Steinhaus gibt Bundesliga-Debüt in Berlin
7. September 2017Am Sonntag schreibt Bibiana Steinhaus ein Stück Fußballgeschichte. Als erste Frau wird die Schiedsrichterin ein Spiel in einer der großen europäischen Fußball-Profiligen pfeifen: das Bundesligaspiel Hertha BSC gegen Werder Bremen (Anpfiff 15.30 Uhr MESZ, ab 15.15 Uhr im DW-Liveticker). Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nun auch offiziell. Verrückt machen lässt sich die 38 Jahre alte Polizistin aus Hannover nicht. "Meine Vorfreude auf die erste Partie in der Bundesliga ist natürlich sehr groß", sagte Steinhaus laut DFB. "Ich freue mich, dass diese tolle Herausforderung für mein Team und mich am Sonntag endlich losgeht. Wir sind auf jeden Fall sehr gut vorbereitet."
Lang ersehnter Moment
Seit 1999 ist Bibiana Steinhaus bereits DFB-Schiedsrichterin, seit 2005 pfeift sie auch für die FIFA international. Nach zehn Jahren in der 2. Liga war die Lebensgefährtin des früheren englischen Spitzen-Referees Howard Webb im Mai in den Kreis der 24 Erstliga-Spielleiter befördert worden. "Ich hörte die Worte, allein der Glaube brauchte einen Moment, um zu sacken", erinnerte sich Steinhaus an diesen lang ersehnten Moment. Die Reaktionen im Anschluss seien dann "überwiegend positiv" gewesen.
Gelassen, aber entschieden
Ihr Können auf dem Platz hat Steinhaus längst bewiesen: in 80 Zweitliga-Partien, zwölf DFB-Pokal-Spielen, seit zehn Jahren auch als Vierte Offizielle bei Bundesligaspielen. International war sie bei den Frauen-Weltmeisterschaften 2011 und 2015, bei Olympia 2012 und zuletzt bei der Frauen-EM in den Niederlanden im Einsatz. Im deutschen Profifußball schrieb sie vor allem dann Schlagzeilen, wenn sie Pannen und Peinlichkeiten in der Männerwelt an sich abperlen ließ. So zum Beispiel als Franck Ribéry kürzlich beim Pokalspiel des FC Bayern in Chemnitz der Schiedsrichterin die Schnürsenkel aufzupfte und ohne Verwarnung davon kam. Wie eine lästige Fliege wischte Steinhaus einst an der Seitenlinie die Hand von Pep Guardiola ab: Der damalige Bayern-Startrainer hatte nach einem Streit mit der Assistentin den Arm versöhnlich um sie gelegt. Diese Geste ging ihr deutlich zu weit.
Autorität auf dem Platz
Wenn sie als Vierte Offizielle eingesetzt wurde, ließen sich zu Wutausbrüchen neigenden Trainer von ihr oft leichter beruhigen als von anderen Referees. Auch auf dem Platz haben die Profis in der Regel keine Probleme mit der über 1,80 Meter großen Spielleiterin. "Ein neues Kapitel braucht immer jemand, der den Mut aufbringt, es zu schreiben", kommentierte der Ex-Dortmunder Ilkay Gündogan von Manchester City Steinhaus' Beförderung zur Bundesliga-Schiedsrichterin. Den Profi Kerem Demirbay, damals bei Fortuna Düsseldorf, stellte Beinhaus vom Platz, nachdem er sinngemäß gesagt hatte, Frauen hätten im Männerfußball nichts zu suchen. Demirbay wurde für fünf Spiele gesperrt, außerdem musste er ein Mädchen-Spiel pfeifen. Da lief Demirbay in einem hellen Designermantel auf und sorgte für weiteres Gespött.
"Keine Reizfigur"
Schon vor Jahren bezeichnete der langjährige DFB-Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel Steinhaus als "beste Schiedsrichterin der Welt". Immer wieder aber wurde sie übergangen, wenn es darum ging, wer als Neuling in die Riege der Bundesliga-Referees aufgenommen werden sollte. Das änderte sich erst, nachdem Lutz Michael Fröhlich vor einem Jahr zum neuen Ober-Schiedsrichter aufstieg. "Sie ist in der Spiel- und Spielerführung sehr aktiv und agiert geschickt", lobte Fröhlich Steinhaus: "Sie ist keine Reizfigur, das ist wichtig."
sn (dpa, sid)