Startups mal ohne Berlin
25. Februar 2015Die Szene kann sich in jeder größeren deutschen Stadt wiederholen: Sitzplätze auf Veranstaltungen rund um das Thema Startups sind rar. Wenn es um die Gründung innovativer und technikorientierter Unternehmen geht, stehen fast ebenso viele Zuhörer wie jene, die rechtzeitig einen Platz ergattern konnten. Viele der jungen Frauen und Männer haben nicht mehr als eine Idee, wie sie mit einer eignen Firma Geld verdienen wollen und suchen bei Veranstaltungen wie etwa der Social Media Week Hamburg Informationen für den Einstieg in die Selbstständigkeit.
So ganz genau weiß niemand, wie viele Startups es in Deutschland gibt. Einige Firmen überleben ihre ersten Jahre nicht und andere arbeiten aus Wohnzimmern oder Garagen heraus, betreiben das neue Geschäft nebenbei. Doch eins steht fest: Wenn von Startups die Rede ist, dann fällt im selben Satz meist Berlin als Standort. Zweifelsohne ist die deutsche Hauptstadt die Metropole des neu entdeckten Gründergeistes in Deutschland, aber andere Städte mausern sich ebenfalls und locken Startups mit massiven Förderungen. Neben Berlin haben sich so auch München, Hamburg und das Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Ruf in der Szene erarbeitet.
Gaming-Hochburg Hamburg
Hamburg beispielsweise gelte als Gaming-Hochburg, sagt Sina Gritzuhn vom Onlineportal Hamburg StartUps. Viele erfolgreiche Online- und App-Spieleentwickler wie etwa Goodgame Studios, Bigpoint oder Innogames beschäftigen in der Hansesatdt mehrere Hundert Mitarbeiter. Das zieht auch Neugründungen der Branche in die Hafenstadt an der Elbe. Gritzuhn, auf deren Webseite sich Gründer auch vernetzen können, schätzt, dass es in Hamburg bis zu 300 StartUps gibt, die durchschnittlich 15 Mitarbeiter beschäftigen.
"Mittlerweile sind es auch Medien-Startups, die sich in Hamburg ansiedeln, weil die Stadt sich derzeit bemüht, diese Startups zu fördern und zu unterstützen. Aber auch alles, was in Richtung eCommerce geht, ist in Hamburg gut aufgehoben", so Sina Gritzuhn weiter. In der Tat machen neben Gaming-Firmen ebenfalls Hamburger Startups wie Protonet oder myTaxi international von sich reden.
So weit ist Hauke Windmüller noch nicht. Der 28-Jährige verließ für das Studium seine Heimatstadt Berlin und launchte im Herbst 2013 mit Kommilitonen die Smartphone-App Familonet. Die Idee: In einem besonders geschützten Umfeld können Familienmitglieder Nachrichten, Fotos oder Standorte austauschen - teils automatisiert.
Geld von der Stadt
Bei der Entscheidung für den Standort Hamburg ging es den Familonet-Machern nicht nur darum, dass das Team sich in Hamburg gefunden hatte. Das Förderprogramm InnoRamUp "war für uns damals das attraktivste Förderprogramm für junge Startups", erinnert sich Windmüller.
Mit bis zu 150.000 Euro fördert die Stadt junge Unternehmen, deren Gründung nicht länger als zwei Jahre zurückliegt, deren Geschäftsideen überdurchschnittlich innovativ sind und die ihren Sitz in Hamburg haben. "Es reicht, mit einer eigenen Idee- oder Projektskizze anzutreten. Man muss noch nicht einmal die Firma gegründet haben. Man kann also die ersten Schritte gehen", sagt Windmüller.
Vernetzung an der Elbe
Es gab aber noch weitere Gründe für Hamburg: "Was wir zudem noch ausgenutzt haben, sind die Gründungsberatungen an den diversen Hochschulen in Hamburg", so Windmüller. "Und nicht zuletzt waren es halt die vielen Veranstaltungen auf denen wir dann mit anderen Gründern sprechen konnten. Das hat uns einen Mehrwert gegeben."
Dazu zählt eben auch die Social Media Week in Hamburg (SMWHH). Eine Woche lang haben Startup-Macher Gelegenheit, kostenfrei sich in mehr als 200 Veranstaltungen zu informieren, auszutauschen und inspirieren zu lassen. "Es ist offensichtlich, dass Hamburger Startups eine wichtige Innovationsquelle und Wirtschaftsfaktor für die gesamte Stadt sind", urteilt Sabine Ewald vom Organisationsteam der Social Media Week. Sie sieht in Hamburg viele Puzzelteile für den Erfolg von Startups: "Institutionen wie das Betahaus Hamburg, die Gründerwerft, die Kreativgesellschaft oder NextMedia.Hamburg bieten Strukturen von Räumen, über Netzwerk bis Rechts- und Finanzberatung, die diese Szene unterstützt."
Mitarbeiter leichter zu finden
Im direkten Vergleich zu Berlin sieht Hauke Windmüller noch einen Punkt, der gegen Berlin spricht: "Was die Mitarbeitersuche anbelangt, so ist es in Berlin, wo es viele Startups gibt, teilweise schwieriger Entwickler zu finden, die auf bestimmte Programmiersprachen spezialisiert sind."
Die meisten Startups, schätzt Sina Gritzuhn aber, wählen Hamburg, weil die Gründer hier wohnen, die Stadt schätzen oder ihr Netzwerk hier haben. Die Frage, ob Hamburg oder Berlin, dürfe auch nicht überschätzt werden, sagt sie: "Berlin ist einen Katzensprung entfernt." Die Zugfahrt zwischen beiden Städten dauere lediglich 90 Minuten. Investoren oder Veranstaltungen in Berlin seien deshalb schnell zu erreichen. Und mit einem Schmunzeln meint sie: "Ich sage immer, Hamburg ist ein bisschen der Vorort von Berlin."