Fünf Jahre ohne Steve Jobs
5. Oktober 2016Eins vorweg: Steve Jobs wurde nicht von jedermann geliebt. Es gab sogar Menschen, die ihn gehasst haben, für seinen Lebensstil und für seine oft exzentrischen Ideen.
Die Öffentlichkeit hat er gemieden, wenn er nicht gerade auf einer seiner spektakulären Produktvorführungen auftrat. Berühmt waren diese Veranstaltungen für das legendäre "und noch eine Sache..." gegen Ende.
Sofort war allen Anwesenden klar, jetzt kommt der wichtigste Part, jetzt würde Jobs ein weiteres atemberaubendes Produkt für seine Apple-hungrigen Konsumenten vorstellen. Ein Produkt, das sich anschließend meist unweigerlich als die nächste große Goldgrube des Unternehmens erwies.
Trauer in der Fan-Gemeinde
Vor fünf Jahren trauerten die Apple-Fans weltweit um den Mann mit den visionären Ideen. Auf einer Gedenkseite schrieb Web-User Sidharth: "Steve veränderte die Welt - nicht nur ein- oder zweimal, sondern sehr oft. Sein Genie legte die Stange für Kundendienstleister hoch und er hat uns Kunden etwas gegeben, worauf wir uns freuen konnten. Er schuf Magisches und hielt uns nahezu im Alleingang in Atem."
Es spiele keine Rolle was man von der Person Steve Jobs halte, man müsse seinen eindrucksvollen Führungsstil anerkennen, sagte Ian Fogg vom Marktforschungsunternehmen IHS Markit. "Führung bedeutet, andere zu lenken und zu motivieren, um große Dinge zu erreichen", sagte Fogg gegenüber der DW. "Es braucht eine herausragende Führung, um ein Unternehmen wie Apple mit seinen zugrundeliegenden Grundsätzen zu erschaffen."
Einfachheit ist alles
Ganze Bücher wurden geschrieben über Jobs scheinbar unendliche Errungenschaften. 2015 wurde sein Leben auch noch verfilmt. Im Grunde war seine größte Leistung, die Dinge durch die Augen einfacher Konsumenten zu sehen. Er erkannte den Bedarf und das wirtschaftliche Potential von Dingen, die einfach zu handhaben sind.
Auch der Wired-Reporter Michael Calore glaubte, Jobs habe es zu seiner Mission gemacht, "den Umgang mit Computern zu vermenschlichen, indem er das Nutzerverhalten der Konsumenten in den Mittelpunkt stellte und das Design der Hard- und Software entsprechend anpasste.
Diese Idee hatte Jobs schon von Anfang an, bereits als er zusammen mit dem Apple-Mitgründer Steve Wozniak die Idee entwickelte, einen Personal Computer für den Massenmarkt zu bauen. PCs gab es ja bereits, aber der Mac war der erste PC, der mit einer Maus und einer graphischen Benutzeroberfläche ausgestattet und damit erfolgreich war. Für die Nutzer war der Gebrauch viel einfacher als mit der sonst üblichen Befehlsoberfläche.
Marktexperten sind überzeugt, dass Apple nicht so groß geworden ist, weil es einen großen technologischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz hatte. Den hatte das Unternehmen nämlich nicht. Es war vielmehr der Fokus auf die Benutzerfreundlichkeit, das Herz der langfristigen Strategie von Jobs.
Zum Beispiel der iPod mit seiner einfachen Benutzer-Oberfläche, der 2001 auf den Markt kam und, wie Eric Eckel im Online-Magazin "Techrepublic" schrieb, "die Art und Weise geändert hat, wie Menschen Musik kaufen und hören".
Ein genialer Verkäufer
Wie Jobs das iPhone bewarb, war sogar noch beeindruckender. Es hatte schon vorher Mobiltelefone gegeben, genauso wie elektronische Kalender, E-Mail- und Musikprogramme. Aber dies alles in einem einzigen, auch noch leicht zu handhabenden, Gerät zusammenzufassen, macht das iPhone schon bei seinem Erscheinen 2007 zu einem Hit. Und dadurch wurde es trotz seines enorm hohen Preises zu einem riesigen Markterfolg und es ermöglichte Apple, eine ganz erstaunliche Gewinnmarge von rund 40 Prozent pro iPhone zu erzielen - Das Gerät ist der Gewinnbringer des Unternehmens.
Unersetzlich?
Steve Jobs hat Apple groß gemacht - und zwar nicht nur einmal. Als er wegen eines Zerwürfnisses mit dem Vorstand die Firma für einige Jahre verlassen musste, geriet Apple in schweres Wetter. Doch nachdem er 1997 endgültig zurückgekehrt war, schaffte er es, das Unternehmen zu alter Herrlichkeit zurückzuführen, bevor er den Stab an Tim Cook weitergab.
Für lange Zeit schien für Jobs ein Leben ohne das Unternehmen, das er mit gegründet hatte, undenkbar zu sein. Aber: Ist anders herum Apple undenkbar ohne Steve Jobs? Nun, ginge es nach Umsatz und Gewinn, müsste man sagen: Ja. Dabei hatten vor fünf Jahren viele noch geunkt, dass Apple ohne Steve Jobs am Ruder in Not geraten würde.
Jobs hatte Cook mitgegeben: "Ich möchte nicht, dass Du mich fragst, was ich täte. Tu einfach, was richtig ist!" Diesem Rat ist Cook gefolgt und hat vermieden, zu oft zurückzuschauen.
Zahlen der Technologie-Beratungsfirma Jackdaw Research zufolge haben die Erlöse in den letzten vier Quartalen vor der Ernennung Tim Cooks zum Apple-Chef 2011 um die 100 Milliarden US-Dollar (89 Milliarden Euro) betragen. Nun, fünf Jahre später, sind die Erträge mehr als doppelt so hoch.
Der Aufstieg des iPhones
Tim Cooks Name ist eindeutig mit dem weltweiten Smartphone-Boom verbunden. Unter ihm wurde das iPhone zu Apples wichtigsten Produkt. Das Unternehmen aus Cupertino teilte unlängst stolz mit, das 1.000.000.000-ste iPhone verkauft zu haben. Das zur Ikone gewordene Telefon sorgt für zwei Drittel der Firmenerlöse.
Nicht wenige halten auch dies noch für einen Verdient Steve Jobs'. So argumentiert etwa Ian Fogg von IHS Markit: "Vielleicht ist das Steve Jobs' größter Verdienst: der Erfolg seiner Firma nach seinem Tod. Der zeigt nämlich, dass er eine Kultur der Schaffung neuer Produkte eingeführt hat, die beweist, dass sie langlebig ist."
Einen neuen Kurs einschlagen
Unter Cook hat es einen Wandel in der Unternehmenskultur gegeben: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind dramatisch gestiegen - auf ungefähr vier Prozent der Gewinnsumme, unter der Leitung von Jobs waren es gerade zwei Prozent. Das wird sich mittelfristig auszahlen. Es gibt genügend Geldreserven für Investitionen. Und das, obwohl Cook etwas tut, was Jobs vehement abgelehnt hat: Er hat Aktien zurückgekauft und vor allem zahlt er Dividenden.
Kann Cook das Interesse der Kundschaft an Neuheiten genauso virtuos hochhalten, wie Jobs das konnte? Das wird die Zukunft zeigen. Bislang hat es unter Cook nur ein wirklich neues Produkt ins Angebot geschafft: die Apple Watch. Nicht gerade ein umwerfender Erfolg. Aber bei - geschätzt - rund 15 Millionen verkaufter Uhren im ersten Jahr kann man auch nicht von einem Flop sprechen.