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Stichwort: Die Marine und ihr möglicher Auftrag im Nahost-Konflikt

18. August 2006

Die Bundesregierung plant einen Einsatz der Marine im Rahmen der UN-Friedensmission im Nahen Osten. Sie soll Nachschubwege für die Hisbollah abschneiden.

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Könnte bald vor der Küste des Libanon kreuzen - das Lazarett-Schiff 'Frankfurt am Main'Bild: AP

Die deutsche Marine soll bei der Ausgestaltung des UN-Mandats zur Friedenssicherung in Nahost Teil einer multinationalen Task Force zur Überwachung der libanesischen Küste werden. Im Gespräch ist die Entsendung eines Lazarettschiffs und von Fregatten zur Verhinderung von Waffenlieferungen an die Hisbollah.


Für das Lazarettschiff bedarf es nicht der Zustimmung des Bundestages, weil sein Einsatz unter humanitäre Hilfe fällt. Die Entsendung eines Kriegsschiffes wie einer Fregatte allerdings bedürfte eines Bundestagsmandats.

Eventuell auch Tornados zur Überwachung

Verteidigungspolitiker in Berlin wiesen am Freitag darauf hin, dass dazu die etwa 200 Kilometer lange Küste Libanons in so genannte Boxen mit einer Ausdehnung von 50 mal 50 Kilometer aufgeteilt werden soll.

Die deutsche Marine könnte eine oder zwei dieser "Boxen" überwachen. Denkbar sei, dass sich an dieser Überwachung auch Aufklärungs-Tornados der Luftwaffe beteiligen. Der gesamte Seeraum vor der Küste Libanons werde durch multinationale Marine-Einheiten überwacht, hieß es.

Schwimmendes Lazarett

Das Lazarett-Schiff "Frankfurt am Main" wird wahrscheinlich in der Zwölf-Meilen-Zone vor der Südküste Libanons eingesetzt. Die 174 Meter lange und 24 Meter breite "Frankfurt am Main" gilt als "schwimmendes Kreiskrankenhaus". Das Schwesterschiff "Berlin" war während der Tsunami-Katastrophe 2005 vor der indonesischen Provinz Aceh eingesetzt. Beide Einsatzgruppenversorger können als Marine-Einsatz-Rettungszentrum (MERZ) zu einem Container-Hospital umgerüstet werden. Die "Frankfurt am Main" ist in Kiel stationiert.

Die "Berlin" kommt für einen kurzfristigen Einsatz nicht in Frage, da sie derzeit in der Werft bearbeitet wird. Bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten (34 km/h) bräuchte die "Frankfurt am Main" bis zu zwei Wochen für die Seestrecke von Norddeutschland bis zur libanesischen Küste.

Marine weltweit aktiv

Auf den Lazarett-Schiffen können 45 Patienten mit allen medizinischen Maßnahmen versorgt werden. Mehrere Ärzte und sonstiges Fachpersonal sind mit an Bord. Sie gehören zu einer Besatzung von rund 160 Soldatinnen und Soldaten. An Bord ist auch eine Einrichtung für Intensivmedizin. Zwei Hubschrauber vom Typ "Sea King" ergänzen die Ausstattung.

Bereits jetzt beteiligen sich die Seestreitkräfte an zwei internationalen Einsätzen. Die Fregatte "Schleswig-Holstein" kontrolliert die Seewege am Horn von Afrika im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Enduring Freedom", die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gestartet wurde. Im Mittelmeer beteiligt sich ein deutsches U-Boot an der NATO-Operation "Active Endeavour". Zudem ist die Deutsche Marine in vier ständigen NATO-Verbänden vertreten.

Noch Kapazitäten

Trotzdem hat sie noch ausreichend Kapazitäten für weitere Einsätze. Von ihren 15 Fregatten stehen beispielsweise derzeit nur sieben wegen Einsätzen, Manövern und Ausbildungsfahrten nicht zur Verfügung.


Die deutsche Marine ist mit 24.000 Soldatinnen und Soldaten die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr. Hauptstützpunkte der Marine sind Kiel, Eckernförde, Wilhelmshaven, Olpenitz und Warnemünde. Oberster Marinesoldat ist der Inspekteur der Teilstreitkraft, Vizeadmiral Wolfgang E. Nolting. (stl)