Steffi Graf ist 50: Viel mehr als "Fräulein Vorhand"
Über ein Jahrzehnt lang hat Steffi Graf die Tennisszene dominiert. An diesem Freitag feiert Deutschlands erfolgreichste Spielerin ihren 50. Geburtstag. Ein Blick zurück.
Von klein auf Tennis
Laut ihrem Vater schlägt Steffi Graf schon mit drei Jahren mit einem abgesägten Holzschläger stundenlang Tennisbälle gegen die Wand des Hobbykellers. 1981 wird sie mit zwölf Jahren als erste Deutsche Jugend-Weltmeisterin. 1986 (Bild) gewinnt die 16-Jährige in Hilton Head Island ihr erstes Grand-Prix-Turnier.
Sportlerin des Jahres
1986 küren Deutschlands Sportjournalisten die 17 Jahre alte Steffi Graf erstmals zur "Sportlerin des Jahres", bei den Männern wird der anderthalb Jahre ältere Boris Becker (r.) geehrt. Während ihrer Karriere erhält Graf diese Auszeichnung fünfmal, Becker viermal.
Ehrgeizige Eltern
Immer an ihrer Seite sind ihre Eltern Heidi (r.) und Peter Graf (l.). Als Steffi Graf acht Jahre alt ist, gibt ihr Vater seine Arbeit als Gebrauchtwagenhändler auf, um sich ganz auf das Tennis-Training und Management seiner hoch talentierten Tochter zu konzentrieren.
Fräulein Vorhand
Schnell wird ihre krachende Vorhand zur stärksten Waffe Steffi Grafs, die Medien taufen sie deshalb "Fräulein Vorhand". Ihre Gegnerinnen können dem Ball häufig nur hinterhergucken. 1987 gewinnt Graf mit den French Open ihren ersten von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln. Und sie erobert erstmals die Spitze der Weltrangliste. Bis heute hält sie mit 377 Wochen als Nummer eins den Rekord.
Grand Slam
1988 erreicht der Siegeszug des deutschen Tennisstars den Höhepunkt. Sie gewinnt mit den Australian, French und US Open sowie Wimbledon die vier wichtigsten Tennisturniere des Jahres. Damit gelingt Steffi Graf als erst dritter Spielerin überhaupt der Grand Slam. Doch sie setzt noch einen drauf.
Olympiasiegerin in Seou
Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewinnt die 19-Jährige auch noch die Goldmedaille im Einzel - mit einem Finalsieg gegen ihre argentinische Rivalin Gabriela Sabatini (l.). Der "Golden Slam" ist perfekt. 1992 verpasst Steffi Graf bei den olympischen Spielen in Barcelona die Titelverteidigung, als sie im Finale gegen die junge US-Amerikanerin Jennifer Capriati verliert.
Zwei Deutsche triumphieren in Wimbledon
1989 feiern Steffi Graf und Boris Becker ihre jeweils zweiten Triumphe in Wimbledon, beim prestigeträchtigsten aller Tennisturniere. In ihrer Karriere sammelt Graf sieben Wimbledonsiege, Becker drei. 1991 gibt es noch einmal einen deutschen Doppelsieg, als Graf und Michael Stich (im Endspiel gegen Becker) die begehrten Trophäen holen.
Graf spielt Graf
Eine lange Freundschaft verbindet Steffi Graf mit dem deutschen Komiker (und Hobby-Tennisspieler) Otto Waalkes. In dessen Kinofilm "Otto - der Außerfriesische" gibt der Tennisstar 1989 sogar eine kurze Gastrolle: Steffi Graf spielt sich selbst.
Vater sorgt für Schlagzeilen
Nach einem weiteren dominanten Jahr 1989 mit 14 Turniersiegen - drei bei Grand-Slam-Turnieren - wird Graf als "Weltsportlerin des Jahres" geehrt. Vater Peter sorgt 1990 für Schlagzeilen: wegen einer angeblichen Affäre mit einem Nacktmodell. 1997 wird er wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt. Die Ehe mit Heidi Graf wird geschieden, er ist auch nicht länger Steffi Grafs Manager.
Schmerzen an Körper und Seele
Die familiären Probleme belasten den Tennisstar. Zuweilen bricht Steffi Graf auch schon mal öffentlich in Tränen aus - wie hier bei der Pressekonferenz nach ihrer Finalniederlage bei den Australian Open 1993 gegen Monica Seles. Dazu kommen gesundheitliche Probleme. Die vielen Jahre auf den Tennisplätzen fordern ihren Tribut.
Tränen nach Niederlage gegen Graf
Doch auch am Ende ihrer Karriere ist Steffi Graf immer noch in der Lage, ihre Gegnerinnen zur Verzweiflung zu bringen - wie die Schweizerin Martina Hingis, die nach der bitteren Dreisatzniederlage gegen Graf im Finale der French Open 1999 in Paris Trost bei ihrer Mutter sucht.
Letzter Grand-Slam-Titel
Für Steffi Graf ist der Triumph bei den French Open 1999 ihr letzter großer Coup. Das Finale in Wimbledon wenige Wochen später verliert sie gegen Lindsay Davenport aus den USA. Im August 1999 verkündet die 30-Jährige das Ende ihrer Tenniskarriere. "Ich bin total erleichtert", sagt Steffi Graf. "Ich fühle mich herrlich."
Seit über 20 Jahren ein Paar
Im Gegensatz zu anderen Stars ihrer Sportart kehrt Steffi Graf dem Tennis endgültig den Rücken. Und sie verabschiedet sich auch weitgehend aus der Öffentlichkeit. Seit 1999 ist sie mit Ex-Tennisstar Andre Agassi aus den USA zusammen, 2001 heiraten die beiden. Im selben Jahr kommt ihr Sohn Jaden Gil, zwei Jahre später ihre Tochter Jaz Elle zur Welt.
Privat bleibt privat
Ihr Familienleben in Las Vegas schotten Steffi Graf und Andre Agassi weitgehend von der Öffentlichkeit ab. Lediglich bei Benefizveranstaltungen taucht die komplette Familie Agassi/Graf schon mal gemeinsam auf.
Children for Tomorrow
1998, noch zu Zeiten ihrer Tenniskarriere, gründet Steffi Graf ihre Stiftung "Children of Tomorrow". Die Stiftung unterstützt Kinder und Familien, die Opfer von Krieg, Verfolgung und anderen Formen organisierter Gewalt geworden sind. "Der Bedarf ist über die Jahre immer gestiegen", sagt Graf heute. "Dabei wäre es natürlich mein größter Wunsch, dass unsere Arbeit nicht mehr nötig wäre."
So gut wie kein Tennis mehr
Tennis spielen, wie hier 2010 bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Hamburg, sieht man Steffi Graf nur noch sehr selten. Grund für den weitgehenden Verzicht auf Tennis seien Hüft- und Knieschmerzen, sagt die einstige Nummer eins. Die Erinnerung an die außergewöhnliche Karriere Steffi Grafs wird auch so nicht verblassen.