Durchstart für deutsche Wirtschaft?
16. Dezember 2013Die Deutsche Bundesbank glaubt an eine spürbare Erholung in den nächsten Monaten. Zwar sei die deutsche Wirtschaft sehr verhalten in das Schlussquartal gestartet, dennoch dürfte sie im Winterhalbjahr 2013/2014 kräftig zulegen, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Bank. Den überraschenden Rückgang der Industrieproduktion im Oktober hält sie für einen Ausrutscher. Insgesamt stünden die Chancen gut, dass im kommenden Jahr die "lebhafte Binnenkonjunktur" durch eine "deutliche Verstärkung der Industriekonjunktur ergänzt wird", schreiben die Experten der Bundesbank.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet für das Jahr 2014 ein steigendes Exportwachstum und rechnet mit einem Plus der Ausfuhren von mindestens zwei Prozent. "Die Weltwirtschaft setzt ihren Wachstumskurs fort. Europa lässt die Rezession weiter hinter sich, wenn auch mit moderatem Tempo. Die Reformanstrengungen in der Eurozone zeigen langsam Wirkung", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber anlässlich der Vorstellung des neuen BDI-Außenwirtschafts-Reports am Montag in Berlin.
Konjunkturspritze Welthandel
Die Zeichen stünden auf Wachstum. "Der WTO-Abschluss von Bali ist eine Konjunkturspritze für den Welthandel", unterstrich Kerber. Das Abkommen führe zu Kostensenkungen für Unternehmen, da bürokratische Hürden abgebaut und Zollprozesse zukünftig schneller und transparenter gestaltet werden. Viele der neuen Vereinbarungen kämen Industriebranchen wie dem Maschinen- und Automobilbau vor allem beim Handel mit Entwicklungsländern zugute.
Auch der viel beachtete Markit-Einkaufsmanager-Index des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zeigt nach oben. Die deutsche Industrie gewinne zum Jahresende überraschend deutlich an Fahrt und schaffe auch wieder neue Jobs, heißt es beim BME. Vor allem dank kräftig steigender Aufträge zogen die Geschäfte im Dezember so stark an wie seit Mitte 2011 nicht mehr, wie am Montag aus einer Markit-Umfrage unter rund 400 Betrieben hervorging. Der Einkaufsmanagerindex stieg zum November um 1,5 auf 54,2 Punkte.
IMK: "Kein selbsttragender Aufschwung"
Indes: Trotz besserer Konjunktur erwartet das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) im kommenden Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Drei Millionen Menschen dürften dann im Jahresschnitt ohne Job sein und damit 50.000 mehr als noch in diesem Jahr, teilten die Wirtschaftsforscher am Montag in Berlin mit. "Wir prognostizieren eine Aufhellung der wirtschaftlichen Lage, aber noch keinen selbsttragenden Aufschwung", sagte IMK-Direktor Gustav Horn.
Der deutschen Wirtschaft trauen die Düsseldorfer Experten 2014 nur ein Wachstum von 1,2 Prozent zu, nach plus 0,4 Prozent in diesem Jahr. Damit ist das Institut deutlich skeptischer als Bundesregierung und Bundesbank, die jeweils einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,7 Prozent veranschlagen. Optimisten rechnen sogar mit plus zwei Prozent.
wen/as (rtr, dpa)