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Welterbekomitee tagt in Bonn

Jan Bruck28. Juni 2015

Überschattet wird die Konferenz von den jüngsten Zerstörungen in Syrien und Irak. Der Schutz bedrohter Kulturgüter hat daher höchste Priorität. Mit Spannung wird auch die Aufnahme neuer Stätten ins Welterbe erwartet.

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UNESCO-Flagge (Bild: Unesco)

Die antiken Tempel, Torbögen und Theater Palmyras könnten bald von der Terrormiliz "Islamischer Staat" in die Luft gesprengt werden. Es ist das Horrorszenario der rund 2100 Teilnehmer der UNESCO-Konferenz, die am Sonntag (28.06.2015) in Bonn beginnt und elf Tage andauert. Und es könnte schon während der Tagung traurige Realität werden. Der "IS" hat die syrische Welterbestätte Palmyra vermint. Der Schutz bedrohter Welterbestätten steht daher auf der Tagesordnung ganz weit oben. Die Delegierten wollen eine Resolution verabschieden, die die Bedeutung des Schutzes des kulturellen Erbes der Menschheit unterstreicht.

Palmyra: bedrohte Welterbestätte in Syrien (Foto: picture-alliance / Robert Harding World Image)
Palmyra: bedrohte Welterbestätte in SyrienBild: picture-alliance/Robert Harding World Imagery/C. Rennie

"Krieg gegen das kulturelle Gedächtnis"

Die Weltgemeinschaft soll dazu aufgefordert werden, sich den Plünderungen und Zerstörungen des "IS" entschieden entgegenzustellen. "Es ist eine Kriegsstrategie, die das kulturelle Gedächtnis von Menschen zerstören will", sagte die Vorsitzende des Welterbekomitees Maria Böhmer im Gespräch mit der DW. "Man muss dagegen angehen. Das geht nicht immer militärisch. Es geht mit der Solidarität aller Staaten weltweit."

In diesem Zusammenhang verweist Böhmer auf eine Resolution der UN-Generalversammlung von Ende Mai, die die Verwüstung von Kulturstätten wie Hatra und Nimrud verurteilte. Die Resolution habe auch breite Unterstützung durch die muslimischen Staaten erfahren. Dies zeige, dass die religiöse Begründung der IS-Miliz "von keinem Staat der Welt" akzeptiert werde.

Neue Welterbestätten

Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt (Foto: picture-alliance / dpa / H. Schmidt)
Vorsitzende des UNESCO-Welterbekomitees: Maria BöhmerBild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Das zweite große Thema der Konferenz ist die Aufnahme neuer Stätten. 36 Vorschläge aus der ganzen Welt liegen vor: Von den Weinbergen in der französischen Champagne bis hin zu Felsmalereien in Ostuganda.

Auch zwei deutsche Kandidaten sind im Rennen: Die Speicherstadt im Hamburg mit dem Kontorhausviertel und dem Chilehaus sowie der Naumburger Dom mit der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut.

Gute Chancen für Hamburgs Speicherstadt

Die Vorzeichen für die Hamburger Speicherstadt stehen gut: Sie wurde vorab vom unabhängigen Expertengremium Icomos zur Aufnahme empfohlen. Die Hamburger Sehenswürdigkeit wäre die 40. Welterbestätte in Deutschland. Schlechter sieht es für den Naumburger Dom aus: Er bekam keine Empfehlung.

In einem dritten Schwerpunkt will das UNESCO-Komitee darüber diskutieren, wie die Auswahl der Welterbestätten gerechter und transparenter ablaufen kann. Im Moment gibt es auf der Welterbeliste ein starkes Ungleichgewicht zugunsten von Europa, Nordamerika und Asien. Bis zum 8. Juli haben die UNESCO-Vertreter in Bonn Zeit, ihre diesjährige Mammut-Agenda abzuarbeiten.