Stichwahl um Präsidentenamt in Guinea
6. Oktober 2010Wochenlang hatte es Spekulationen um den Wahltermin gegeben. Ursprünglich sollte der zweite Wahlgang am 18. Juli stattfinden, wurde dann aber ohne Nennung von Gründen verschoben. Auch eine für den 19. September geplante Stichwahl wurde abgesagt und der Termin ausgesetzt. Die Wahlkommission teilte mit, eine Druckerei in Südafrika habe die bestellten Wahlkarten nicht geliefert. Außerdem war es im Vorfeld des angesetzten Wahltermins zu Zusammenstößen zwischen Anhängern der beiden Kandidaten gekommen.
Stichwahl mehrfach verschoben
Unter anderem ging in der Hauptstadt Conakry ein Lagerhaus in Flammen auf, in dem Unterlagen für die Wahl aufbewahrt wurden. Die Wahlkommission erklärte, Auslöser des Brandes sei ein Kurzschluss gewesen. Anhänger des aussichtsreichsten Kandidaten für das Präsidentenamt, Cellou Dalein Diallo, warfen der Militärregierung unter dem Übergangspräsidenten und Junta-General Sékouba Konaté jedoch umgehend Sabotage vor. Sie habe erneut versucht, die bereits mehrfach verschobene Stichwahl zu behindern.
Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl am 27. Juni hatte der frühere Ministerpräsident Diallo 44 Prozent der Stimmen erhalten. Sein Konkurrent, der frühere Oppositionspolitiker Alpha Condé, kam auf 18 Prozent.
Erste freie Wahl seit 52 Jahren
Es war die erste freie Wahl seit der Unabhängigkeit Guineas von Frankreich vor 52 Jahren. Ab 1958 wurde das Land zunächst 26 Jahre lang von dem autoritären Präsidenten Ahmed Sékou Touré regiert. Nach seinem Tod 1984 putschte sich Lansana Conté an die Macht und herrschte 24 Jahre lang mit eiserner Hand. Während seiner Herrschaft war Diallo zeitweise Regierungschef. Nach Contés Tod Ende 2008 fand ein Putsch unter der Führung von General Sékouba Konaté statt.
Internationales Entsetzen löste im September 2009 die blutige Niederschlagung einer Oppositionskundgebung in Conakry aus. Mindestens 156 Oppositionelle wurden in einem Stadion getötet. Nach dem Blutbad einigte man sich auf eine Übergangsregierung, die die Wahlen vorbereitete.
Guinea ist reich an Rohstoffen wie Bauxit, Eisenerz, Diamanten und Gold. Trotzdem lebt die Bevölkerung in bitterer Armut.
Autorin: Klaudia Pape (ap, afpd, dap)
Redaktion: Christine Harjes