Steinmeier würdigt Lebensleistung türkischer Migranten
22. April 2024Zum Auftakt seines Besuchs in der Türkei hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Beitrag türkischer Migrantinnen und Migranten zur Entwicklung der Bundesrepublik gewürdigt. "Sie haben unser Land mit aufgebaut, sie haben es stark gemacht und sie gehören ins Herz unserer Gesellschaft", sagte Steinmeier bei einem Besuch am Istanbuler Bahnhof Sirekci, von wo aus seit 1961 hunderttausende Türkinnen und Türken als sogenannte Gastarbeiter nach Westdeutschland aufgebrochen sind.
"Beziehungen, die manche Differenz überbrücken"
Deutschland sei zu einem "Land mit Migrationshintergrund" geworden, sagte Steinmeier weiter. "Dieser Bahnhof steht für die enge Verbindung zwischen unseren beiden Ländern." Er fügte hinzu: "Wenn wir in Deutschland in einem Monat den 75. Geburtstag unserer Bundesrepublik feiern, dann tun wir das in dem Bewusstsein, dass die Millionen Geschichten türkisch-deutscher Einwanderer Teil unserer Geschichte sind." Steinmeier verwies in diesem Zusammenhang auf die engen Bande zwischen den Gesellschaften in Deutschland und der Türkei. "Es sind diese besonderen und intensiven Beziehungen, die heute Distanzen und auch manche Differenz überbrücken", sagte er.
In dem historischen Bahnhofsgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert kam der Bundespräsident auch mit Menschen zu einem Meinungsaustausch zusammen, die eine deutsch-türkische Migrationsgeschichte haben. Die Bundesrepublik und die Türkei hatten 1961 ein Anwerbeabkommen für Arbeitsmigranten geschlossen. Auf seiner Basis kamen nach Angaben des Auswärtigen Amts etwa 876.000 Menschen aus der Türkei nach Westdeutschland. Viele der sogenannten Gastarbeiter holten ihre Familien nach und blieben. Inzwischen leben rund drei Millionen türkeistämmige Menschen in Deutschland.
Treffen mit Erdogan erst zum Besuchsabschluss
Steinmeier war am Mittag zu seinem ersten Türkei-Besuch seit Amtsantritt als Bundespräsident 2017 in Istanbul eingetroffen. Sein erster Gesprächspartner dort war Bürgermeister Ekrem Imamoglu, der einer der populärsten Oppositionspolitiker in der Türkei ist. Viele regierungskritische Türken sehen in Imamoglu einen Hoffnungsträger - und einen möglichen künftigen Präsidenten.
Ein Treffen Steinmeiers mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist erst zum Abschluss der Reise am Mittwoch in Ankara vorgesehen. Die bilateralen Beziehungen auf Regierungsebene sind seit Jahren schwierig. Deutschland sieht Defizite bei Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten in der Türkei. Auf derartige Kritik aus Deutschland reagierte Präsident Erdogan in den vergangenen Jahren regelmäßig mit unverhohlener Verärgerung.
Zu den aktuellen außenpolitischen Differenzen zählt die Bewertung der Lage im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Erdogan unterstützt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, erst am Wochenende empfing er Auslandschef Ismail Hanija. Deutschland und die EU stufen die Hamas als Terrororganisation ein.
sti/pg (afp, dpa)