnahmen entstanden 2013, aber die Geschichten dahinter sind immer noch aktuell. Es handelt sich um eine Wanderausstellung von FEMNET e.V. mit Sitz in Bonn, die dort ausgeliehen werden kann.